PR TB 058 Das Verbotene Sonnensystem
Lichtung sitzen. Es richtete sich auf und begann in alle
Richtungen zu schnuppern. Es war vielleicht einen halben Meter hoch
und sah sehr possierlich aus. Es schien eine Mischung zwischen
Kaninchen und Polarbär zu sein. Die großen runden Ohren
standen vom Kopf ab und erhöhten den niedlichen Eindruck, den
das Tier auf die drei Menschen machte.
"Es ist bestimmt harmlos", meinte Dr. Schuster.
"Das weiß man allerdings immer erst dann, wenn man
gebissen wurde - oder nicht gebissen wurde", sagte Kensington
belehrend. "Aber ich muß Ihnen recht geben, Doktor, es
sieht wirklich harmlos aus. Es hat uns längst gesehen, aber es
läuft nicht weg. Ein Zeichen dafür, daß es den
Menschen noch nicht kennt."
"Oder es ist zahm", sagte Rena. Furchtlos ging sie
einige Schritte auf das Tier zu und blieb etwa drei Meter vor ihm
stehen. "Es hat tatsächlich keine Angst vor mir. Es sieht
süß aus. Am liebsten würde ich es mitnehmen."
"Da werden Sie aber Ärger mit dem Kommandanten
bekommen", meinte Kensington. "Mir kommt vor, das kleine
Biest hat eine Ähnlichkeit mit dem Mausbiber Gucky, der Ihnen ja
wohl bekannt sein dürfte."
"Das ist ja nicht gerade beruhigend", murmelte Dr.
Schuster.
Rena hatte sich gebückt und streckte dem Tier die rechte Hand
entgegen. Es reagierte durchaus kontaktfreudig und hoppelte zu der
Astronomin, die ganz ruhig hocken blieb und abwartete. Die beiden
Männer standen einige Schritte hinter ihr. Das Tier ließ
sich streicheln und zeigte immer noch keine Furcht. Rena nahm es
vorsichtig auf den Arm, dann richtete sie sich wieder auf. Das schien
dem kleinen Kerl noch besser zu gefallen, denn er reckte sich und
ließ sich dann wohlig schnurrend in den Armen der Astronomin
nieder, als wolle er schlafen.
"Den gebe ich nicht wieder her!" sagte Rena
entschlossen. "Ich nehme ihn mit aufs Schiff, und wenn sich
Geldern auf den Kopf stellt."
Kensington sagte ernst:
"Sie können auf keinen Fall die Regeln mißachten,
Doktor Stonehill. Es ist verboten, irgendeinen lebenden oder toten
Gegenstand von diesem Planeten ins Schiff zu bringen, ohne daß
er vorher untersucht wurde. Solche Tiere können Seuchen
einschleppen und bilden dann die größte Gefahr für
Schiff und Besatzung. Aus der Gründerzeit des Solaren Imperiums
sind solche Fälle bekannt."
Rena war empört.
"Kensington! Sie wollen doch nicht behaupten, daß
dieses süße Tierchen eine Seuche mit sich herumschleppt?
Das glauben Sie doch wohl selbst nicht!"
Dr. Schuster mischte sich ein:
"Sie haben beide recht. Trotzdem muß ich Kensington
zustimmen. Es ist wirklich streng verboten, ein solches Tier mit aufs
Schiff zu bringen. Wir könnten einen Käfig bauen und es
draußen einsperren, wir könnten es ein paar Tage
beobachten und untersuchen. Wenn es sich dann herausstellt, daß
es in jeder Beziehung einwandfrei ist, erhalten wir vielleicht die
Erlaubnis, es mitzunehmen."
Bürokratismus!" sagte Rena voll Verachtung. Aber die
Männer wußten, daß sie es nicht so ernst meinte.
Schließlich war sie ja Wissenschaftlerin und kannte die Gesetze
der Forschungsflotte.
"Lassen Sie es laufen", riet Kensington. "Sobald
wir die entsprechenden Käfige zur Verfügung haben, fangen
wir ein neues ein."
Rena sah ihn empört an.
"Ich will aber dieses hier behalten", eröffnete sie
ihm energisch.
Kensington zuckte die Schultern und ging weiter. Dr. Schuster, der
ein wenig mehr von Frauen zu verstehen schien, blieb bei ihr.
"Selbstverständlich werden Sie dieses hier behalten",
sagte er. "Sicherlich ist es ein ganz besonders schönes
Exemplar."
Rena warf ihm einen dankbaren Blick zu und ging zum Schiff zurück.
Auf dem Arm trug sie das kleine, kaninchenartige Pelztier, das sich
eng an sie kuschelte und einen hilfsbedürftigen Eindruck machte.
Damit hatte es bei einer Frau wie Rena Stonehill gewonnen.
Dr. Schuster holte Kensington wieder ein.
"Nun, was sagen Sie dazu?" fragte er.
"Was soll ich dazu sagen, Doktor? Typisch Frau! Sie lassen
sich immer noch zu sehr von Gefühlen leiten. Meine Meinung ist:
Frauen gehören in die Küche -auch heute noch. Auf einem
Forschungskreuzer haben sie nichts zu suchen."
"Sie ist eine ausgezeichnete Astronomin", verteidigte
Dr. Schuster seine indirekte Vorgesetzte.
"Die Sterne kann man auch vom Küchenfenster aus
beobachten", knurrte Kensington und marschierte weiter am
Waldrand entlang.
Dr. Schuster folgte ihm nachdenklich.
Sergeant Wendling war Pilot des Gleiters. Er landete unmittelbar
neben der T-13 und brachte noch
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