PR TB 051 Aufruhr in Terrania
Problem.“
Bully hieb mit der flachen Hand auf seinen Schreibtisch, so daß
sich das Bild auf dem Hochleistungsgerät für einen Moment
verschob.
„Ich habe einen Kosmos voller Probleme!“ schrie Bully,
fing sich innerhalb einer einzigen Sekunde wieder und sagte fast
tonlos:
„Entschuldige, Tiff - was ist los?“
„Schon gut“, sagte Tifflor leise. Er lächelte
kurz und sagte:
„Es lenkt ein bißchen ab, weißt du ... ich habe
wieder einmal ein Mädchen kennengelernt. Etwas Besonderes.
Eines, das schlagfertig Probleme schafft.“
Bull nickte ernst.
„Und schlagartig gibt es Dutzende von Fragen, nicht wahr?
Ich kenne das. Wir haben in dieser Hinsicht ein gräßliches
Erbe angetreten mit unserer relativen Unsterblichkeit. Keines von den
üblichen schnellen Abenteuern, Tiff?“
„Nein. Keines“, erwiderte Tifflor mit ungewohntem
Ernst. Bull begann ihn zu verstehen.
„Einzelheiten!“
„Fünfundzwanzig. Grafikerin. Eine entfernte Verwandte
von einer alten Freundin. Orson, Milly Orson. Sie hat zwei Briefe mit
vermutlich albernem Text von mir, Photos und eine sehr wertvolle Uhr.
Blond und kurzes Haar, grünäugig und schlank. Sehr nett und
sehr jung. Wertvoll, würde ich sagen.“
Bull kratzte sich geistesabwesend im Nacken und starrte
an Tifflor vorbei auf die Stele des Menes. Seine Augen fanden
wieder zurück.
„Laß es bleiben, würde ich sagen.“
Tifflor sah ihn scharf an und hob eine Hand.
„Warum?“
„Jeder Anfang bedeutet ein Ende. Für dich und mich
bedeuten diese herunterfallenden Vorhänge nicht viel; wir sind
sie gewöhnt. Nicht aber dieses junge Ding. Du betrügst sie
um vieles. Um die Chance, einen Mann zu finden, der neben ihr und mit
ihr älter wird. Laß es bleiben und fliege, wenn alles
vorbei ist, nach Zirkon oder irgendwohin, wo dein Name nicht Stürme
der Heldenverehrung auslöst. Du wärest fair, wenn du sie in
Ruhe ließest.“
„Nein!“ sagte Tifflor. „Vielleicht bist du
abgeklärter als ich, aber ich brauche echtes Gefühl. Und
wenn mich meine vierhundertundsoundsoviel Jahre nicht dazu befähigen,
zu erkennen, daß hier echtes Gefühl ist, dann sind sie
nichts wert.“
„Brauchtest du einen Rat oder einen Gesprächspartner,
Tiff?“ fragte Bull ruhig und lächelte knapp.
„Beides, Bully. Ich werde mir einen Luxus gestatten“,
erwiderte Tifflor.
„Träume?“ erkundigte sich der Staatsmarschall
ironisch.
„Ja, auch dies. Wenn hier wieder Ruhe herrscht - und ich bin
überzeugt, daß wir diese Krise meistern wie schon so viele
andere -, dann werde ich das Mädchen vor die Alternative
stellen. Sie soll sich entscheiden, und ich werde versuchen, die
Entscheidung nicht zu beeinflussen.“
Bull wiegte seinen Kopf.
„Das ist“, sagte er nachdenklich und fast ein wenig
heiter, „sicher nicht die einzige Möglichkeit, Tiff, aber
es ist eine von den fairen Möglichkeiten. Ich lade euch schon
heute zu mir zum Essen ein. Einverstanden?“
In einem halben Jahrtausend hatten sie Zeit gehabt, gegenseitiges
Verständnis und augenblickliche, fast wortlose Verständigung
zu lernen. Sie blickten sich an, lachten kurz und verabschiedeten
sich. Was Reginald Bull tat, erfuhr Tifflor erst später. Er
selbst legte die Notleitung des Visiphons um und ging durch eine
schmale Tür eine Schrägfläche hoch. Im Penthouse auf
dem Dach des
neununddreißigstöckigen Gebäudes flammte
nacheinander an vier Stellen Licht auf und erlosch wieder.
Tifflor konnte einschlafen. Der Schlaf übermannte ihn binnen
Sekunden.
Und kurze Zeit später hielten die Männer in der
Administration ein Stück der Lösung in den Händen. Ein
Funkbild Croton Manors mit einer Grußbotschaft an die „Streiter
für Licht und Glück“ war aufgefangen worden, und
General Trestinows Leute auf dem Mars schickten sich an, das Versteck
der Condos Vasac auszuheben.
13. Februar 2436...
Sherman Ravage hatte die vergangenen Tage damit verbracht, an sich
selbst zu spüren, wie ein Mann verfallen konnte. Wie eine
Pilzkultur, der man die Feuchtigkeit entzog. Er wußte, daß
ihm nur noch rund vierundzwanzig Stunden blieben. Es war siebzehn
Uhr. Dunkel war um ihn herum. Er hockte angespannt hinter dem
Elektronenteleskop und blickte durch eine der riesigen Scheiben in
das Büro Julian Tifflors. Einige Männer und zwei weibliche
Ordonnanzen standen oder saßen um den Solarmarschall herum. Ein
Visiphonschirm lief; einige andere waren zusätzlich aufgestellt
worden. Sherman Ravage wußte aus den Nachrichten, daß
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