PR TB 068 Die Säulen Der Ewigkeit
Nefer-meryt, zur
Gattin geben.«
Er ging rückwärts, faßte die Hand der Frau, zog
mich zu sich heran und legte unsere Hände ineinander.
Ein zweitesmal schrien die Männer, aber das breite Grinsen
Hepetres und Neter-Nachts war unübersehbar.
Ich trat vor und rief:
»Wir alle lieben Menes, den jungen Pharao beider Ägypten.
Er wird milde herrschen über die Provinz Sais, und er wird
furchtbar sein in seinem Zorn wider Buto und alle anderen
Abtrünnigen. Denn Friede soll sein zwischen dem Delta und der
Höhle Hapis, des Flußgottes.«
Dann wandte ich mich an Nefer-meryt.
»Du und ich«, sagte ich leise, »werden jetzt mit
einem Boot zu deinem Schiff rudern und den Nil aufwärts bis
Memphis fahren, zu unserer Insel. So soll es geschehen!«
Ich hatte das deutliche Gefühl, endlich einer Frau begegnet
zu sein, die ich lieben könnte; ein kleiner Funken von Wärme
in dieser erbarmungslosen Zeit, in der Reiche mit Blut
zusammengeklebt wurden, in der damaligen Situation eines Fremden, der
auch diese Kultur als vorübergehende Episode betrachtete ... ja,
betrachten mußte, bis irgendwo und irgendwann sich ein
Raumschiff fand, mit dem ich nach ARKON zurückkehren konnte.
Nefer-meryt preßte sich eng an mich. Bei ihrer maskenhaften
Kühle und angesichts der riesigen Menschenmenge ein deutlicher
Beweis ihrer Gedanken.
Zwei unvergleichliche Wochen folgten.
Während an beiden Ufern des Nils die Saat sproßte, zog
unser Schiff, von den singenden Ruderern bewegt und von einem matten
Nordwind, flußaufwärts. Von den Ufern grüßten
uns heimkehrende Soldaten und Bauern. Die knarrenden Schöpfräder,
die Schreie der Tiere, die freundliche Wärme von Nefer-meryt ...
ich wünschte manchmal, ich würde nicht zurückkehren
müssen in die Kälte meines Schlafes, und Memphis möge
weit entfernt sein, irgendwo in der Nähe der Nilquellen.
Dann legten wir in Memphis an, und Hepetre, dessen Schiff vor
unserem abgefahren war und mehr Ruderer aufwies, erwartete uns mit
meinem Gespann. Langsam füllte sich der Palast, und die
Sklavinnen versuchten, die Mädchen aus Sais, die Menes für
sich mitgebracht hatte, aufzuheitern.
Noch war das Glück auf meiner Seite ...
Aber ich konnte den Gedanken an zwei Vorkommnisse oder
Überlegungen nicht loswerden.
Was bedeutete es für mich, daß Nefer-meryt — die
nicht ahnte, daß ich dieses ihr Geheimnis auch kannte —
die Trägerin der Horusmaske war?
Woher hatten die Priester dieses Wissen, das fast meinem
vergleichbar war, und doch waren sie nicht von ARKON? Sie waren auf
diesem Planeten, in dieser Kultur geboren worden.
Waren sie es wirklich?
Ein brauner Arm und lange, schlanke Finger, die nach Narde
dufteten und über mein Haar strichen, verscheuchten diese
Gedanken, sie stoben in alle Winde wie ein Zug Nilschwalben oder ein
Schwärm Trappen im Schilf.
Die Zeit verging.
Menes kehrte zurück, und ich beriet ihn unaufhörlich.
Das Haus auf der Insel wuchs von Tag zu Tag.
Wir streiften, nur von Ti begleitet, durch die Palmenhaine.
Oberall ließ Menes Bäume einsetzen, um die drohende
Versteppung einzudämmen. Ein Kanalwesen wurde eingeführt,
Baupläne entstanden. Die Kornspeicher wurden massiv gebaut, ich
lehrte die Vorzüge einer Kanalisation, verwendete Kupfer zum Bau
von Wasserleitungen, entwickelte den zusammengesetztem Bogen weiter
und schuf Bronzelager für die knarrenden, schwerfälligen
Wagen. Mein Versuch, Pferde einzuführen, scheiterte an den
weiten Entfernungen. Die Verwaltung des Landes wurde nach genauesten
Richtlinien dezentralisiert, um jederzeit voll einsatzbereit zu sein
und zu bleiben. Und eine letzte Delegation wurde ausgeschickt, um mit
dem Stadtkönig von Buto zu verhandeln. Dies war der letzte Wall,
der sich der Einigung des Landes noch widersetzte.
Eines Tages verließ der letzte Handwerker das Haus.
Ich entlohnte ihn und zog mit zwei Sklavinnen und zwei Sklaven ein
und ... mit Nefer-meryt. Nach sechs Monaten in diesem Land war ich
zufrieden mit allem, was ich erreicht hatte.
Die Morgen: Wir badeten im Nil, ließen uns von der Sonne
trocknen und bräunen, fuhren mit schwirrenden Reifen durch Sand,
der unter Pferdehufen hochwirbelte, über Gras und entlang der
knarrenden, wispernden Schilffelder, schreckten Enten und Libellen
hoch. Wir aßen unter dem Sonnensegel, und sie sah mir zu, wie
ich Pläne zeichnete und angab, wo man etwas fand und wie es mit
welchen Hilfsmitteln zu bearbeiten war.
Die Stunden des Mittags: In ihnen lag das gesamte Nilland
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