PR TB 065 Die Welt Der Glückseligen
konnte.
Ein wenig neidisch blickte er seinem Partner nach, der mit seiner
Bekanntschaft vom vergangenen Abend am Tresen saß. McKay nahm
die Dinge immer so, wie sie kamen. Es lag nicht in seiner Natur, sich
aus abstrakten Überlegungen heraus Sorgen zu machen, ganz davon
abgesehen, daß ihm abstrakte Überlegungen überhaupt
nicht lagen.
Marat nippte an seinem Glas, drückte die Zigarette aus und
ging in eine freie Visiphonkabine im Vorraum der Bar.
Er wählte den Anschluß des Instituts für
Kosmohistorik, ohne rechte Hoffnung, zu dieser späten Stunde
jemanden zu erreichen. Deshalb war er verwundert, als das Gesicht
eines älteren Mannes auf dem Bildschirm erschien.
„Professor Nerkussow hier“, meldete sich eine
mürrische Stimme.
„Hier Marat. Ich habe eine Verabredung mit Miß Jovilla
Thusa, Professor. Sie wollte gegen dreiundzwanzig Uhr zurück
sein. Können Sie mir sagen, ob sie schon auf dem Rückflug
ist?“
Der Professor wölbte die Brauen.
„Was interessiert mich Ihr Rendezvous,junger Mann! -
Wahrscheinlich ist sie bereits auf dem Rückflug.“
„Sie wissen es nicht?“
„Das Funkgerät des Fluggleiters hat versagt, nachdem
bereits auf dem Hinflug Störungen aufgetreten waren. Mehr weiß
ich nicht,junger Mann. Und nun lassen Sie mich in Ruhe. Ich habe noch
wichtige Arbeiten zu erledigen.“
Jean Pierre Marat hatte noch mehr Fragen. Aber der Professor hatte
die Verbindung einfach getrennt. Niedergeschlagen kehrte er in die
Bar zurück. Sein Partner war verschwunden, ebenso seine
Begleiterin.
Als die Bar geschlossen wurde, begab sich Marat in seine
Zimmerflucht und versuchte von dort aus noch einmal, das Institut für
Kosmohistorik zu erreichen. Aber es meldete sich niemand mehr.
Schließlich legte er sich angezogen aufs Bett, ohne Hoffnung,
einschlafen zu können. Dennoch dauerte es keine Viertelstunde,
bis er fest schlief.
Als er erwachte, war die Dunkelheit der Nacht bereits einer grauen
Dämmerung gewichen. Lange konnte Marat demnach nicht geschlafen
haben.
Er bewegte sich nicht und versuchte, etwas zu erkennen. Etwas
mußte ihn geweckt haben.
Aus den Augenwinkeln nahm er plötzlich eine Bewegung rechts
von sich wahr.
Marat sprang mit einem Satz auf die Füße und führte
einen Handkantenschlag gegen den Unterarm des Mannes, der soeben eine
Waffe auf ihn richtete. Doch obwohl der Schlag mit Wucht geführt
worden war, zeigte sich der Eindringling wenig beeindruckt. Marat
spürte einen heißen Schmerz in der Rechten. Er wollte die
widerstandsfähigere Linke einsetzen.
Aber dazu kam es nicht mehr.
Die Mündung der Waffe glomm düster auf. Etwas schien in
Marats Gehirn zu explodieren. Sein Körper versteifte sich und
brach haltlos zusammen. Dennoch blieb Jean Pierre Marat bei vollem
Bewußtsein. Er sah, wie ein zweiter Mann sein Schlafzimmer
betrat, bemerkte, wie ihn die beiden Männer gemeinsam in eine
längliche Kiste verstauten und hörte, wie er den Flur
hinunter zum Lastenantigrav getragen wurde.
Wenige Minuten später hielten seine Träger an.
Seltsamerweise vernahm Marat kein Wort. Er hörte kurz darauf,
wie eine Klappe geöffnet wurde, dann schob man seinen Behälter
in einen Raum, einen Frachtraum, vermutete Marat. Er hoffte, daß
sein Partner sein Verschwinden rechtzeitig bemerken und richtig
deuten würde. Doch seine Hoffnungen schwanden, als ein zweiter
Behälter in den Frachtraum geschoben wurde. Es gehörte
nicht viel Phantasie dazu, sich den Inhalt vorzustellen.
Ihre Gegenspieler hatten oft genug bewiesen, daß ihnen das
Leben anderer nichts bedeutete. Sie würden sie kaum entführen,
um sie später wieder laufenzulassen. Immerhin, sagte sich Marat,
bot sich eventuell noch eine Chance, wenn die Paralyse rechtzeitig
wich.
Er vernahm das Geräusch von Schritten. Danach klapperten
Türen, und Sekunden später hob sich das Fahrzeug leicht vom
Boden ab. Es glitt zuerst aufwärts, woraus Marat schloß,
daß es in der Tiefgarage des Hotels abgestellt gewesen war.
An den Geräuschen merkte er später, daß der
Gleiter über belebte Straßen fuhr. Dann wurde es wieder
ruhiger, und bald erhob sich das Fahrzeug hoch in die Luft und
beschleunigte mit hohen Werten.
Ein Fluggleiter! schloß Marat.
Vielleicht wollte man seinen Partner und ihn zum geheimen
Hauptquartier der Organisation bringen, die die Anschläge auf
Positrel verübt hatte. Marat dachte an Psycholatorverhöre
und fühlte plötzlich ein dumpfes Gefühl in der
Magengegend. Einen Todzu sterben, war schon schlimm
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