PR TB 042 Das Erbe Der Jahrtausende
daß sich jemand neben ihn
setzte und ihn anblickte. Müde und hoffnungslos wandte er den
Kopf und sah in die Augen Pilar Accartis.
»Miguel war der einzige, Sherpa«, sagte sie leise.
»Wir versuchten, ihn zurückzuhalten, aber wir waren
unsicher. Es sieht sonst so aus, als würden wir uns vor dir
aufspielen.«
»Schon gut«, sagte er. »Ich glaube, es mußte
sein.«
»Ja. Darf ich dir etwas sagen, Sherpa?«
»Ja, natürlich. Was?«
Sie lächelte. Dann deutete sie nach rückwärts, in
die Richtung des Feuers.
»Eine Art Grußbotschaft. Ich soll dir ausrichten, daß
wir dich verstehen. Wir mögen dich sehr, weil wir dich
verstehen. Savvy? Weißer Mann er sein guter Führer.«
Sherpa mußte lachen, obwohl es ihm nicht danach zumute war.
»Kolonisten«, sagte er sehr leise in Trepang, »sie
sein prächtig gut Volk.«
»Savvy«, erwiderte sie. »Reiten wir morgen
weiter?«
»Nein«, sagte er. »Erst einen Tag später.
Wir sind alle sehr müde. Morgen werden wir schlafen, solange wir
können.«
Er begann wieder Hoffnung zu schöpfen, nachdem Pilar gegangen
war. Offensichtlich war doch nicht alles sinnlos. Er würde lange
brauchen, um alles verarbeiten zu können. Alles, was in dieser
Nacht gesagt worden und geschehen war.
Er blieb im Dunkel und kletterte in seine Matte.
Irgendwann hörten die krachenden Schläge der Trommel
auf.
3.
Ein Bild begleitete die dreißig Kolonisten und ihren
Anführer während der Tage, in denen sie ritten und
rasteten, jagten und brieten, schliefen und sich mit Vibromessern
einen Pfad durch den Dschungel
schnitten.
Ein Bild:
Sherpa sah schweigend auf den Häuptling herab, der neben ihm
stand.
»Dort drüben«, sagte Alarnapoy unbestimmt.
Sherpa blieb unbewegt.
»Bist du jemals dort gewesen, Alarnapoy?«
»Nein. Niemals. Keiner von uns hat sie gesehen.«
»Glaubst du, daß thu isin Lharsa ihn finden wird, den
Berg?«
» Wer kann es wissen? Aber..«
»Ja? Sprich!«
»Sucht nicht nach MANETHO, Sherpa. Sucht nicht danach. Es
wird euch umbringen.«
Sherpa deutete nach oben und schüttelte den Kopf.
»Wir ritten zuerst nach Westen, dann drehten wir nach
Südwesten, schließlich ritten wir nach Süden. Wir
werden auch nach Osten reiten und nach Norden. Und wir werden Falkayn
finden. Lebend oder tot.«
Alarnapoy kam ganz dicht an Sherpa heran und flüsterte
eindringlich:
»Such nicht nach MANETHO. Ihr werdet alle sterben. Niemand,
der lebt, kennt die Stadt. Glaubt mir. Ich kenne alles, was in den
Wäldern vorgeht. Sucht Gold oder Liebe, sucht Steine oder
versunkene Kulturen. Aber sucht nicht nach MANETHO.
Ihr werdet Falkayn finden - aber MANETHO wird euch töten.«
»Wo liegt MANETHO, Häuptling?« fragte Sherpa
eindringlich.
»Irgendwo im Norden. Unter den Wolken.«
Sherpa blickte in die dunklen Augen des Häuptlings und
erkannte darin die Furcht des Mannes vor einem. Geheimnis, das größer
sein mußte als jedes hier existierende Problem. Er schauderte
bei dem Gedanken an das, was sie erwartete und hob die Hand senkrecht
in die Höhe. Das war ein Zeichen.
»Wir reiten weiter!« sagte er laut.
Der Häuptling sah ihnen nach, bis sie hinter der Biegung des
Flusses verschwunden waren. Dann senkte er den Kopf und ging zurück,
um zu jagen.
Ein neuer, langer Tag hatte begonnen.
***
Sie brauchten dreiundvierzig Tage, um bis nach
Zwei-Flüsse-rennen-nebeneinander zu gelangen. Jeder einzelne
dieser Tage war angefüllt mit neuen Eindrücken. Die
einunddreißig Menschen hatten inzwischen jedes überflüssige
Gramm Fett verloren, hatten Muskeln angesetzt und verhielten sich,
als wären sie Teil der Wälder. Sie hatten Raubtiere
geschossen, waren von einem Stamm überfallen worden und hatten
davon Narben zurückbehalten.
Sie kannten eine Menge Techniken, die sie praktisch erprobt
hatten.
Jeder von ihnen sprach inzwischen die »wahre Sprache«
fast vollkommen. Zwar waren ihnen nicht alle Vokabeln bekannt, aber
sie konnten ausdrücken, was sie wollten.
Sie hatten das Überleben geprobt.
Tests, um die Eßbarkeit von Wurzeln, Insekten und Schlangen
festzustellen. Von Früchten und Kräutern, mit denen man
Wunden heilen konnte. Sie hatten Ausrüstungsgegenstände
verloren und waren drei Tage geritten, um sie zu suchen. Und weitere
vier Tage, um den Zug wieder zu erreichen.
Sie schliefen schlecht, wenn die ständigen Geräusche des
Waldes für einen Moment stärker wurden oder versiegten.
Sie waren sehnig, sonnenverbrannt und gereifter.
Eines der Tiere, die das Gepäck
Weitere Kostenlose Bücher