PR TB 063 Die Tempel Des Todes
fragte ich.
„Freunde, Lu-Atlan-gal", sagte er laut und griff nach
meinem Handgelenk. Wir bewegten die Unterarme, dann schlug er seine
Faust gegen meine Schulter, und ich schlug zurück.
Ich hielt ihm die Hand entgegen. In der Handfläche war
langsam trocknendes Blut von dem Kampf mit ihm.
„An meiner Hand ist dein Blut, König. Mein Staub ist an
deinem Kleid. Wir werden zusammen herrschen, weil ich dir sagen
werde, was du tun kannst. Zusammen sind wir
unschlagbar, weil deine Klugheit, deine Stärke und meine List
zusammenwirken wie Adad, der Wettergott, Schamasch, der Sonnengott
und Ea, der Gott des Wassers. Und jetzt - zum Lager!"
Ich sprang auf den Wagen, zog ihn zu mir hinauf, schlug mit den
Zügeln auf die Rücken der Tiere und erhöhte die
Geschwindigkeit. Unter dem Schreien der Sklaven, entlang einiger
schweigender Frauen und Mädchen und durch eine Phalanx von
Soldaten mit dem Symbol Uru-kus auf den Schildern fuhren wir durch
die Öffnung im Dornenwall des Lagers. Ich sprang ab, als drei
Soldaten die Zügel der Halbesel ergriffen.
Nidaba-an legte seinen Arm um meine Schultern. Der Mann stank nach
allem, was in der letzten Stunde über uns gekommen war: Schweiß,
Staub, Löwen und Blut.
„Mein Freund - dort hinten sind meine Zelte. Komm. "
Ich nahm meinen Helm unter den Arm und schritt neben ihm auf die
Gruppe von fünf Zelten zu, vor denen einige Soldaten standen.
Geruch nach Braten und nach schwerem, gärendem Bier durchzog das
Lager.
„König Gul-la-Nidaba-an-na!" schrie jemand. „Er
hat tausend Löwen getötet mit seinen Pfeilen. "
„Das Aufschneiden, scheint mir", sagte ich leise, so
daß nur er es hörte, „brauche ich deinen Leuten
nicht mehr beizubringen. Sie können es, hörte ich eben,
meisterhaft. "
„Ich bin König", sagte er kurz und grimmig. „Was
ich tue, ist großartig. Und wenn ich einen Löwen töte,
vergrößert mein Pfeil alles. Meine Bedeutung und die Zahl
der Löwen. "
„Und deinen Hochmut, Freund", sagte ich. „Gib
Befehl, daß man die Taschen aus meinem Wagen in dein Zelt
bringt. "
Er nickte, schlug die zusammengehefteten Felle zurück und
ging vor mir ins Zelt hinein. Auf einer Fläche im Durchmesser
von rund zehn Metern lagen Felle und grob geflochtene Matten aus
dichtem, graugrünen Gras. Dort, wo sich die Zeltstangen trafen,
leuchtete der Himmel hinein, und es war wunderbar still; die Felle
dämpften die Geräusche.
Der Herrscher klatschte in die Hände. Es klang wie das
Geräusch eines brechenden Astes.
Ein junger Mann, bärtig und mit einem weißen Rock, in
großes Amulett um den Hals, trat ein.
„Im Wagen meines Freundes sind Taschen. Hole sie, bringe sie
hierher. Wenn sie geöffnet sind, schließe sie. Wenn sie
geschlossen waren, und sie sind offen, wenn du sie bringst, stirbst
du. "
Der Junge verneigte sich.
„Sind sie geschlossen, Atlan?" fragte Nidaba-an
schnell, sein Atem ging flach und hastig.
„Ja. Und keiner deiner Männer vermag es, sie zu öffnen.
"
Er drehte sich um und sagte nur:
„Gehe jetzt. Schnell!"
Der Mann verschwand, offensichtlich in einer Falte des Zeltes,
denn sein Gehen vollzog sich fast geräuschlos und sehr schnell.
Es schien nur Sekunden gedauert zu haben, dann stand er wieder vor
uns, legte die Taschen vor uns nieder und blieb vor ihnen stehen.
„Ich rufe, wenn ich etwas brauche. Lasse uns allein",
sagte Nidaba-an.
Wir waren allein.
„Freund Atlan", sagte er schwer, „ich fühle
in meinem Kopf einen Strudel, der schmerzt und sich immer schneller
dreht. Hast du heilendes... "
Er sah mich an, verdrehte die Augen, schwankte und fiel um wie ein
Baum. Ich konnte ihn nicht einmal mehr auffangen, aber ich stürzte
auf ihn zu. Der große königliche Löwenj äger war
besinnungslos.
„Ich konnte nicht günstiger kommen", murmelte ich
and öffnete eine der vier Taschen. Sie enthielt Medikamente und
medizinische Mittel aus den gestapelten Vorräten der Flotte. Ich
öffnete eine kleine Ampulle Alkohol, tränkte ein
Zellstofftuch damit und reinigte das Gesicht des Herrschers. Der
Lappen war, als ich ihn wegwarf, auf allen Seiten tiefbraun und
blutig. Ich sprühte ein starkes Desinfektionsmittel auf die
Wunde und legte einen breiten Streifen Bioplast darüber,
verklebte sorgfältig die Ränder. Innerhalb von
vierundzwanzig Stunden würde
die Wunde fast narbenfrei verheilt sein. Dann setzte ich die
winzige Preßluftinjektionsspritze zusammen, steckte in den
Schaft eine Patrone und in den Lauf ein kreislaufanregendes
Weitere Kostenlose Bücher