PR TB 046 Planet Unter Quarantäne
zu seinen Lebzeiten öffneten oder
nicht. Er war hier, um Fragen in Glaubensdingen zu beantworten.
Andere Belange gingen ihn nichts an.
In diesem Augenblick drang von der Straße herein ein
markerschütternder Schrei - Marasch letzte Auflehnung gegen das
ihm zugedachte Schicksal - und zerschlug die heilige Stille.
Pharon wurde seinem Vorsatz untreu und rannte auf die Straße.
Die Szene, die er sah, lahmte ihn.
Beiderseits waren zwei Jäger postiert. Sie standen steif wie
Statuen, und in ihren Händen glitzerte das Metall von
Feuerwaffen. Vierzig Schritte hinter ihnen lag Marasch winselnd auf
den Steinstufen des Jägerheims. Vor ihm, mit dem Rücken zu
Pharon, stand der eine Jäger, der Marasch abgeholt hatte. Er
hatte seine Kapuze zurückgeklappt und starrte auf den Exprediger
hinunter. Marasch hob zögernd, fast qualvoll den Kopf und
blickte in das Gesicht. Wieder schrie er gepeinigt, und als sich der
Jäger ihm nun näherte, raffte er sich auf und kroch auf
allen vieren zur Schwingtür hinauf. Plötzlich schien ihm
bewusst zu werden, wohin er kroch, und er wollte umkehren, aber da
ergriffen ihn zwei schwarze Hände, die aus der Türöffnung
schössen, und zogen ihn ins Dunkel. Pharon sah noch einmal die
fetten Beine strampeln, dann war Marasch verschwunden.
Der eine Jäger zog sich die Gesichtsmaske über. Die
anderen beiden, die die Straße flankiert hatten, folgten ihm
ins Jägerheim.
Pharon kehrte in die Andachtshalle zurück.
»Es ist egal, was mit Marasch geschieht!«, sagte er
sich laut vor. »Ja, es ist egal. Ich habe nun eine heilige
Aufgabe.«
»Was ist egal?« frage eine jugendliche Stimme, in der
die Angst mitschwang. »Was geschieht mit Marasch?«
Pharon sah überrascht auf. Aus der Tür, aus der vor
kurzem Marasch gekommen war, stand ein junges Mädchen in einem
spitzenbesetzten Morgenmantel. Die Schreie haben sie geweckt, dachte
Pharon. Und er dachte im ersten Moment auch, dass es sich um eine
Kokotte handelte, wie sie sich manche verantwortungslose Prediger
hielten. Aber dann sah er die Feuerwaffe in ihrer Hand.
»Was ist mit meinem Vater?« fragte das Mädchen
verzweifelt.
»Ich bin der neue Prediger«, sagte Pharon.
Das Mädchen taumelte und brach ohnmächtig zusammen.
4.
Zwei Tage nach dem Start von Opposite befand sich die Ex-EZI l auf
einem langsamen Linearflug zu einer Sonnenballung, dreitausend
Lichtjahre vom Whilor-System entfernt, die der Schiffsastronom
Phillip Rieda als Drei-Finger-Nebel bezeichnete. Es gab für
dieses galaktische Sternensystem wohl eine Nummer im Sternenkatalog,
aber da man aus Richtung Whilor-Sonne tatsächlich den Eindruck
von drei mahnenden Fingern hatte, ließ Chester Wyland die
individuelle Bezeichnung für den Zeitraum des Projekts gelten.
Chester Wyland hatte die Erfahrung gemacht, dass es bei einem
Testflug von Vorteil war, wenn sich die Mannschaft eine Zeitlang
einspielte, bevor sie an die Erledigung der gestellten Aufgabe ging.
Deshalb ließ er sich Zeit damit, den Drei-Finger-Nebel zu
erreichen. Ihr erstes Ziel war eine Sonne im Vorraum der eigentlichen
Sonnenballung.
Als Psychologe sah Chester Wyland seine Hauptaufgabe während
des routinemäßigen Fluges darin, die einzelnen Mitglieder
der Mannschaft zu einem Ganzen zusammenzuschweißen. Natürlich
hatte es sich ergeben, dass einige Männer durch die Bande
jahrelanger Freundschaften zueinandergefunden hatten, andere wieder
freundeten sich schnell miteinander an, weil sie gleiche
Interessengebiete hatten - das war alles in Ordnung. Aber Chester
Wyland war der Mann, der die privaten Zuneigungen und die
Freundschaften, die aufgrund gleichartiger Interessen und verwandter
Arbeitsbereiche zustande kamen, koordinierte. Kurz und bündig
hieß das: Er vermittelte Freundschaften, ohne dass es die
Betroffenen merkten.
Im Augenblick »arbeitete« er an einer neuen
Freundschaft. Die eine Komponente hieß Professor Flensh
Tringel, Ezialist -die andere war er selbst. Chester Wyland wir sehr
skeptisch,
was den Erfolg seiner Bemühungen anging, obwohl eigentlich
die Ausgangsbasis für eine Freundschaft nicht besser sein
konnte. Denn Chester Wyland legte alle seine Fähigkeiten in
diese Anbahnung, und Professor Flensh Tringel zeigte sich sehr
geneigt, mit allem und jedem in Frieden zu leben. »Jeder, der
mit seinem Universum in friedlicher Koexistenz leben möchte,
sollte seine eigene Bereitschaft zuerst zeigen und dann erst einen
Gegenwert verlangen.« Und danach handelte Flensh Tringel. Er
ging sogar noch
Weitere Kostenlose Bücher