PR TB 046 Planet Unter Quarantäne
seine
Pilger bereits befinden mussten, sondern nach Orgedon zurück.
Er würde den Befehl befolgen, den ihm die Stimme gegeben
hatte, denn ihm blieb nichts anderes übrig. Aber die Stimme
hatte ihm nicht verboten, sich vorher um Raschana zu kümmern.
Seltsame Emotionen durchfluteten Pharon seit kurzem. Wenn ihm auch
befohlen worden war, alles zu vergessen, was seit dem Augenblick
geschehen war, als er das Haus des Baders betreten wollte, so hatte
er doch gewisse Ahnungen. Und die gerieten mit seinen
Predigerpflichten in Widerstreit.
Der Fremdling, dem die Stimme gehörte, war ein Freund. Daran
gab es nichts zu rütteln. Welche Ziele verfolgte der Fremdling?
Er wollte Pharon helfen! Auch daran war nicht zu zweifeln. Pharon
konnte sich nur nicht darüber klar werden, welche Art von Hilfe
er benötigte.
In einigen Tagen würde er das Gelobte Land erreichen und
nicht lange danach in Zete-Monas Reich eingehen. Sein Verstand sagte
ihm, dass das Hilfsangebot des Fremdlings sich nicht mit seinen
religiösen Zielen vereinbaren ließ. Was brauchte er denn
jetzt noch, da das Ende des fleischlichen Seins knapp bevorstand?
Es bestand Gefahr.
Es bestand eine große Gefahr! Der Fremdling wollte ihn und
sein ganzes Volk davor bewahren. Aber - welche Gefahr? Pharon sagte
sich, dass die Art nicht von Belang sein konnte, weil ihn der
Fremdling sonst davon unterrichtet hätte.
Fremde, unverständliche Worte waren in Pharons Erinnerung.
Unter dem »Translator« war Pharon die fremde Sprache
geläufig gewesen. Jetzt nicht mehr. Er wusste nicht, welche
Bedeutung die Worte hatten, aber er wusste wohl, was er damit zu
symbolisieren hatte.
Er würde wieder mit dem Fremdling zusammentreffen und ihm
Bericht erstatten.
WEISS bedeutete, dass die Lage unkompliziert war, dass es weder
besondere Vorkommnisse, noch heraufziehende Krisen gäbe.
GELB bedeutete Vorsicht, ORANGE erhöhte Vorsicht und LILA
nahe Gefahr.
Für die gefährlichste Situation gab es das Symbol ROT.
In Pharons Gedächtnis befanden sich noch weitere Symbole, die
in verschiedenen Kombinationen anwendbar waren. PARASIT ANONYM, zum
Beispiel, hieß, dass eine nicht zu nennende, aber anwesende
Person gefährlich werden konnte. Pharons Unterbewusstsein besaß
eine feinere Definition, aber seine Gedanken konnten sie nicht
ausdrücken. Es war eine Art geheime Sprache, die nur Pharon und
der Fremdling verstanden. Für die meisten Begriffe aus Pharons
früherem Leben gab es Symbole. PARASIT stand für Zete-Mona;
die telepathischen Zwillingshunde, die sechsdimensionale Schlange,
der zeitparadoxe Tiger und die Jäger hatten ihre eigenen
Symbole.
Pharon erreichte Orgedon. Seine Gedanken befassten sich wieder mit
Raschana. Vielleicht war sie nicht mehr hier, oder sie war bereits
gestorben, dann hatte er seine Zeit sinnlos vertan. Aber er wusste,
dass er sich ein Leben lang Vorwürfe machen würde, wenn er
nichts zu ihrer Rettung unternommen hätte.
Wie das klang: Ein Leben lang. Er hatte damit natürlich die
Dauer des fleischlichen Seins gemeint. Das war nicht mehr lange, und
danach, verschmolzen mit der Wesenheit Zete-Monas, waren die
menschlichen Sorgen ohnedies bedeutungslos.
Pharon erreichte das Haus des Baders. Finster und scheinbar
verlassen lag es unter ihm. Der Pferdewagen stand immer noch vor dem
Haus. Allerdings waren die Pferde ungeduldig geworden und hatten den
Wagen umgerissen. Jetzt lag er auf
der Seite, die Pferde scharrten unruhig. Pharon landete hinter
ihrem Rücken, damit sie nicht durch den ungewohnten Anblick
scheuten.
Er klappte den »Helm« seines »Druckanzuges«
zurück, um »Sauerstoff« zu sparen. Das waren wieder
drei Symbole, die Assoziationen hervorriefen und bestimmte Handlungen
verlangten. Automatisch griff Pharons Hand auch nach der
Strahlenpistole.
ROT? dachte er. Er blickte sich vorsichtig um. War die herrschende
Stille trügerisch? Oder war sie die natürliche Ursache in
einer verlassenen Stadt…?
Pharon betrat das Haus mit entsicherter Waffe. Bevor er die Stufen
ins Obergeschoss hinaufstieg, lauschte er. Nichts. Nicht das
geringste Geräusch. Als er den oberen Treppenabsatz erreichte,
blieb er wieder horchend stehen.
War da ein Atmen zu hören? Er ging zu der Tür, hinter
der er das Geräusch vermutete. Er riss die Tür auf.
Raschana stand da, mit der einen Hand stütze sie sich an den
Bettrand, die andere war zögernd erhoben.
Bei ihrem Anblick wollte Pharon fast das Herz brechen. »Raschana!«
rief er und wollte ihr in die Arme
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