PR TB 067 Der Endlose Alptraum
possierlich, niedlich,
artig, gesellig, putzig, erheiternd.«
»Und ich war in Sorge um euch, als wir euch beim Aufstieg
aus den Augen verloren«, unterbrach Gallos sie wütend.
»Nächstes Mal setzt euch gefälligst nicht ab, ohne
mir vorher Bescheid zu geben.«
»Was ist denn in dich gefahren, Johannes?« erkundigte
sich Ylina verblüfft.
»Er ist der Boß«, warf Janz mit todernstem
Gesicht ein.
»Jawohl, ich bin der >Boßkeinen Spaß, irgend jemandem Vorschriften zu machen. Aber
schließlich muß ich die Verantwortung für euch
tragen, und es dürfte nicht zuviel sein, wenn ich ein Mindestmaß
an Disziplin verlange.«
»Wir sind keine kleinen Kinder«, sagte Ylina trotzig.
»Johannes hat recht.«
Alle drei sahen erstaunt zu Erdega. Aber am meisten war Gallos
davon überrascht, daß der kleine, verwachsene Mann Partei
für ihn ergriff.
»Danke, Erdega«, sagte der Schatzsucher mit rauher
Stimme.
Diese Geste Erdegas schien das Verhältnis der vier Menschen
zueinander noch mehr zu festigen - zumindest schien Gallos, dem von
Anfang an die Rolle des Außenseiters zugeschoben worden war,
als vierter in den Bund aufgenommen worden zu sein. Aber der Schein
trog.
In dieser Nacht sagte Erdega zu seinem Bruder: »Ich habe
Angst davor, daß ich Ylina an dich oder Gallos verlieren
könnte. Sprichst du mit ihr? Mache ihr klar, daß sie sich
in keinen von uns verlieben darf.«
Janz versicherte: »Ich werde mit ihr sprechen.«
Gallos gab einen verschlüsselten Funkspruch ab, als die
anderen schliefen und er sich unbeobachtet wähnte.
Und Ylina. sie wachte irgendwann in der Frühe auf, als der
Himmel sich bereits erhellte. Sie konnte erst wieder einschlafen,
nachdem sie sich davon überzeugt hatte, daß Erdega einen
ruhigen, ungestörten Schlaf hatte.
***
Am Tage darauf gingen alle vier zum See baden. Sie lachten alle
ausgiebig über Gallos, der mitsamt seiner altmodischen
Unterwäsche, die ihm vom Hals bis zu den Knöcheln reichte,
ins Wasser sprang; bestaunten Janz' Schwimm- und Tauchkunststücke;
machten Ylina übertriebene Komplimente, deren makelloser Körper
selbst durch den improvisierten Bikini aus Stoffresten nicht
verunstaltet wurde; und sie versuchten Erdega dazu zu bewegen,
ebenfalls ins Wasser zu kommen
- aber das taten sie nicht beharrlich. Es genügte, daß
Erdega sagte: »Ich habe Wasser nie besonders gemocht.« Er
brauchte nicht erst zu erklären, warum er Wasser nicht mochte.
Erdega sah die meiste Zeit den Badenden zu, unterhielt sich
abwechselnd mit Gallos und Ylina, wenn sie an Land kamen, und aalte
sich in der Sonne.
Gallos holte sich eine Harpune und ein Sauerstoffgerät aus
dem Wagen und machte Jagd auf Fische. Zwischendurch flirtete er mit
Ylina.
Janz wetteiferte mit Gallos, und obwohl er nur mit einem Messer
ausgerüstet war, machte er nicht weniger Beute als Gallos -
nämlich ebenfalls keine. Als sich für seinen Bruder einmal
die Gelegenheit bot, allein mit Janz zu sprechen, erkundigte er sich,
»ob er es Ylina gesagt« habe. Janz mußte verneinen,
versprach aber, sich nachmittags dazu Gelegenheit zu verschaffen.
Ylina war nicht besonders begeistert von Janz' Vorschlag, zum
Ursprung der Wasserfälle hinaufzusteigen, aber da Gallos und
Erdega ihn nicht begleiten wollten, sagte sie aus Kameradschaft zu.
Als sie mit Janz von diesem Ausflug ins Lager zurückkam, waren
ihre Wangen von der intensiven Sonnenbestrahlung gerötet.
Erdega war glücklich, weil sie glücklich war. Ihre
Fröhlichkeit und Lebenslust wirkte geradezu ansteckend, fand
Erdega, sie griff sogar auf Gallos über, der zusehends immer
weniger mürrisch und weniger überheblich wurde.
Aber seine Scherze waren noch zu derb.
»Dreh dich um, Ylina«, begrüßte der
Schatzsucher sie, als sie, Hand in Hand mit Janz, im Lager erschien.
Sie gehorchte und wirbelte einmal um ihre Achse. Gallos meinte
lachend: »Du hast tatsächlich keine
Grasflecken auf dem Rücken.«
Dafür hätte Erdega ihn töten können. Doch
vergaß er das sehr schnell wieder - wie die meisten unliebsamen
Dinge in seinem Leben.
»Hast du es ihr gesagt, Bruder?« raunte er Janz zu.
»Ylina wird keinen von uns bevorzugen; sie sagte, daß
sie uns alle gleich gern habe«, antwortete Janz.
Daraufhin war Erdega noch glücklicher. Er ging bald nach dem
Abendmahl schlafen. Aber um Mitternacht erhob er sich von seinem
Lager und lief mit seiner Courilla in den Wald. Ylina und Janz
schliefen diese Nacht fest - dafür hatte Gallos mit
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