PR TB 061 Der Planetenkönig
Sendern zu setzen - denn da die Reichweite
selbst des stärksten Geräts kaum mehr als dreißig
Kilometer betrug, mußte eine beachtliche Zahl von ihnen
eingesetzt worden
sein, um Stoke von seinem Palast aus bis auf die einsame Insel zu
locken, ohne daß der Einfluß unterwegs auch nur ein
einziges Mal von ihm abfiel.
Was Stoke beeindruckte, war nicht die Tatsache, daß Riesner
es fertiggebracht hatte, so viele der kostbaren Geräte nach
An'An einzuschmuggeln - es war vielmehr eine Gedankenassoziation, die
Kombination des Spitznamens mit einem Wort, das er früher und
unter anderen Umständen gehört hatte. Es war eine Idee, die
ihm von nirgendwoher durch den Kopf schoß - nicht das Ergebnis
sorgfältigen, logischen Nachdenkens. Er war versucht, die Idee
für wertlos zu halten; aber sie biß sich in seinem
Bewußtsein fest, und er begann, nach psychologischen Axiomen zu
suchen, mit denen er sich selbst beweisen konnte, daß er
tatsächlich auf eine wichtige Erkenntnis gestoßen war.
Er blieb zurückhaltend. Wieviel Schlußfolgerungen
konnte man schon auf der Tatsache aufbauen, daß er die Worte
»Scheherezade« und »Tausendundeins« aus
demselben Mund gehört hatte? Nur die, daß mit Sicherheit
keines von ihnen Lang Riesners Erfindung war. Lang Riesner war der
Typ von Mann, dem antike Literatur so lag wie einem Bierkutscher der
Ballettanz. Der Spitzname für den Sender war schon vor etlichen
Jahrzehnten geprägt worden; aber der Deckname für das
Hauptquartier der Gruppe, in der Riesner zumindest eines von den
führenden Mitgliedern war, war das geistige Produkt eines
andern.
Nachdem er einmal begonnen hatte, den Gedankenfaden aufzurollen,
kamen Stoke weitere Einfälle. Er glaubte plötzlich zu
verstehen, warum er an jenem Tag in Agbro-Kol nur zwei Besucher
empfangen hatte anstatt drei - und er begriff, wie es Lang Riesner
gelungen war, ein Dutzend mechanohypnotischer Sender nach An'An
einzuschmuggeln.
Er war so weit mit der mehr oder weniger logischen Abwicklung des
Gedankengangs gediehen, als sich in einer der Wände seines
Verließes eine Öffnung bildete. Ein Mann, den er nicht
kannte, trat herein und fauchte Stoke an, während er ihm mit dem
Lauf eines schweren Blasters auf den Magen zielte:
»Los, 'raus hier! Vor mir her nach oben!«
Stoke gehorchte. Unmittelbar jenseits der Öffnung begann eine
steile, hochstufige Treppe, die nach oben führte. Stoke stieg
hinauf. Der Posten blieb dicht hinter ihm. Die Treppe endete an einer
geschlossenen Tür. Stoke öffnete sie, als der Mann hinter
ihm ihn anherrschte:
»Aufmachen!«
Greller Sonnenschein blendete ihn einen Augenblick lang. Er schloß
die Augen und zögerte. Der Posten wurde ungeduldig.
»Raus dort, los!«
Stoke sah auf. Vor ihm lag eine enge Gasse mit fensterlosen
Gebäudewänden auf der anderen Seite. Die Sonne schien steil
herein. Es war heiß. In der Hitze stand ein Gleiter, und vor
dem Gleiter, reglos und mit ausgebreiteten Armen auf dem Boden
ausgestreckt, lag ein Mann mit einem schweren anitischen Dolch im
Rücken.
Stoke war sofort hellwach. Er verdeckte dem Posten den Ausblick.
Er spürte, was im Gange war, und verhielt sich ruhig. Mit einem
entschlossenen Schritt trat er hinaus in die Gasse.
Ehe der Posten sich's versah, warf er sich zu Boden. Eine kräftige
Stimme schrie einen Befehl von jenseits des Gleiters. Etwas surrte
durch die Luft. Ein klatschender Schlag folgte. Jemand stöhnte
laut und schmerzvoll. Stoke erhielt einen harten Schlag gegen den
Rücken und hörte etwas klappern. Dann kam ein dumpfer
Aufprall.
Er richtete sich auf. Der Posten lag einen Schritt hinter ihm. Er
war aufs Gesicht gestürzt, und die Spitze der Dolchklinge ragte
ihm aus dem Rücken. Im Fallen war ihm der Blaster aus den Händen
geglitten und Stoke ins Kreuz gefallen.
Über dem Aufbau des Gleiters waren drei Gesichter zu sehen.
Eines davon war Puos. Stoke atmete auf. Puo kam um das Fahrzeug herum
aufihn zu.
»Der Allmacht sei Dank, Erhabener«, grüßte
er. »Wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben. Der Feind
ist mächtig!« Er hatte, wie sich herausstellte, auf
Ko-Laus Bericht von Stokes merkwürdigem Verhalten hin reagiert.
Es war ihm gelungen, mit zwei Begleitern die Spur des Fahrzeugs, in
dem Stoke sich befand, aufzunehmen und ihr zu folgen. Aus der Ferne
war er Zeuge des Überfalls auf der Insel geworden. Riesner und
seine Leute hatten Stoke in ihren eigenen Gleiter verfrachtet und
waren in südlicher Richtung davongeflogen. Puo folgte
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