PR TB 066 Supernova
durch Handel dort
mittlerweile so sicher etabliert zu sein schien, daß
unerwünschte Erkundungsflüge nicht nur mühelos
abgewehrt werden konnten, sondern obendrein womöglich die
Fremden zu Vergeltungsmaßnahmen gegen das Kolikon-System
herausgefordert hätten. Nicht, daß wir nicht die Macht
hätten, uns gegen derartige Vorstöße zu wehren. Wir
fürchten aber, daß ein Zwischenfall uns soweit in den
Brennpunkt der Weltaufmerksamkeit rücken wird, daß es uns
von da an schwer, wenn nicht unmöglich ist, die Abkapselung
aufrechtzuerhalten.
Man entschied sich dafür, eine Reihe von Agenten auf die
Welten zu schicken, die die Dunkelwolke umgaben, und auf diese Weise
zu versuchen, das Geheimnis zu lüften. Ich war der Mann, den man
nach Josaph sandte. Aufgrund vorzüglicher Papiere erhielt ich
sofort eine Stellung bei Ehre und Verdienst, einem Konkurrenzkonzern
von Freude durch Handel. Als ich meine Arbeit aufnahm, herrschte auch
bei Ehre und Verdienst schon beträchtliche Erregung bezüglich
eines umfangreichen Geheimprojekts, das Freude durch Handel kürzlich
vom Stapel gelassen hatte. Ich war in der Abteilung Sicherheit
beschäftigt, und meine Aufgabe war, herauszufinden, um was für
ein Projekt es sich handelte. Ich hatte es besser getroffen, als ich
in meinen kühnsten Träumen zu hoffen gewagt hätte. Mir
standen die nahezu unbegrenzten Mittel eines großen
Unternehmens zur Verfügung, die Aufgabe zu lösen, die
Kolikon und mein derzeitiger Arbeitgeber mir nahezu gleichzeitig
gestellt hatten.
Ich erfuhr einiges, aber nichts Durchschlagendes. Zum Beispiel von
den Schiffskäufen, die Freude durch Handel überall im
Heuhaufen und selbst außerhalb betrieb. Ich fragte mich, wo die
Schiffe alle blieben; denn die auf Josaph stationierte Flotte des
Unternehmens nahm nicht merklich an Umfang zu, und ich wußte,
daß dasselbe auch für andere Niederlassungen des Konzerns
galt. Der Schluß lag auf der Hand. Die Schiffe wurden zu dem
geheimen Stützpunkt in der Randzone der Dunkelwolke gebracht.
Das war ein Lichtblick - aber mehr auch nicht. Ich wußte
immer noch nicht, worauf Freude durch Handel aus war. Die Sache
schien festgefahren, bis ich im Zuge meiner Nachforschungen mit einem
Mann namens Astram Olbrich zusammentraf. Olbrich hatte im Kreise von
Freunden verlauten lassen, daß sich auf der Malajo-Route
gespenstische Dinge täten. Die Bemerkung war mir zugetragen
worden. Obwohl die Malajo-Route auf der Nordseite der Dunkelwolke
entlangführt, war ich interessiert. Olbrich erwies sich als ein
intelligenter, aufgeschlossener Mann, der seinen Verstand zu
gebrauchen wußte. Als Einzelunternehmer war er darauf
angewiesen, zwischen Josaph und Malajo die kürzestmögliche
Route zu fliegen, damit die Transportkosten seine Gewinnspanne nicht
allzu sehr beeinträchtigten. Ich vergaß zu erwähnen:
Er handelte ausschließlich in Malajochit. Er war seit mehr als
fünf Jahren einen Kurs geflogen, dessen Bahnwerte in dem
Komputer seines Schiffes so detailliert verankert waren, daß
die Gesamtdistanz von Josaph nach Malajo bis auf weniger als
plus-oder-minus einen Kilometer genau berechnet werden konnte.
Olbrich führte diese Berechnung nach jedem Flug durch und
ermittelte auf diese Weise, daß der Unterschied zwischen seinem
längsten und seinem kürzesten Flug, Josaph-Malajo oder
zurück einhundertundzehn Kilometer betrug.
An dem Tag, an dem mir seine Bemerkung zugetragen worden war, war
er von seiner jüngsten Reise zurückgekehrt. Der Flug war um
annähernd einhunderttausend Kilometer länger gewesen als
selbst der längste, den er je unternommen hatte. Eine
Fehlfunktion der Meß- und Registriergeräte war
ausgeschlossen. Der Kurs, den er zuletzt genommen hatte, war
einhunderttausend Kilometer länger als jeder andere - und das,
obwohl der Flug, seitdem
Olbrich die günstigste Bahn bestimmt hatte, von einem
einwandfrei funktionierenden Autopiloten durchgeführt wurde.
Olbrichs Neugierde war geweckt. Er hatte vor, auf seinem nächsten
Flug nach Malajo herauszufinden, was dort draußen im Raum vor
sich gegangen war. Es dauerte länger als üblich, bis er
zurückkehrte. Er rief mich sofort an, nachdem er auf Josaph
gelandet war, und erklärte mir, er hätte alle Hände
voll zu tun und könne mich erst in zehn Tagen sehen. Ich sah
keinen Grund, ihn unnötig zu drängen, und wartete. Am Abend
des zehnten Tages, weniger als vier Stunden vor unserer Verabredung,
wurde sein Haus in die Luft gesprengt - und er mit ihm.«
Stoke
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