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PR TB 042 Das Erbe Der Jahrtausende

PR TB 042 Das Erbe Der Jahrtausende

Titel: PR TB 042 Das Erbe Der Jahrtausende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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dann geschah?«
    »Mein Gedächtnis ist gut.«
    »Ah - du hast in dieser Nacht zwei Töchter verloren.
Jene, die Falkayn mit sich nahm und Alissar, die mit mir ging. Ist
das beim Gebel al Ashdar Sitte?«
    »Mädchen haben eigenen Willen. Sie kommen und gehen,
wann es ihnen gefällt, mit wem es ihnen gefällt. Du
gefielst Alissar.«
    »In der Tat«, erwiderte Sherpa lakonisch. »Was
ist in eurem Wein, das Männer töten kann?«
    Der Häuptling schwieg. Als er sich umdrehte und seine Hand
auf Sherpas Schulter legte, war sein Gesichtsausdruck nicht mehr
derjenige eines stolzen Jägers, sondern der eines Mannes, der
die gesammelte Weisheit von hundert Generationen Häuptlingen in
sich trug. Seine Augen wirkten plötzlich unglaublich alt.
    »Weißer Mann«, sagte er leise, so daß
Sherpa Mühe hatte, die Worte zu verstehen, »du und thu
isin Lharsa, jener, der Blitze schleudert am Tage, kamt hierher. Ihr
wart freundlich, verständnisvoll und alt genug, um Brüder
von mir zu sein. Es war eine Ehre für Gebel al Ashdar, Wein zu
bringen und zu tanzen. Wir dachten, daß ihr so wäret wie
wir. Das war falsch.«
    Sherpa schwieg und wartete. Kam er der Enthüllung näher?
    »Nichts, was hier geschah, ist rätselhaft. Viele
Tropfen ergeben einen breiten Fluß. Alles, das, was Falkayn und
du in früheren Jahren erlebt hattet, half zusammen. Dazu kamen
die verwirrenden, gedankentötenden Muster des Tanzes. Dazu kam
unser wilder Wein. Und in euch brach ein Staudamm. Jeder offenbarte
den Teufel in sich.
    Falkayn ging, um Macht zu gewinnen. Er ging, um MANETHO zu finden.
    Du warst anders. Stärker. Aber dein Teufel ist die
Gleichgültigkeit. Sie brach durch und überschwemmte alles.
Und sie blieb, das war es. Was daran ist unnatürlich?«
    »Nichts«, sagte Sherpa nachdenklich. »Aber dies
war nicht der erste Rausch, den Falkayn und ich hatten. Und es war
nicht der erste Tanz, den wir sahen. Warum gerade euer Tanz und euer
Wein?«
    »Warum überflutet der Tibooburrah die Ufer -
plötzlich?«
    »Weil es in seinem Oberlauf regnet.«
    »Es regnete kurz vorher bei euch. Hier trat euer Verstand
über seine Ufer.«
    Sherpa fühlte sich wie betäubt. Wieder hatte sich der
Kreis geschlossen. Er begann und endete auf Wollonggong.
    »Und warum klammerte sich Alissar gerade an mich?«
    Der Häuptling lächelte weise.
    »Sie war reif zur Liebe. Und sie trank vom Wein und sah den
Tanz. Einundzwanzig Jahre fiel bei ihr der Regen. An diesem Abend, in
dieser Nacht, überschritt sie die dämmenden Ufer. Und sie
überschwemmte dich. Die Frucht, die reif ist, fällt vom
Zweig. Ihr ist es gleich, wer sie aufhebt.«
    Es gab nichts mehr zu fragen, jedoch gab es auch nichts, was
klarer geworden war. Alles, das scheinbar wie ein Zufall ausgesehen
hatte, erwies sich als logische Folge von Ereignissen, die
unabänderlich einer Lösung entgegentrieben. Alles das war
innerhalb weniger Stunden hier geschehen. Rätselhaft blieb nur
    noch, aus welchen Gründen die Widerstandskraft beider Männer,
Carmichaels und Falkayns, gerade nach den zweihundert Tagen auf
Wollonggong geschwächt war.
    Sherpa schüttelte den Kopf und stand auf.
    »Ich danke dir, Häuptling. Kam Falkayn jemals zurück?«
    Alarnapoy breitete beide Arme aus, als wolle er etwas andeuten,
das Sherpa nicht verstand.
    »Nein. Niemals. Aber vor vierzig Tagen lebte er noch.
Wanderer haben ihn gesehen.«
    »Wo?«
    »Bei Zwei-Flüsse-rennen-nebeneinander, tief im Wald.«
    Sherpa dankte und blickte ins Feuer. Seine Augen suchten die
wirre, aufgelöste Kulisse des Kreises ab. Plötzlich
erstarrte Carmichael und holte dann tief Atem.
    »Alarnapoy?«
    »Sherpa?«
    »Ich muß deinen Tanz stören. Ich habe die
Verantwortung für dreißig junge Leute übernommen. Was
ich tun werde, muß sein.«
    »Niemand wird dich hindern.«
    Sherpa sah, von den zuckenden Flammenspitzen in schwankendes Licht
getaucht, zwei Gestalten. Eine von ihnen war ein Kolonist, und er
schwankte leicht. Wie ein Schilfrohr, wenn sich nach Mittag der Wind
erhob. Er hatte einen Arm um die Hüfte einer Eingeborenen
gelegt, die nicht mit den weißen Streifen der Tänzerinnen
verziert war. Der andere Arm war erhoben; die Finger streiften das
Lederband aus dem gelben Haar. Die Situation war eindeutig, und
gerade jetzt ergriff das Mädchen die Hand des Kolonisten und zog
ihn mit sich. Sie tauchten in den Schatten zwischen zwei Hütten.
    Bedächtig zog Sherpa den Daumen seines Handschuhs fest, hörte
das Klick des Magnetverschlusses und ging schnell

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