PR TB 046 Planet Unter Quarantäne
fallen. Sein Blick heftete sich an
ihren fiebrig glänzenden Augen fest, und da übersah er
beinahe, wie es sich in allen dunklen Winkeln des Zimmers bewegte.
Plötzlich waren ein Dutzend Jäger auf den Beinen.
Raschana sagte: »Ich habe dich erwartet, Pharon.«
Natürlich, dachte Pharon, aber du wusstest nicht, dass mich auch
die Jäger erwarteten! Pharon wurde von den heranstürmenden
Jägern nicht überrascht. Er hatte von der Stimme auch für
diese Situation Verhaltensmaßregeln bekommen. Er klappte den
Helm herunter, damit ihn die »Befallenen« nicht
»anstecken« konnten.
So stand er da und schoss seine Blitze aus der
Strahlenpistole in die Mauer von vermummten Gestalten hinein. Die
Lautlosigkeit, mit der die Jäger starben, flößte
Pharon Furcht ein. Er hatte schon mit zwölf Jahren Menschen
sterben gesehen, aber er hatte ihre Todesschreie noch in guter
Erinnerung. Mit all ihrer Kraft hatten sie sich gegen den Tod
gewehrt. Die Jäger hingegen reagierten gänzlich anders.
Ihre Arme machten keine Reflexbewegungen, wenn der heiße Blitz
sie traf, sie schrien nicht, wenn sie verbrannten. Ihre einzige
Reaktion auf die tödlichen Blitze war, dass sie aus der
Schusslinie zu kommen trachteten. Aber wenn sie getroffen wurden,
starben sie stumm und lethargisch.
Der Weg zu Raschana war frei. Die Jäger hatten sich zu den
seitlichen Wänden zurückgezogen und versuchten, Pharon von
den Flanken anzugreifen.
Pharon sprang über die Leichen dreier Jäger hinweg zu
Raschana. Ihre Augen waren weit geöffnet, das Fieber glänzte
in ihnen. Er legte den einen Arm um sie und hob sie auf. Sie erschien
ihm leicht wie eine Feder.
Mit einigen Feuerstößen aus seiner Strahlenpistole
brannte er die Trennwand zwischen den beiden Fenstern zu Asche,
feuerte er noch einige Schüsse in den dunklen Raum hinein, um
die Jäger abzuschrecken, und zündete die Rakete auf seinem
Rücken. Durch die Feuerlohe hindurch, die an den Fenstern
zehrte, schoss er hinaus ins Freie und in den dunklen Himmel hinein,
in dem Umtars kleinere Sonne den Zenit eben überschritt.
Als sich Pharon während des Fluges noch einmal umdrehte, sah
er, wie ihm die Jäger blind folgten und auf die Straße
hinunterfielen.
Pharon flog gen Norden, in die Richtung, die die Pilger Orgedons
einschlugen. Dem Äquator zu.
Die Strahlenwaffe war ihm entfallen, als er auch den zweiten Arm
um Raschana legte. Aber es war kein Verlust für
ihn, er hoffte, dass er sie nie mehr benötigte.
Schreckliche Gedanken kamen in ihm auf. Was hatte er nur getan!
Seine Hände waren mit dem Blut von Jägern befleckt, jener
Auserwählten, die das Antlitz Gottes besaßen.
Ist nicht wahr, meldete sich die Suggestion der Stimme, es waren
Befallene, die du in Notwehr erschossen hast.
Damit beruhigte sich sein geistiger Aufruhr fürs erste.
Dann betrachtete er Raschana, deren Gewicht es kaum spürte.
Ihre Augen waren ausdruckslos. Pharon hatte sie als blühendes
Geschöpf in Erinnerung. Sie war hübsch und anziehend
gewesen. Jetzt war ihre Haut grau, die Wangen eingefallen. An der
rechten Stirn hatte sich ein dunkler Fleck ausgebreitet, der aussah
wie eine tiefe, verschmutzte Wunde.
Pharon konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie nicht
wusste, was um sie geschah. Obwohl sie die Augen geöffnet hatte,
schienen sie nichts von ihrer Umgebung wahrzunehmen.
Sie muss Schmerzen haben, dachte Pharon. Er erinnerte sich der
Schusswunde, die sie in den Gewölben der Aufklärer
abbekommen hatte. Selbst wenn ihr der Bader geholfen hatte, musste
sie nun sehr geschwächt sein. Sie brauchte Ruhe und Schlaf;
deshalb wollte er so rasch als möglich den Pilgerzug erreichen,
um sie gesundpflegen zu können. Und dabei durfte er die
Fluggeschwindigkeit nicht erhöhen, weil die Luftreibung sonst zu
groß gewesen wäre und Raschana gefährdet hätte.
Nach einem kurzen Blick zurück - nur noch ein schwacher
Feuerschein zeigte an, wo Orgedon lag - konzentrierte er sein
Augenmerk auf die Gegend vor sich. Und da sah er die Wagenkolonne,
die am Fuße der Berge durch die Ebene zog.
Er jubelte. Jetzt würde er seine Gemeinde bald erreichen, und
Raschana war in Sicherheit. In einem der Wagen fand sich bestimmt ein
Platz für sie. Dort konnte sie sich ausruhen und wieder zu
Kräften kommen.
Pharon erreichte mit seiner kostbaren Last die Nachzügler der
Kolonne und ging tiefer. Es irritierte ihn für einen Augenblick,
dass die Wagen ihr Tempo beschleunigten, aber dann dachte er daran,
dass seine ungewöhnliche
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