PR TB 065 Die Welt Der Glückseligen
Mister“,
sagte sie schnippisch zu Marat.
Der Detektiv lächelte versöhnlich.
„Warum so aggressiv, Miß! Ich wollte nur ein neues
Gespräch anmelden.“
Sie riß die Augen ungläubig auf.
„Wohl wieder ein Blitzgespräch, was?“ Sie lachte.
Marat nickte ernsthaft.
„Genau. Ein Blitzgespräch. Und zwar an Professor Dr.
Gabriel Logsmith, Marsport, Mars. Versuchen Sie es zuerst in seinem
Privatinstitut; wenn er sich dort nicht meldet, unter seinem
Hausanschluß.“
Die Augen der Funktechnikerin wurden noch größer.
„Wird gemacht. Ein Jammer, daß Sie Ihr Vermögen
für Hyperkomgespräche verschleudern, anstatt es mit mir
durchzubringen.“
Jean Pierre Marat lachte.
„Es bleibt immer noch genug übrig. Ich melde mich
wieder, sobald ich Zeit für ein kostspieliges Nachtleben habe.“
Sie lachte ebenfalls.
„Einverstanden. Aber warten Sie damit nicht, bis ich
verheiratet bin und zehn Kinder habe.“
Das Bild erlosch.
„Die Dame hat sich aber einiges vorgenommen“, meinte
McKay anerkennend.
Marat wollte etwas erwidern, aber der Summer des
Hyperkomanschlusses kam ihm dazwischen.
Er drückte die Aktivierungstaste.
„Ihr Blitzgespräch nach Marsport, Sie Verschwender“,
kommentierte die Funktechnikerin.
Im nächsten Moment erlosch die Wiedergabe ihres Gesichts. Der
Bildschirm wurde grau, dann tauchte ein anderes Gesicht auf:
asketisch, hager, mit weißen Augenbrauen und kurzem weißem
Haar. Ein paar graublaue Augen blickten unter halbgesenkten Lidern
aufMarats Wiedergabe in Marsport.
„Hallo, Loggy!“ riefMarat. „Erkennen Sie mich
nicht mehr?“
Professor Logsmith's Lippen zogen sich auseinander und entblößten
ein gelbliches Gebiß.
„Oh, der große Marat! Was macht Ihr Arm? Er sah damals
nicht sehr schön aus.“
Unwillkürlich tastete Marats Rechte über seinen linken
Unterarm. Er war ihm bei einem Einsatz von einem Strahlschuß
zerfetzt worden; die Chirurgen der GA hatten ihn durch ein
semi-organisches Gebilde aus Zuchtplasma, Leichtstahl und
Metallplastik ersetzt. Äußerlich und funktionell war davon
nichts zu bemerken.
„Ich kann nicht klagen, Loggy.“ Er hielt die linke
Hand vor die Bilderfassung und spreizte die Finger. „Nicht
übel“, kommentierte Professor Logsmith. „Wie ich
hörte, haben Sie ein abenteuerliches Leben gegen das andere
vertauscht.“
„Nicht ganz. Als Detektiv führt man ein relativ
ungefährliches Leben, noch dazu, wenn man eine riesige Agentur
leitet.“
„Ich habe davon gehört. Fast fünfhundert feste
Angestellte, zehnmal soviel freie Mitarbeiter und Agenturen auf über
dreihundert Planeten des Imperiums. Eine beachtliche Leistung.“
„Nun, Sie haben auch einiges geschafft“, meinte Marat.
„Ihr Forschungsinstitut ist berühmt.“ Er räusperte
sich. „Aber deswegen rufe ich nicht an. Ich kenne Ihre
Versessenheit auf komplizierte Probleme. Und ich möchte Sie um
einen Rat bitten.“
Professor Gabriel Logsmith's Gesicht belebte sich.
„Schießen Sie los, Marat!“
Jean Pierre Marat schilderte ihr Problem und schloß:
„Offenbar vermag aufHomyjemand etwas, das bisher als
unmöglich galt: Er neutralisiert die Robotgesetze, ohne dabei
automatisch die Funktionskreise zu zerstören. Was ich fragen
möchte, ist
dies: Kennen Sie eine Methode, mit der sich so etwas erzielen
ließe?“
In Logsmith's Gesicht arbeitete es. Er schloß sekundenlang
die Augen, dann sagte er:
„Nein, ich kenne keine Methode. Beim Jupiter, wenn dort
tatsächlichjemand etwas gefunden hätte! Marat, ich bin
morgen bei Ihnen. Aber Sie versprechen mir, keinen anderen
Kybernetiker hinzuzuziehen, klar?“
Jean Pierre Marat unterdrückte ein triumphierendes Grinsen.
„Gut, Loggy. Ich will Ihnen den Gefallen gern tun. Bis
morgen also.“
„Bis morgen, Marat!“
Der Bildschirm erlosch.
„Na, was habe ich dir gesagt, Alter!“ meinte McKay und
hob das Glas.
3.
Jean Pierre Marat saß allein in einem Sessel und verfolgte
nur mit halbem Interesse das Programm des Tribulon. Sein Aschenbecher
quoll fast über, soviel hatte er an diesem Abend bereits
geraucht.
Immer wieder sah er auf sein Armband-Chronometer. Dreiundzwanzig
Uhr war vorbei, aber Jovilla Thusa hatte sich noch nicht sehen
lassen. Er versuchte sich einzureden, daß bei einer Reise zum
Nachbarkontinent und einer wissenschaftlichen Aufgabe keine
Zeitangabe genau einzuhalten sei. Aber es vermochte seine innere
Unruhe nicht zu verdrängen, obwohl er sich absolut keinen
logischen Grund dafür nennen
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