PR TB 065 Die Welt Der Glückseligen
zugrunde legte,
konnten sie etwa zwischen fünf- und sechstausend Kilometern von
Unicorn City entfernt sein.
Er versuchte, sich die Oberflächengestaltung des Planeten
vorzustellen. Selbstverständlich hatte er vor dem Aufbruch die
entsprechenden Karten studiert. Die planetare Hauptstadt lag rund
dreihundert Kilometer von der Küste des Hauptkontinents
entfernt. Viertausend Kilometer südlich ihr gegenüber lag
die Küste des zweitgrößten Kontinents, einer ziemlich
kompakten Landmasse mit unberührten Dschungeln, Salzseen und
drei großen Wüstengebieten. Ansiedlungen gab es nur an den
Küsten, eigentlich nur Stationen, von denen aus der Kontinent
erforscht werden sollte. Vorerst hatten die Siedler von Homy nur den
größten Kontinent besiedelt, und auch das nur sehr dünn.
Was waren schon rund sechs Millionen Menschen für einen Planeten
von Erdgröße!
„Ich fürchte“, sagte Marat, „man hat uns in
einer Wüste des zweiten Kontinents ausgesetzt.“
„Sehr freundlich von den Leuten“, meinte McKay. „Nur
gut, daß sie uns wenigstens die Schuhe gelassen haben, sonst
müßten wir den ganzen Weg barfuß marschieren. Bei
der Hitze kein Vergnügen.“
Er rieb sich die Rechte. Dabei erkannte Marat, daß sein
Partner sich die Fingerknöchel aufgeschlagen hatte. McKay
grinste verlegen, als er den Blick Marats bemerkte.
„Pech!“ sagte er. „Der Bursche, der mich
überwältigte, muß ein Kinn aus Terkonitstahl gehabt
haben. Er wankte nicht einmal, dabei saß einiges hinter meinem
Schlag.“
„Terkonitstahl...?“ flüsterte Marat. „Du
könntest recht haben, Großer. Angenommen, wir wurden von
Robotern überfallen und verschleppt, würde das einige
scheinbare Widersprüche erklären. - Leider werden wir unser
Wissen nicht weitergeben können. Von uns findet man bestenfalls
in einigen Jahren die gebleichten Knochen.“
„Ich habe schon geschmackvollere Witze gehört, Alter.“
Roger McKay grinste verzerrt und stelzte mit seinen langen Beinen
durch den Sand. Dabei reckte er die mächtige Nase hoch und
schnupperte nach allen Richtungen.
Als er stehenblieb, deutete sein ausgestreckter Arm in eine
Richtung, die nach Marats Schätzung Norden sein mußte.
„Dort müssen wir hin, Alter.“
„So ...?“ machte Marat ironisch. „Vielleicht
verrätst du mir auch den Grund!“
„Dort gibt es Wasser“, erklärte McKay ernsthaft.
„Ich rieche es bis hierher. Außerdem sehe ich eine
Bergkette, was die Wahrnehmung meines Riechorgans bestätigt.“
Marat trat neben den Partner, legte die Hand schützend über
die Augen und starrte in die angegebene Richtung. Er hatte
schlechtere Augen als McKay, aber nach einigen Minuten glaubte er
ebenfalls, einen unregelmäßig geformten blaugrauen
Streifen am Nordhorizont zu sehen.
„Möglicherweise hast du recht, was das Gebirge angehtA,
erwiderte er verdrossen. „Nur werden wir nicht so weit kommen,
Großer.“
Roger McKay kratzte sich ausgiebig am Hinterkopf, gähnte
ungeniert und erwiderte:
„Wir suchen schließlich keine Berge, sondern Wasser.
Also, wie ist es?“
Marat zuckte die Schultern.
„Meinetwegen. Zumindest ist es gleichgültig, welche
Richtung wir einschlagen. Und hier auf den Tod zu warten, liegt mir
auch nicht.“
„Also los!“ erklärte McKay. Unverzüglich
setzte er sich in Bewegung.
Jean Pierre Marat bemühte sich, mit seinem Partner Schritt zu
halten. Während der ersten Stunden kamen sie recht gut vorwärts,
obwohl der lose Sand das Gehen erschwerte. Aber am Nachmittag
verlangsamte sich das Tempo. Die erbarmungslosen Sonnenstrahlen
schufen über dem Sand einen Glutofen, der den Männern den
Schweiß aus den Poren trieb und ihre Gehirne zu dörren
drohte.
„Ich kann nicht mehr!“ keuchte Marat und ließ
sich einfach fallen. Vor seinen Augen wirbelten rote Schleier. Er
fühlte sich einem Hitzschlag nahe.
McKay tapste heran und beugte sich über ihn. Auch sein
Gesicht war schweißüberströmt und verzerrt. „Keine
Müdigkeit vorschützen, Alter“, sagte er mit schwerer
Stimme. „Oder willst du hier gegrillt werden?“
Jean Pierre Marat versuchte zu lächeln, aber seine
Gesichtsmuskeln gehorchten ihm nicht mehr. Seine Zunge fühlte
sich an wie ein trockener großer Stein. Aber er wußte,
daß sein Partner recht hatte. Wenn er liegen blieb, war er
verloren.
Doch waren sie nicht ohnehin verloren?
Plötzlich stieg rasender Zorn gegen diejenigen in ihm auf,
die sie dieser Gluthölle ausgesetzt hatten. Er stellte sich vor,
wie sie
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