Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 067 Der Endlose Alptraum

PR TB 067 Der Endlose Alptraum

Titel: PR TB 067 Der Endlose Alptraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
ausgesprochen, was ich denke«, flüsterte
Ylina. »Die meisten Unstimmigkeiten treten zwischen den
Menschen auf, weil sie nach Erklärungen für die Handlungen
anderer suchen.«
    »Dabei gibt es eine Erklärung für unsere seltsame
Verhaltensweise. Sie ist in den Ereignissen aus unserer frühesten
Kindheit zu suchen.«
    »Janz hat mir davon erzählt.«
    »Aber er hat dir sicher nichts von den tragischen Umständen
erzählt, die zu meiner Mißbildung führten.«
    »Sicher wollte er das dir überlassen«, sagte
Ylina sanft.
    Erdega nickte. »Du scheinst uns ziemlich gut kennengelernt
zu haben, Ylina.«
    Er machte eine Pause, in der er fortfuhr, Ylina mit den goldenen
Blüten zu bedecken. Dann erzählte er:
    »Unser Vater war ein Besessener, das wird schon daraus klar,
daß er nicht davor zurückschreckte, seine Frau und den
wenige Monate alten Janz mit ins Gebirge zu nehmen. Er war vollkommen
von dem Gedanken besessen, die Stadt Askadir zu finden. Sie lebten
mehr als drei Jahre vollkommen abgeschnitten von der Zivilisation und
hatten nur Kontakt zu einem Mann, der sie mit dem Nötigsten
versorgte.
    Es war Vater egal, daß Mutter an diesem Einsiedlerleben
zerbrach. Oh, was mußte sie gelitten haben. Aber er hörte
nicht auf ihre Bitten, sie in die Stadt zurückgehen zu lassen,
damit sie wieder unter Menschen sein konnte. Selbst als sie mich
schon unter dem Herzen trug, ließ er sie nicht gehen. Er zwang
sie sogar, dort in den Bergen zu entbinden. Und das alles nur, weil
er befürchtete, sie könne irgend jemandem die Stelle
verraten, wo er nach der versunkenen Stadt suchte.
    Einen Monat, bevor ich geboren wurde, machte er seinen größten
Fund. Es war ein tonnenschwerer Würfel aus einem unbekannten
Material, der die Schriftzeichen der Askadier trug. Vater gelang es
nur unter unsäglichen Strapazen, ihn aus dem Höhlenlabyrinth
ans Tageslicht zu befördern. Er nannte den Würfel seine
»Schatzkiste«, weil er überzeugt war, darin viele
Geheimnisse über die Kultur der Askadier zu finden. Es traf ihn
wie ein Schock, als Mutter ihn flehentlich bat, seinen Fund wieder
zurückzubringen. Sie spürte vom ersten Augenblick an, daß
sich die Strahlung aus der Schatzkiste verhängnisvoll für
mich, das Ungeborene, auswirken würde.
    Ich kann Vater nicht deswegen hassen, weil er nicht auf Mutter
gehört hat. Obwohl ich ihm und seiner Schatzkiste mein Aussehen
zu verdanken habe. Und ich kann Mutter nicht hassen, obwohl sie sich
vor
    mir ekelte, als sie mich zum erstenmal sah.
    Nein, Ylina, das ist alles gelogen. Ich hasse sie beide. Ich kann
ihnen doch nicht dankbar sein! Ich hasse sie nicht, weil sie beide
dazu beigetragen haben, daß das aus mir wurde, was ich bin -
eine Monstrosität. Nein, denn das war der Wille eines längst
ausgestorbenen Volkes. Aber ich mache meinen Eltern zum Vorwurf, daß
sie mich als Scheusal angesehen haben. Und trotzdem - Ylina, ich
glaube, ich hasse sie nicht einmal deshalb richtig.
    Meine Eltern sind tot, und ich glaube, ich hasse sie weniger als
mich. Wenn du ich wärst, Ylina, würdest du dich nicht auch
selbst hassen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich würde nicht so
verbittert sein wie du, Erdega. Warum lachst du nicht wieder wie
vorhin, so gefällst du mir schon besser.«
    Er lächelte tatsächlich, und es wirkte nicht einmal
gezwungen - eher verträumt, als hätte er einen riesigen
Gedankensprung zu schöneren Erinnerungen oder Träumen
gemacht. Ylina hatte den Eindruck, daß er alles andere einfach
vergessen, in sein Unterbewußtsein abgedrängt habe.
    »Mein Vater hat die Schatzkiste in die Schlucht
zurückgeworfen. Warum er es getan hat, nachdem das Unglück
schon geschehen war -ich weiß es nicht. Er muß von Sinnen
gewesen sein.«
    »Denke nicht mehr daran, Erdega«, sagte Ylina. Sie
deutete nach vorne. »Sieh nur, da kommen Gallos und Janz.«
    Aber er schien sie nicht gehört zu haben.
    »Ich muß daran denken«, murmelte Erdega wie zu
sich selbst. »Ich muß immer an die Schatzkiste denken.
Sie ist die einzig schöne Erinnerung von Bestand. Denn ich weiß,
daß von ihr eine wundersame Wirkung ausgeht. Sie verheißt
mir Heilung, Genesung, Glück und Erfüllung. Alle
erstrebbaren Werte sind in ihr enthalten. Ich werde sie suchen, ganz
gewiß. Nicht jetzt, nicht heute, denn ich bin nun zufrieden und
glücklich. Aber irgendwann, wenn ich das einmal nicht mehr bin.
Dann suche ich die Schatzkiste. Und wenn ich sie finde, werde ich sie
öffnen, und ein Regenbogen wird daraus aufsteigen und

Weitere Kostenlose Bücher