PR TB 061 Der Planetenkönig
sich
eine Handhabe, den merkwürdigen Vorkommnissen auf Korkoran
hinter die Schliche zu kommen.
In den nächsten Wochen unternahm Stoke häufige Flüge
zur Station des galaktischen Vermessungsdienstes und führte mehr
als ein Dutzend Relais-Gespräche mit der Erde. Er erhielt einige
äußerst wertvolle Informationen und gab seinerseits eine
Reihe von Anweisungen, die ihm im entscheidenden Augenblick dazu
verhelfen sollten, seinen Stand aufAn'An zu behaupten.
Als er zum letztenmal von der Station zurückkehrte, war er
bereit, seinen sorgsam ausgearbeiteten Plan auszuführen. Morgen,
nahm er sich vor, würde er den ersten Schritt tun.
Als er spät an diesem Abend zur Ruhe ging, wußte er
noch nicht, daß die Entwicklung der Dinge ihn bereits überholt
hatte.
Noch vor Sonnenaufgang am nächsten Morgen kam Puo in sein
Schlafgemach gestürmt. Stoke war sofort hellwach. Puo war ein
beherrschter Mann. Was auch immer vorgefallen war, mußte
äußerst schwerwiegend sein, um ihn so in Aufregung zu
versetzen.
»Eine Herausforderung zum Zweikampf ist an den Fürsten
Sellem überbracht worden!« stieß er hervor. »Ein
Heer von wenigstens einhunderttausend Korkoran-Rittern und Baronen
steht bereit, den Herausfordererzu unterstützen.«
Stoke sprang auf. Während er sich hastig ankleidete, erfuhr
er von Puo weiteres. Der Herausforderer war Graf Kla, ein ansonsten
unbekanntes Mitglied des korkoranischen Hochadels. Als Kla die
Herausforderung überbrachte, befanden seine Gehilfen sich schon
auf Sellem'schem Boden - beritten und auf zeremonielle Weise
bewaffnet, so daß niemand ihnen den Zutritt verweigern konnte.
Es war klar, daß Sellem sich in einer verzwickten Lage befand.
Seine Parteigenossen in Nal waren zwar bereit, ihm zu helfen; aber er
war überrascht worden, und es bestand wenig Hoffnung, daß
ausreichende Unterstützung ihm im Verlauf der vorgeschriebenen
vierundzwanzig Stunden zugeführt werden könne.
Puos Agenten hielten ihren Auftraggeber auf dem laufenden, während
der Tag voranschritt. Schwere Lastengleiter, aus dem Norden kommend,
baten um die Genehmigung, das Fürstentum Agbro in südlicher
Richtung durchqueren zu dürfen. Die Genehmigung wurde gegeben,
nachdem die zuständigen Behörden sich davon überzeugt
hatten, daß die Transportlast nur aus zeremoniell bewaffneten
Zweikämpfern und Reittieren bestand.
Gegen Mittag wurde bekannt, daß der Fürst Sellem den
Beginn des Zweikampfes auf sechzehn Uhr festgesetzt hatte. Das war
erstaunlich, denn nach der Regel hätte er
bis Mitternacht Zeit gehabt, und jede Sekunde, um die er den
Beginn des Turniers hinausschieben konnte, erlaubte ihm, weitere
Hilfskräfte zu sammeln. Nach vorsichtigen Schätzungen würde
er um sechzehn Uhr nicht mehr als vierzigtausend Gehilfen gegen die
mehr als einhunderttausend des Grafen Kla aufzubieten haben.
Stoke bot Sellem per Funk zwanzigtausend Leute seiner eigenen
Truppe an. Sellem bestätigte den Empfang des Spruches, lehnte
das Angebot jedoch dankend ab. Stoke war zunächst verwirrt, dann
jedoch ging ihm ein Licht auf. Für den Rest des Tages
beschränkte er sich darauf, die Berichte anzuhören, die
Puos Agenten lieferten.
Um siebzehn Uhr stand fest, daß Sellem das Turnier verlieren
würde. Um achtzehn Uhr vierzehn traf die Meldung ein, daß
das Richterkollegium die Erreichung der kritischen Punktzahl von
seiten des Herausforderers festgestellt habe. Fürst Sellem,
verlautete später, verzichtete auf die Fortführung des
Kampfes und gestand Titel und Besitztum dem Sieger zu.
Stoke rechnete. Es war schwer, Heimatliebe und politische
Überzeugung eines anitischen Hochadeligen in Ziffern zu fassen,
auch wenn sie zweifellos ihren Preis hatten. Er schätzte, daß
es die Bündler wenigstens einhundert Millionen Solar gekostet
haben mußte, Sellem zur Festsetzung des Zweikampfes unter für
ihn derart ungünstigen Bedingungen zu bewegen.
Mitten in der Nacht wachte er auf.
Er hatte das Gefühl, eine Stimme zu hören; aber anstatt
sich bedroht zu fühlen, empfand er eine Art heiterer
Sorglosigkeit, verbunden mit der absoluten Gewißheit, daß
er sich nicht in Gefahr befand.
Er stand auf und kleidete sich an. Er rief Kolau, um ihm
klarzumachen, daß er den Palast verlassen werde, um erst in ein
paar Stunden zurückzukehren. Kolau stand mit seinem Herrn auf
ausreichend vertraulichem Fuße, um ihn zu fragen, wohin er sich
zu begeben gedenke.
Die Frage stürzte Stoke in Verwirrung. Er wußte die
Antwort nicht. Zum erstenmal,
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