PR TB 062 Das Grab Der Raumschiffe
nicht mehr funken“, kam die
schwache Stimme des Gestrandeten aus dem Lautsprecher, von
Störgeräuschen begleitet. „Unsere Energiereserven
gehen zu Ende. Unsere
Sauerstoffvorräte sind verschwindend klein... Wahrscheinlich
reichen sie nur noch für wenige Stunden. Wir haben alles
versucht, um das Ende hinauszuschieben — alle anderen
Überlebenden der Besatzung sind eingeschläfert und werden
intravenös ernährt, nur ich allein bin wach. Aber... ich
nehme jetzt den letzten Konzentratwürfel zu mir...“
Auf dem Bildschirm war zu sehen, wie der Bärtige etwas in den
Mund schob. Dann ergriff er eine konische Flasche, aus der ein
Saughalm ragte.
„Der letzte Schluck Wasser...“, interpretierte er sein
Tun. Seine Bewegungen waren langsam und fahrig, als befinde er sich
in ständiger Trance. Nur in seinen Augen lag ungebrochene Kraft.
Mit schleppender Stimme, die immer leiser wurde, fuhr er fort:
„Ich weiß nicht, ob Sie mich noch hören können,
aber ich spreche weiter — in der Hoffnung, daß Sie etwas
für unsere Rettung unternehmen können. Es ist schon so
viele Jahre her, daß ich mit Menschen gesprochen habe. Ich
glaubte nicht mehr... ein Schiff hierher verirren würde. Aber...
scheint die Rettung so nahe... neue Hoffnung geschöpft. Ich
werde ausharren... Falls Sie meine Nachricht noch empfangen können,
passen Sie jetzt bitte auf... üb ermittle Ihnen... der
Umgebung... Schiff stürzte bei der markanten Felsnadel ab...“
Das Bild des Mannes verschwand vom Bildschirm, dafür erschien
eine zerklüftete Felslandschaft, über die dichte
Wolkenschleier trieben. Als der Sturm die Wolken aufriß und ein
Blitz über die düstere Landschaft geisterte, sah man eine
kilometerhohe Felsnadel, an deren Fuß das Wrack eines
Kugelraumschiffes lag.
„... Position: Nordpolgebiet“, kam noch einmal die
Stimme des Gestrandeten, dann verstummte sie, und nur noch die
Störgeräusche drangen aus dem Lautsprecher.
Die Männer in der Kommandozentrale der VOLANS hatten den Atem
angehalten. Sie waren eben Zeugen eines erschütternden Dramas
geworden, das in wenigen Stunden seinen tragischen Abschluß
finden würde, wenn nicht — ja, wenn sie nicht eine rasche
Wendung herbeiführen würden.
Imman Coledo stand vor einem Dilemma. Sollte er versuchen, auf dem
Planeten zu landen, obwohl der Magnetsturm knapp vor dem Ausbruch
stand, oder sollte er die Bergung dem Explorerschiff überlassen,
das sich hier irgendwo in der Nähe des Metallinien-Sternes
befinden mußte?
Aber bis das Explorerschiff eintraf, konnte es für die
Gestrandeten bereits zu spät sein — andererseits war die
VOLANS für ein Landemanöver während eines
Magnetsturmes nicht geeignet. Wenn Imman Coledo nur für sich und
seine Mannschaft die Verantwortung tragen würde, dann hätte
er sich bereits für die Landung entschieden, aber er hatte
Michael Rhodan, den Sohn des Großadministrators, an Bord...
„Ihre Befehle, Sir?“
James Bellians Frage explodierte wie eine Bombe in der Stille der
Kommandozentrale.
Imman Coledo zögerte noch immer.
Michael schien seine Gedanken erraten zu haben, denn er sagte:
„Lassen Sie sich durch meine Anwesenheit nicht beeinflussen.
Wenn Sie den Menschen dort unten eine Chance geben können, so
wiegt das mehr.“
Coledo lächelte ihm zu. Michaels Worte waren ehrlich gemeint,
aber es war für andere nicht so leicht, seine Anwesenheit zu
vergessen.
„Das Magnetfeld erreicht jeden Augenblick eine Stärke
von tausend Gauß“, meldete James Bellian.
„Die Impulstriebwerke laufen auf Hochtouren“, sagte
Padist drängend.
Es blieben Imman Coledo nur noch Sekunden, um sich zu entscheiden.
Er wußte, daß die Sonne ihnen bald den Pol zuwenden
würde, so daß ein Magnetsturm mit einer Stärke von
mehreren tausend Gauß zu erwarten war. Und dabei war der Planet
inzwischen schon so nahe
— nur noch 500 000 Kilometer trennten ihn von der VOLANS,
und die Entfernung verringerte sich ständig. Sollte er
tatsächlich den Rückzug antreten? Michael blickte ihn fest
an. „Wenn ich Sie darum bitte“, sagte er, „würden
Sie sich dann für die Rettung der Gestrandeten entscheiden?“
Imman Coledo wollte gerade antworten — er hatte sich für
die Landung auf dem Planeten entschieden —, aber Mugab kam ihm
zuvor.
„Wir müssen umkehren“, sagte der Funker und
wischte sich über die schweißnasse Stirn. „Das
Explorerschiff hat uns geortet und befohlen, daß wir sofort den
Rückzug...“
Eine Erschütterung ging durch das
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