PR TB 040 Herr über Die Toten
kennzeichnete seinen hohen Rang.
Mit ausgestreckter Hand eilte er an mein Bett.
“Ich freue mich, Sie wieder bei Bewußtsein zu sehen,
Lun!” rief er mit einem Temperament, das an dem sonst so
ernsten, humorlosen Mann überraschen mußte. “Danke,
Sir!” entgegnete ich und ergriff die dargebotene Hand. “Mir
geht es ausgezeichnet, Sir!”
Rhodan ließ sich in die Sitzschale sinken, die Elena von
einem kleinen Schreibtisch aus vor mein Bett gesteuert hatte.
“Sie haben die CREST II gerettet, Lun. Wissen Sie auch, daß
die Katastrophe nur fünfzehn Minuten später eingetreten
wäre?! Zwei Drittel der Besatzung befanden sich bereits in den
Beibooten, als. sich die Tätigkeit des Hauptgenerators endlich
wieder normalisierte.”
Ich merkte, daß ich errötete. Mir war es stets
peinlich, wenn michjemand so lobte wie er eben.
“Wahrscheinlich lag der Fehler am Robotschaltsektor, Sir.”
“Sie wissen es nicht?” fragte Rhodan verblüfft.
Ich schüttelte den Kopf.
“Tut mir leid, Sir. Wie Sie vermutlich erfahren haben,
benutzte ich einen Illusionskristall zum Aufspüren des Fehlers.
Ich arbeitete also in einer imaginären Traumwelt und kann mich
auch nur an diese erinnern. Aber ich dachte mir vorher schon, daß
der Fehler nur am Schaltsektor liegen könnte. Wenn ein
Energieapparat
durchgeht, so liegt das fast immer an fehlender Steuerung des
Fusionsvorganges.” “Ihre Kalkulation stimmt.” Perry
Rhodan sah mich nachdenklich an. Dann lächelte er wieder. “Ein
komplettes Schaltsegment war ausgefallen, durch einen Kurzschluß
zusammengeschmolzen. Dabei hatte die Hitze die Reparaturautomatik
zerstört, so daß der Fehler nur von außen hätte
behoben werden können. Das allerdings wäre eine Arbeit von
mindestens zwölf Stunden Dauer gewesen; und so viel Zeit hatten
wir nicht. Man konnte bisher noch nicht genau feststellen, wie Sie
den Fehler beseitigten, aber Hefrich vermutet, Sie hätten die
fehlgeleitete Energie derart in feste Materie -wahrscheinlich
hochwertiges Leitermetall verwandelt, daß das ausgefallene
Schaltsegment überbrückt wurde.”
Ich mußte unwillkürlich an meinen Kampf gegen den
illusionären Schneesturm denken. Wenn das stimmte, was der
Leitende Ingenieur vermutete, dann wunderte es mich nicht mehr, daß
der Kampf gegen die Naturgewalten jener Traumwelt meine psychische
und physische Energie fast aufgezehrt hatte. Glücklicherweise
ersetzte mein Metabolismus die verbrauchte Energie schneller als bei
jedem Terraner. Das legte den Schluß nahe, daß ich am
Rande des Todes geschwebt hatte. Immerhin waren zwischen meinem
Eingreifen und meinem Erwachen acht Stunden vergangen, wie ich an dem
Zeitschreiber über der Schaltkonsole sah.
“Wir alle sind Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, Lun”,
fuhr Rhodan fort. “Kann ich Ihnen irgendeinen Gefallen tun?
Wennja, sagen Sie es mir.”
Ich lächelte still in mich hinein.
“Ja, Sir!” erwiderte ich leise. “Sobald wir auf
Gleam gelandet sind, benötige ich eine Space-Jet mit normaler
Besatzung. Es wäre nützlich, wenn ein Mitglied der
Besatzung gründliche Kenntnisse der menschlichen Psyche
besäße…”
Rhodan wölbte die Brauen.
“Ich möchte nach Greenish-7 fliegen, Sir”, fügte
ich hinzu. “Sie sind sicher informiert über das Erlebnis,
das Captain Eyseman auf der Eiswelt hatte.”
Der Großadministrator erhob sich.
“Ich verstehe. Das Geheimnis von Maa Duun interessiert Sie
natürlich. Selbstverständlich erfülle ich Ihnen den
Wunsch, Lun. Wenden Sie sich bitte an Captain Eyseman. Er soll Sie
bei der Auswahl der Besatzung beraten. Und was die
psychologischenKenntnisse angeht… hm… !”
Er rieb sich das Kinn. Offenbar gab es auf der CREST II keinen
ausgebildeten Astronauten, der gleichzeitig Psychologe war.
“Darf ich etwas sagen, Sir?” warfElena Jossipowa
plötzlich ein.
Rhodan und ich wandten uns um. Wir hatten die Anwesenheit der
Neurologin völlig vergessen gehabt. Ich wußte bereits, was
Elena sagen wollte, noch bevor sie damit angefangen hatte.
“Bitte, reden Sie ruhig!” antwortete Rhodan.
“Sir, ich bin zwar Fachärztin für Externe
Neurochirurgie, aber mein Vater war Handelsschiffer. Die ganze
Familie lebte auf seinem Schiff, und sobald wir Kinder das
entsprechende Alter erreicht hatten, mußten wir uns nützlich
machen. Ich interessierte mich besonders für die
Maschinenanlage. So steckte mich mein Vater als Hilfskraft in den
Maschinenleitstand. Ich eignete mir im Laufe der Jahre alles an,
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