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PR TB 069 Menschen Aus Der Retorte

PR TB 069 Menschen Aus Der Retorte

Titel: PR TB 069 Menschen Aus Der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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seine Maßnahmen hätten die Flugpanzer uns bereits
zusammengeschossen. Beruhige dich und nimm es als selbstverständlich
hin, daß wir uns in der Zeit bewegen.“ Betty-Inger
schluckte ein paarmal. Er wandte den Blick von den Bildschirmen und
sah Stem an. Über sein Gesicht zogen sich mehrere Streifen
hellrötlichen Wundplasmas und verwandelten es in die Fratze
eines traurigen Clowns.
    „Warum kämpfen wir nicht, anstatt zu fliehen?“
fragte er bitter. „Weshalb lassen wir die Clone-Brüder im
Stich?“ „Damit sie wiedergeboren werden können“,
warf Irul-Luzie ein. Sie beherrschte sich großartig, konnte
jedoch das Vibrieren ihrer Stimme nicht unterdrücken. „Wir
mußten in erster Linie die Schablonen retten.“
    „Es ist zum Kotzen!“
    Das war Vater Lashron gewesen.
    Sidni-Stem blickte irritiert in Richtung der Positronik. Er hatte
Vater Lashron vieles zugetraut, aber keine Kraftausdrücke. Dabei
ist das gar nicht verwunderlich, sagte er sich. Vater Lashron ist ein
Mensch wie wir - immateriell oder nicht.
    Luzie kicherte.
    Betty-Inger grinste breit.
    Es war eine unwirklich anmutende Situation.
    „Na endlich!“ kam wieder Vater Lashrons Stimme. „Oh,
verdammt, sie ist wieder weg. Ja, ist denn das zu fassen!“ Stem
begriff, daß Vater Lashron Schwierigkeiten hatte. Verstohlen
blickte er auf die Uhr an seinem Handgelenk. Seit ihrer Ankunft in
der Absoluten Nullzeit waren ungefähr zwei Minuten vergangen.
    Was hatte Vater Lashron gesagt: Mit unseren Mitteln kann ich das
Schiff nur drei Minuten in der Nullzeit halten.
    „Stem.!“ rief Luzie angstvoll.
    „Ruhig! Er wird es schaffen“, sagte Sidni-Stem
entgegen seiner Überzeugung.
    „Ich muß einfach irgendeine Spur nehmen“,
murmelte Vater Lashron. „Die Variationsbreite ist zu schmal.“
    Noch eine halbe Minute!
    Sidni-Stem merkte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Nicht
auszudenken, wenn sie in ein anderes Universum geschleudert würden.
Wenn es viele Universen gab, wie sollte man da das eigene
wiederfinden!
    Noch fünfzehn Sekunden!
    Stem spürte, wie das Schiff zu vibrieren begann. Das
Vibrieren steigerte sich zum Schaukeln. Es war, als pendle das Schiff
hin und her.
    Noch zehn Sekunden!
    Die graubemalte Mauer riß jählings auf. Grelles,
irisierendes Leuchten erfüllte die Panoramaschirme. Ein heftiger
Ruck stauchte Stem in den Sessel zurück. Er hatte das Gefühl,
als beschleunigte das Schiff mit hohen Werten, höher, als jeder
Elektrowagen sie jemals erreichen konnte.
    Das irisierende Leuchten formte, so unvorstellbar das klingen
mochte, einen Korridor von rechteckigem Querschnitt. Sidni-Stem
schätzte die Höhe auf zweihundert Meter; aber er war sich
darüber im klaren, daß er sich irren konnte. Draußen
gab es keinerlei Bezugspunkte.
    Immerhin war die schnelle Bewegung des Schiffes an der
unregelmäßigen Farbstruktur des Korridors zu erkennen. Es
raste auf jenen Punkt zu, an dem die Kanten des Korridors scheinbar
zusammenflössen. Aber obwohl die Bewegung bald sinnverwirrende
Werte erreichte, behielt der Linienschnittpunkt scheinbar seine
Position bei.
    Sidni-Stem schloß die Augen, um das Schwindelgefühl
loszuwerden. Als er sie nach einiger Zeit wieder öffnete, raste
das Schiff noch immer mit dieser wahnwitzigen Geschwindigkeit dahin.
    Plötzlich weitete sich der Korridor. Stem sah an seinem Ende
eine schwarze, leicht ansteigende Fläche mit einem tiefen Loch,
ähnlich einem Krater. Das Schiff raste genau darauf zu.
    Stem öffnete den Mund zu einem Schrei.
    Doch der erwartete Aufprall blieb aus. Statt dessen wurde es
dunkel. Nur das matte Glühen der Notbeleuchtung erfüllte
die Hauptzentrale. Die Bildschirme waren schwarz - bis auf den
Topsektor. Dort strahlte das Licht eines metallisch blauen Himmels
herein.
    *
    „Das wäre es“, stellte Vater Lashron lakonisch
fest.
    „Wo. wo sind wir?“ stammelte Irul-Luzie.
    Vater Lashron gab ein Geräusch von sich, das wie abgehacktes
Lachen klang.
    „Wo? Ich dachte, ich hätte es euch erklärt,
Babakow Irul-Luzie. Wir haben uns durch die Zeit bewegt, aber nicht
durch den Raum. Du solltest also lieber fragen, wann wir sind.“
    „Ich will meinen letzten Urul geschossen haben“,
grollte Betty-Inger, „wenn ich dir glaube, Vater Lashron. Wenn
wir noch an der gleichen Stelle sind, wohin sind dann die Flugpanzer
verschwunden? Und warum zeigt die Rundumbeobachtung nichts?“
    „Wahrscheinlich hast du deinen letzten Urul geschossen,
Babakow Betty-Inger“, antwortete Vater Lashron.

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