PR TB 050 Im Banne Des Roten Mondes
der angegebenen Stelle zu Boden fallen.
Brigham ging vorsichtig näher. Er redete ununterbrochen auf
die Echse ein, wehrte die unsicher geführten Tatzenhiebe mit der
Schutzgabel ab und erreichte es nach einer halben Stunde, daß
sich das Tier von ihm streicheln ließ.
Als er zu Rhodan zurückkehrte, wischte er sich den Schweiß
von der Stirn und lachte.
„So etwas ist Schwerarbeit, mein lieber Ilja. Aber die
Zooaufkäufer nehmen nur Tiere ab, die daran gewöhnt sind,
einen Menschen als Herrn anzuerkennen."
„Alle Achtung!" sagte Rhodan, und er meinte es
tatsächlich so. „Ich hätte mich nicht zu dieser
Bestie gewagt."
Er wandte sich halb um und deutete auf den Shemba, der sich auf
den Rücken des riesigen Raubsauriers geschwungen hatte.
„Aber Ihr Diener scheint um einige Grade besser zu sein. Er
hat keinerlei Werkzeuge benutzt. Oder ist das Tier schon an ihn
gewöhnt?"
Brigham schüttelte den Kopf.
„Er macht es eben auf die sanfte Tour. - Kommen Sie, Ilja!
Es ist Zeit zum Lunch!"
Während er neben Brigham zum Haus zurückging, dachte
Rhodan angestrengt nach.
Tsung Brigham hatte ganz offensichtlich nicht auf die besonderen
Fähigkeiten des Shembas eingehen wollen, obwohl es auf der Hand
lag, daß Umo sie benutzte, um sich die Tiere gefügig zu
machen.
Die Frage war nur, ob sich hinter dem abrupten Ablenkungsmanöver
des Tierfarmers ein schlechtes Gewissen verbarg - oder nur die
verständliche Absicht, Fremde nicht auf die Parafähigkeit
seines Dieners aufmerksam zu machen.
Der Tag verging mit Besichtigungen der Tiere und der Fahrzeuge des
Tierfängers. Am Nachmittag fuhren Brigham, Rhodan und Mulongo
mit einem Gleiter zu einem Gebirge östlich von Hunting Lodge. Es
war ein noch junges Gebirge vulkanischen Ursprungs, und seine Täler
waren von Schwefeldünsten und dem Wasserdampf kochender Geiser
erfüllt. Tsung Brigham kontrollierte seine Fallen; aber nur zwei
kleinere Pflanzenfresser hatten sich darin gefangen. Das eine Tier
ließ Brigham wieder laufen, weil er dafür keine Verwendung
hatte, das andere nahm er mit.
Am Abend verließen Rhodan und Mulongo das Haus. Sie hatten
ihm erzählt, sie wollten sich Hunting Lodge und seine Bewohner
genauer ansehen. Doch das stimmte nur zum Teil.
Zuerst begaben sie sich in das gror,e Gemeinschaftshaus der
Kolonisten. Es enthielt zwei Kinos, einen Tanzsaal, eine Bar und ein
nettes, holzgetäfeltes Lokal, in dem Rhodan sich viel wohler
fühlte als in der von vielen Stimmen, Tabaksqualm und dem
Plärren eines Musikautomaten erfüllten Bar.
Da Tsung Brigham ihnen zwanzig Solar mitgegeben hatte, bestellten
sie ein Abendbrot. Dazu tranken sie aus einer Nachbarsiedlung
importiertes Bier.
Nachdem sie gegessen hatten, beugte sich John Mulongo etwas nach
vorn und sagte leise: „Fällt Ihnen etwas auf, Ilja?"
Rhodan lächelte verstohlen.
„Mir fällt auf, daß wir nicht auffallen, John."
Mulongo nickte heftig.
„Eben, Ilja! Die Leute einer so kleinen Stadt wie Hunting
Lodge kennen einander alle. Und da sie kaum Besucher aus anderen
Orten haben dürften, sollte man von ihnen zumindest einige
neugierige Blicke erwarten können. Aber statt dessen tun sie so,
als gehörten wir zu ihnen." „Hm!" erwiderte
Perry Rhodan. „Für Menschen ist ein solches Verhalten
unnormal." Er sah sich unauffällig um. „Das Lokal
füllt sich. Ich nehme an, daß wir
bald Gäste an unseren Tisch bekommen. Vielleicht können
wir eine Unterhaltung anknüpfen." Seine Erwartung wurde
nicht enttäuscht.
Ein weißbärtiger, kahlköpfiger Farmer mit
verwittertem, lederartigem Gesicht und kohlschwarzen Augen fragte
wenige Minuten später, ob er sich an den Tisch der beiden Männer
setzen dürfte.
„Aber selbstverständlich!" antwortete Perry Rhodan
erfreut. „Bitte, nehmen Sie Platz!"
Er neigte den Kopf.
„Ich heiße Ilja Trebellin - und das ist mein Kompagnon
John Mulongo."
„Angenehm!" sagte der Farmer mit tiefer Stimme. „Und
ich heiße Jeremias Aarons."
Er bestellte mit einer Stimme, die durch das ganze Lokal schallte,
einen doppelten Bourbon. Danach stopfte er sich seelenruhig eine
Pfeife, ohne weiter Notiz von den beiden Fremden zu nehmen.
Der Großadministrator musterte Aarons unauffällig. Der
Farmer mußte wenigstens hundert Jahre alt
sein. Wahrscheinlich gehörte er noch zur ersten
Kolonistengeneration Nyongas. Man sah ihm an, daß er nicht sein
ganzes Leben lang die Vorzüge vollautomatischer Maschinen
genossen hatte. Die Hände waren schwielig und von dicken
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