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PR TB 063 Die Tempel Des Todes

PR TB 063 Die Tempel Des Todes

Titel: PR TB 063 Die Tempel Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Pfeil ein und schoß, aufrecht stehend und mit
unerschütterlicher Beharrlichkeit zielend, das Geschoß
einem mächtigen Löwen in den Rachen. Mit einem Speer,
dessen Schaft abgebrochen war, rannte der Wagenlenker hinkend auf
seinen König zu. Er übersah, daß ihm zwei Löwen
folgten.
    Ich riß an den Zügeln. Es half nichts, aber das
Robothirn des Wolfes zog den richtigen Schluß. Er sprang hoch,
biß dem Leittier in den Hals und schnappte nach dem Zügel.
Er zerrte den Halbesel und mein Gespann hinter sich her, preschte
zwischen dem Wagenlenker und den beiden hetzenden Löwen
hindurch. Im gleichen Augenblick handelte ich.
    Die Sehne hakte sich in die Nock des Pfeiles, gab einen
schwirrenden Laut von sich und schlug gegen das breite Lederband am
Unterarm. Der Pfeil mit der Giftspitze durchbohrte die Zunge des
Löwen und brach im Rachen ab, als sich die Reißzähne
schlössen. Ich hatte den zweiten Pfeil eingelegt, drehte mich
halb, während der Wagen gefährlich stoßend und
schlingernd um den hinkenden Wagenlenker herumraste, zielte kurz und
schoß erneut.
    Der Pfeil, mit einer Spitze aus messerscharf ausgeschliffenem
Arkonstahl, der wie Obsidian aussah, traf zwischen zwei Rippenbögen
auf und blieb bis zur Hälfte im Körper des Löwen
stecken. Das Tier fiel mitten in einem Sprung, der mich getötet
und aus dem Wagen gerissen hätte, zu Boden. Es krachte dumpf.
    Durch das Gras preschten zwei Löwinnen heran, duckten sich
und näherten sich Nedaba-an. Ich griff nach dem dritten Pfeil,
sah, daß der Wagenlenker geflohen war und auf das andere
Gespann zurannte und schoß ein drittes Mal. Eine Löwin
blieb stehen, als sei sie gegen eine dicke
    gläserne Wand gestoßen. Dann war ich neben dem
Stadtkönig.
    „Hierher, Nidaba-an!" schrie ich, zog einen Speer
heraus, griff gleichzeitig nach dem Schaft und dem Haltebügel
und streckte den linken Arm aus. Der König wirbelte herum,
schleuderte seinen Bogen der anderen Löwin entgegen und griff
nach meinem Handgelenk. Er kugelte mir beinahe den Arm aus, als er
mitten in dem Ruck, mit dem die drei Hengste angaloppierten, sich in
den Wagenkorb schwang. Über sein Gesicht lief, von der Stirn bis
zum Kinn, eine klaffende Wunde, ein Schnitt wie von einem Dolch.
    Um die Tiere seines Gespannes stritten sich die Löwen. Adler
und kleine, dunkelblaue Falken sammelten sich in der Luft über
die Ebene. Ihre Schwingen waren wie schwarze Mondsicheln.
    „Ha!" sagte der König und lachte kurz. „Eine
scharfe Jagd, Fremder!"
    Mein Gespann raste quer durch das niedergewalzte und zertrampelte
Gebiet, vorbei an toten oder sterbenden Löwen, an Halbeseln mit
aufgerissenen Bäuchen, an Spee-ren, die im Boden steckten und an
geknickten Büschen. Neben uns floh, fast parallel mit unserem
Gespann, ein riesiger, schwarzmähniger Löwe.
    „Eine Jagd, die dich beinahe getötet hätte,
König", sagte ich rauh. Ich schüttelte den Kopf und
versuchte, die Tiere unter Kontrolle zu bekommen. Shyrkal lief hinter
der Öffnung des Wagenkorbes.
    „Ein königlicher Löwentöter ist kein kleines
Kind, Fremder", sagte Nidaba-an. Er wischte sich mit dem
Unterarm über das Gesicht und grinste, als er die Blutspuren am
Leder und auf der Haut bemerkte. Ich begann ihn zu bewundern.
Entweder beherrschte er sich meisterhaft, oder er hatte es gelernt,
Schmerzen nicht zu spüren.
    „Beende die Jagd, verbinde die Wunden und bedanke dich",
sagte ich kurz. „Ein toter Stadtkönig ist ein schlechter
Herrscher. "
    Der König lachte dröhnend. Das Blut sickerte in seinen
Bart und verkrustete langsam.
    „Du hast mir das Leben gerettet", sagte er. „Das
macht
    dich zu meinem Freund und zum Feind aller meiner Feinde, von denen
ich, bei Sin und Schamasch, mehr als genug habe. Was tust du hier,
Fremder?"
    Ich lachte ihm ins Gesicht, während der Wagen aus der kleinen
Senke in die Ebene hineinratterte.
    „Ich töte Löwen und rette Könige, mein
Freund. "
    Er kniff die Augen zusammen und musterte mich, dann blickte er auf
den verzierten Gürtel mit den drei riesigen Schnallen an der
linken Hüfte, auf den Griff des Dolches und auf die Muster der
offenen Ärmel des Überhemdes.
    „Du bist nicht aus Uruk und nicht aus Lagash. Und du bist
kein Sklave und kein Händler. Wer also bist du?"
    Ich zog an den Zügeln, und die Tiere fielen in einen
leichten, ruhigen Trab. Schweiß vermischte sich entlang ihrer
Flanken mit dem hochgerissenen Staub, und die Ausdünstung war
fast betäubend intensiv.
    „Lu-Atlan-gal", sagte ich.

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