PR TB 053 Der Mordplanet
die Robots. Sind Sie sicher, daß Sie
nicht mit einem Robot speisen wollten?“
Ein merkwürdiges Mädchen, dachte er. Und leicht
verrückt.
„Vergessen Sie den Unfug“, bat sie leichthin.
„Vielleicht rufen Sie an? Werden Sie nach Woodlark fliegen?“
„Gute Nacht“, sagte Ty. „Träumen Sie von
irgend etwas.“
Er sah auf die Uhr, gähnte demonstrativ und setzte sich dann
hinter die Steuerung. Er ruinierte beinahe den zweiten Gleiter des
Abends, als er beschleunigte und wild auf die Piste hinausfegte. Zehn
Minuten später war er im Studio, zog sich aus und duschte. Dann
befestigte er neben seinem Artikel ein vergrößertes Photo
von Pamela und richtete einen Scheinwerfer darauf. Er wußte
nicht, was er tun sollte; in seinem Kopf drehten sich die Gedanken
wie eine Windhose.
Sollte er Reginald Bulls Angebot annehmen oder nicht?
In dieser Nacht betrank er sich heftig und wachte am nächsten
Morgen mit Kopfschmerzen auf.
Ty arbeitete den ganzen Tag über wie besessen; er wechselte
unaufhörlich zwischen Dunkelkammer und Schreibtisch. Langsam
erhielten die einzelnen Männer Konturen, wurden zu Menschen, die
lebten. Ty hatte sie in sämtlichen Beschäftigungen
festgehalten und sie ausgefragt. Texte entstanden und wurden
überarbeitet. Niemand rief an, und auch Reginald Bull ließ
den Gleiter nicht abholen.
Ty erkannte klar, daß er heute, zwischen seinem
fünfundzwanzigsten und sechsundzwanzigsten Geburtstag, sich an
einem Wendepunkt befand. Dieser Wendepunkt hieß WOODLARK. Viel
hing davon ab, wie er sich entschied.
Seine Karriere ... er konnte berühmt zurückkehren und
berühmt bleiben.
Er konnte auf WOODLARK sterben.
Oder: er blieb hier und arbeitete sich langsam in der Redaktion
nach oben. Die Frage hieß jetzt, ob er den schnellen,
risikoreichen oder den langsamen, sicheren Weg vorzog. Nahm er den
schnelleren, so würde sein Leben auf alle Fälle
interessanter werden. Wahrscheinlich auch gefährlicher.
Risikoreicher. Beides hatte gleichviel Vorteile und Nachteile.
Um achtzehn Uhr war er angezogen und blieb nachdenklich vor dem
Visiphon stehen. Pamela Nardini war auch eines der Risiken, die er
einging - er war außerstande, das Mädchen zu verstehen.
Dann gab er sich einen Ruck, lachte kurz auf und wählte Kanopus
913 547.
„Sie?“ fragte Pamela, die sich sofort gemeldet hatte.
„Ich“, bestätigte Ty. „Haben Sie Hunger?“
„Eine Kleinigkeit würde ich gern zu mir nehmen“,
sagte sie. „Haben Sie gut geschlafen?“
Ty schüttelte den Kopf.
„Nein. Ich habe von Ihnen geträumt“, log er.
„Unangenehme Dinge. Ich träumte, ich hätte Ihnen ein
Wort geglaubt und müsse es nun mein Leben lang bereuen.“
Sie lachte.
„Wenn Sie jetzt losfahren“, sagte sie halblaut, „dann
kommen Sie gerade zurecht, wenn ich fertig bin. Ich freue mich
schon auf das Essen. Haben Sie ein genaues Ziel?“ Tys Lachen
war grimmig und kurz. Er dachte daran, wie er plötzlich hatte an
Gefahr denken müssen, als er nach der Unterhaltung mit den
beiden Offizieren Pamela zum erstenmal traf.
„Ja“, sagte er kurz. „Ich habe immer ein Ziel.
Ich kenne nur dessen Namen nicht.“ .
Sie merkte, daß er keine Lust zu Scherzen hatte und
murmelte:
„Ich fürchte, Sie sind ein sehr komplizierter junger
Mann.“
„Kleben Sie Ihre Wimpern an“, empfahl Ty. „Ich
hole Sie ab.“
Er fühlte, wie er immer mehr WOODLARK ins Auge faßte.
Es war das verlockende Ziel, das ihm wie die einmalige Chance
erschien. Gleichzeitig begann er sich zu fürchten. Er steckte
Ausweise, Mikrokamera und Geld ein und schwebte nach unten. Er parkte
im Innenhof der Crest Plaza Apartments, suchte die Nummer Zwei und
betätigte Minuten später den Türsummer neben der
Wohnung von Pamela Nardini. Die Tür glitt geräuschlos auf.
Pamela schien wirklich mehr als einen Liter Abenteurerblut in den
Adern zu haben: In Kopfhöhe angebracht, befanden sich
vierunddreißig dreidimensionale Farbbilder von fremden
Planeten, fernen Sternen und startenden Schiffen an den Wänden.
Das Zimmer war sachlich und knapp, aber unverkennbar fraulich
eingerichtet. Pamela stand in der Mitte und warf den
Öffnungsmechanismus achtlos in eine Sesselmulde.
„Vorher einen Drink?“ fragte sie und schüttelte
seine Hand.
„Ohne Imipramin-Derivat, wenn ich bitten darf.“ „Das
glaube ich nicht nötig zu haben“, sagte sie schlagfertig
und kam nach Sekunden wieder aus der kleinen Küche heraus, zwei
Gläser in der Hand.
„Auf einen netten Abend“, sagte
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