PR TB 046 Planet Unter Quarantäne
genügt
danach nicht, dass man die Ruhepausen des Gehirns abschaffen will und
sich deshalb mit den Methoden des Ezialismus behandeln lässt,
nein, nein. Für einen Erfolg entscheidend ist, dass man an den
Ezialismus glaubt!«
Daniel Branquard, der Mikrochirurg, der in der ersten Reihe saß,
stand auf und wandte sich halb an die Hörer, als er sagte:
»Wenn ich Sie recht verstehe, Professor, dann ist es mit dem
Ezialismus dasselbe wie mit der Geisterbeschwörung. Es können
Hunderte Personen bei einer spiritistischen Sitzung anwesend sein,
aber nur die echten Spiritisten werden den
gerufenen Geist tatsächlich zu sehen bekommen.«
Verhaltenes Lachen wurde laut. Mit einem gutmütigen Lächeln
sagte Flensh Tringel: »Es werden auch jene Personen Geister
sehen, die einem Hypnotiseur unterliegen. Aber wo sehen Sie die
Parallele zum Ezialismus?«
»Sie liegt auf der Hand«, sagte Daniel Branquard
triumphierend. »Sie verlangen blindes Vertrauen zum Ezialismus,
noch bevor ein sichtbares Ergebnis da ist. Aber nur Narren werden
sich darauf einlassen.«
Chester Wyland war etwas betreten durch die heftige Reaktion des
Mikrochirurgen, und ähnlich musste es auch den anderen ergehen,
denn sie schwiegen und konzentrierten ihre Blicke auf irgendwelche
fiktive Punkte. Daniel Branquard verließ mit einem spöttischen
Blick auf Tringel den Vortragssaal.
Danach stellte sich ein unbehagliches Schweigen ein, das nur von
gelegentlichem Füße scharren unterbrochen wurde. Professor
Flensh Tringel hielt die Augen einige Sekunden geschlossen; als er
sie wieder öffnete und die restlichen Versammelten betrachtete,
war nichts mehr von der eben erlittenen Schlappe in ihnen zu
erkennen.
»Es tut mir leid«, erklärte er mit unveränderter
Stimme, »dass es zu diesem Zwischenfall gekommen ist. Aber
anscheinend bin ich missverstanden worden. Ich hätte von
niemandem eine bedingungslose Kapitulation vor dem Ezialismus
verlangt, im Gegenteil, ich hatte einige anschauliche Bereiche der
Extra Zerebralen Integration im Programm, aber… darüber in
meiner morgigen Vorlesung.«
Er stand abrupt auf. Er machte eine leichte Verbeugung und wollte
durch die kleine Seitentür hinausschlüpfen, als Chester
Wyland ihn anrief.
»Professor Tringel«, sagte er, als der Ezialist
abwartend stehenblieb, »Sie könnten Ihre Ausführungen
ebenso gut noch
heute abschließen.«
Tringel lächelte. »Nein, Kommandant. Selbst wenn sich
dieser Zwischenfall nicht wiederholt, so ist die Aufnahmefähigkeit
meiner Zuhörer doch beeinträchtigt. Da könnte ich
gleich zu Wänden sprechen. Ich sagte schon, dass man an den
Ezialismus glauben müsste, oder zumindest doch keine Vorurteile
gegen ihn haben dürfte, um Nutzen aus ihm zu ziehen. Heute wäre
jedes weitere Wort überflüssig, morgen ist ein besserer
Tag.«
Damit ging er. Chester Wyland traf den Ezialisten eine Stunde
später in der Messe. Er saß allein an einem Tisch bei
einer Tasse Kaffee, die er noch nicht berührt hatte, und
grübelte über einigen Papieren. Chester Wyland ging zu ihm
hin.
»Darf ich mich zu Ihnen setzen?« fragte er.
»Ah, Kommandant«, machte Flensh Tringel erfreut. »Aber
natürlich. Setzen Sie sich, bitte.« Mit flinken Fingern
faltete er die Papiere zusammen und schob sie in die Innentasche
seiner Bluse.
Wyland deutete mit dem Kopf darauf. »Ezialistische
Geheimnisse?« fragte er.
»Der Ezialismus hat keine Geheimnisse«, wich Flensh
Tringel aus. »Es handelt sich um Pläne eines Roboters, an
denen ich noch einige Änderungen vornehmen möchte. Ein
Prototyp wurde danach zwar schon gebaut, aber ich glaube, die Praxis
wird mir zeigen, dass noch einiges zu ändern ist. So ist es ja
immer mit den Prototypen: erst in der Anwendung zeigen sich die
Mängel.«
»Ein Roboter?« erkundigte sich Wyland. »Ich
wusste gar nicht, dass sich der Ezialismus mit Kybernetik
beschäftigt.«
»Nur ganz am Rande«, erwiderte Tringel. Er wirkte
nachdenklich, und Wyland schien es, dass er ein Anliegen habe, das
vorzubringen er sich scheute.
Deshalb wollte er ihn ermutigen. »Ich hoffe, Sie werfen die
Flinte nicht ins Korn, Professor. Es gibt genügend Männer
an Bord, die sich für den Ezialismus interessieren, mich
eingeschlossen. Der Zwischenfall mit Daniel Branquard hat nichts zu
bedeuten und sollte Sie jedenfalls nicht dazu verleiten, voreilige
Schlüsse auf das Interesse der anderen zu ziehen.«
Professor Tringel lächelte in seiner gutmütigen Art.
»Danke für Ihre aufmunternden Worte, aber es
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