PR TB 046 Planet Unter Quarantäne
ihm noch Zeit, einer Vorlesung des Xenologen Rani
Sabasch beizuwohnen, der sich mit der Frühgeschichte der
kriegerischen Blues beschäftigte. Viel später, nachdem sie
sich bereits einige Zeit im Positionsflug vorwärtsbewegten, rief
der Astronom Phillip Rieda die Abteilungsleiter zu einer Konferenz,
in der er seine eigenen Messungen des Drei-Finger-Nebels mit den
Daten aus dem Sternenkatalog vergleichen wollte. Phillip Rieda war
kein guter Redner, er langweilte seine Zuhörer, indem er sich
langatmig über sein Wissensgebiet ausließ. Er konnte
nichts Neues über den Drei-Finger-Nebel berichten, und der
Tatsache, dass sie dort größtenteils auf Hauptreihensterne
stoßen würden, mit dem üblichen Prozentsatz an Doppel
sternen, konnte niemand einen besonderen Reiz abgewinnen. Aber daraus
wurde klar, dass Rieda diese Versammlung nur einberufen hatte, um
eine Entscheidung über die Aufgabe ihrer Expedition
herbeizuführen. Nachdem er das angedeutet hatte, spielte er
seinen Trumpf aus und erklärte, dass er nach flüchtigen
Untersuchungen ziemlich exzentrische Umlaufbahnen an Doppelsternen
entdeckt habe, die auf Planeten schließen ließen. Exakte
Angaben darüber fanden sich im Sternenkatalog nur spärlich.
Abschließend verlangte Rieda, diese Expedition solle sich
anfangs auf diese Doppelsterne beschränken, da die
Wahrscheinlichkeit unter diesen Bedingungen doch sehr groß war,
einen Planeten mit außergewöhnlicher Flora und Fauna zu
finden; dadurch wäre dann allen Wissenschaftlern an Bord am
meisten gedient.
Da sich die Versammelten aber noch nicht einig werden
konnten, vertagte Chester Wyland die Abstimmung auf den nächsten
Tag. Er selbst suchte Mandells Kabine auf, um zu schlafen.
Er schlief gut, doch als es Zeit zum Aufstehen war, nahm sich der
Weck-Robot seiner wieder an. Gleichzeitig erklang ein honigsüßer
Gesang. Schnell sprang Chester Wyland aus dem Bett.
Ihm rieselte eine Gänsehaut über den Rücken, als er
wieder klar sehen konnte. Da wiegte sich PsychoBoy im Takt seines
Gesanges und straffte mit rhythmischen Bewegungen die zerknautschte
Bettdecke glatt. Das einschmeichelnde Summen des Robots brachte
Wylands Gefühle in einen Widerstreit. Einesteils drängte
alles in ihm, sich auf seinen Peiniger zu stürzen, andererseits
aber faszinierte ihn die Melodie. Dann entmaterialisierte PsychoBoy,
und der Zauber, der Wyland gefangengehalten hatte, verflog und machte
seiner angestauten Wut Platz.
Es war also zwecklos, PsychoBoy entfliehen zu wollen. Tringel
hatte nicht vergessen, ihm einen übernatürlichen Spürsinn
einzupflanzen, aber er hatte nicht daran gedacht, ihm eine Sperre
einzubauen, die man durch Fernlenkung wirksam machen konnte.
Missgestimmter denn je, löste Wyland Mandell in der
Kommandozentrale ab. Die bevorstehenden Vorkommnisse dieses Tages
waren nichts weiter als monotone, nervenzermürbende Routine.
Als dann die Aufgaben dieser Expedition bestimmt werden sollten,
setzte Rieda seinen Antrag durch, wonach das Hauptgewicht auf
Doppelsterne mit Planeten gelegt werden sollte. Danach verlangte der
Astronom auch, dass man den bisherigen Kurs ändere, weil es sich
bei dem Zielstern um einen Delta Cephei-Veränderlichen handelte.
Die Mehrheit schloss sich diesem Verlangen an, und Wyland hatte
nichts
dagegen einzuwenden. Rieda versicherte, dass er die Unterlagen für
die Berechnung des neuen Kurses in spätestens einer halben
Stunde an die Navigation weitergeben wolle. Damit war die Versammlung
zu Ende.
Als Wyland in die Hauptzentrale zurückkam, rief ihn Tringel
über Interkom an und lud ihn zu seiner Vorlesung ein. Wortlos
unterbrach Wyland die Verbindung. Er fürchtete sich vor dem
Schlafengehen, und deshalb stürzte er sich mit Feuereifer in
alle möglichen belanglosen Arbeiten und fiel den Männern,
die mit ihm zu tun hatten, durch seine schlechte Laune auf die
Nerven. Als er dann vor Müdigkeit fast nicht mehr stehen konnte,
fügte er sich ins Unvermeidliche, suchte seine Kabine auf und
legte sich, ohne sich erst auszukleiden, in seine Schlafkoje.
Wyland sah nicht mehr, dass PsychoBoy materialisierte, ihn auszog
und dann behutsam zudeckte und wieder im Hyperraum verschwand. Wyland
schlief fest. Irgendwann, als er noch einige Stunden Schlaf gebraucht
hätte, um ausgeruht zu sein, weckte ihn ein unstillbares
Verlangen. Er musste sich duschen! Dieser Wunsch wurde so heftig,
dass er ihn weckte. Und noch etwas brauchte er unbedingt -
Elektronenklänge!
Duschen und Elektronenklänge
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