PR TB 060 Kundschafter Aus Dem All
uns gefragt?“ erkundigte er sich.
„Wir können ihn schließlich nicht tragen.“
Redhorse wußte, daß er eine schnelle Entscheidung treffen
mußte. Surfat hatte recht: Sie konnten den Chefmediziner
unmöglich tragen, denn dann wären sie nur langsam
vorangekommen und von den Eingeborenen eingeholt worden. Sie konnten
diesen Platz auch nicht gegen die Inkheads verteidigen, bis Solomon
zu sich kam und aus eigener Kraft gehen konnte. Vielleicht hätten
sie die ersten Gruppen der Verfolger aufhalten können, doch der
Kampflärm hätte in kürzester Zeit den gesamten Stamm
hierher gelockt.
„Ich habe einen Vorschlag zu machen", meldete sich
Setkor. „Solomon trägt ein Funkgerät. Sie können
die PM, die am Meer warten, hierher rufen, daß sie Solomon
retten.“
„Nein“, lehnte Redhorse ab. „Abgesehen davon,
daß diese Männer zu spät kämen, will ich
vermeiden, daß unter den Eingeborenen ein Blutbad angerichtet
würde.“
Die Inkheads waren schon so nahe, daß Redhorse einzelne
Stimmen unterscheiden konnte. „Wir lassen ihn zurück“,
entschied er. „Während unserer Flucht machen wir möglichst
viel Lärm, um die Inkheads von Solomon abzulenken. Vielleicht
hat er Glück und wird nicht gefunden. Sobald wir auf
Celanese-Island sind, fliegen Surfat und ich mit der Jet hierher und
versuchen ihn zu retten.“
Setkor blickte auf den bewußtlosen Chefmediziner.
„Geben Sie mir das Gewehr“, sagte er. „Ich
bleibe bei ihm.“
Redhorse schüttelte den Kopf.
„Sie bekommen von mir nur eine Schockwaffe, wenn Sie
zurückbleiben wollen.“
„Das muß genügen“, sagte der PM.
„Sie wissen, daß Sie Ihr Leben für diesen Mann
riskieren“, sagte Redhorse. „Er ist ein Verbrecher und
hat andere Menschen zu Verbrechen verleitet.“
Setkor antwortete nicht, aber sein Entschluß schien
festzustehen. Redhorse nickte Diahann zu, und das Mädchen warf
Redhorses Schockwaffe vor Setkor auf den Boden.
„Liegenlassen, bis wir weg sind!“ befahl Redhorse.
Er gab Surfat einen Wink. Der Korporal ging zu Diahann und zog sie
mit sich fort. Redhorse zögerte noch immer, Setkor
zurückzulassen.
„Noch haben Sie Zeit“, sagte er zu dem PM.
„Denken Sie an Ihr Versprechen“, antwortete Setkor.
„Sie wollten die Inkheads von diesem Platz weglocken.
Je länger Sie warten, desto schwerer wird es für Sie,
dieses Vorhaben zu verwirklichen.“
Der Cheyenne erkannte, daßjeder weitere Überredungsversuch
zum Scheitern verurteilt war. Setkor hielt dem Chefmediziner
bedingungslos die Treue.
Redhorse rannte davon und holte kurz darauf Surfat und Diahann
ein. Ab und zu stieß der Leutnant einen schrillen Schrei aus,
um die Inkheads auf sich aufmerksam zu machen.
„Das dürfte genügen“, sagte er, als sie das
Randgebiet des Dorfes erreicht hatten. „Jetzt sind wir schon zu
weit von Solomon und Setkor entfernt, um ihnen zu helfen.“
„Haben Sie den Sender?“ fragte Surfat den Leutnant.
Redhorse stieß eine Verwünschung aus. Er hatte nicht
daran gedacht, den Sender mitzunehmen, der sich nach Setkors Worten
in Solomons Besitz befand. Sie mußten damit rechnen, daß
zwanzig Praktizierende Mediziner mit schweren Waffen zum Dorf
unterwegs waren, denn Setkor hatte die sich ihm bietende Chance
bestimmt benutzt.
„Setkor wird die PM informieren“, sagte Surfat.
„Daran ist nichts zu ändern“, antwortete
Redhorse. „Ich kannjetzt nicht mehr zu Setkor und Solomon
zurück. Ich würde den Eingeborenen genau in die Hände
laufen. Außerdem hat Setkor den Sender bestimmt schon benutzt.“
Das Dorf machte einen verlassenen Eindruck, aber Redhorse zog es
vor, ihm nicht zu nahe zu kommen. Sie kamen schneller voran, als er
erwartet hatte. Diahann Uggam wirkte apathisch; sie sprach nicht, und
ihre Augen blickten ins Leere. Redhorse vergeudete keine Zeit, um auf
sie einzureden; es hätte unter den gegebenen Umständen
wenig Sinn gehabt. Vielleicht würde das Mädchen in ein paar
Jahren alles vergessen haben. Sie war noch jung genug, um sich
innerlich von allem zu distanzieren, was sie hier erlebt hatte.
Hinter ihnen im Wald war es merkwürdig ruhig geworden.
Redhorse argwöhnte, daß die Inkheads Setkor und Solomon
gefunden hatten. Wahrscheinlich hatte Setkor den Eingeborenen einen
verbissenen Kampf geliefert und auf diese Weise den drei Flüchtlingen
ungewollt einen Vorsprung verschafft.
„Wir müssen vorsichtig sein, daß wir den
Praktizierenden Medizinern nicht begegnen“, sagte Brazos
Surfat, nachdem sie das
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