PR TB 069 Menschen Aus Der Retorte
die Schwärze. Ein furchtbarer
Ruck durchlief das Schiff. Kreischen und Donnern folgte.
Die Dunkelheit zerriß schlagartig, und ein heftiger Aufprall
warf Sidni-Stem aus dem Sessel.
*
Von irgendwoher aus dem Dunkel drangen wispernde Stimmen an sein
Ohr, zuerst unverständlich, dann lauter und klarer.
.... keinen Anhaltspunkt für die Zeitebene.“ „Ich
denke doch. Zumindest weiß ich, daß wir vor der Landung
der EX-4489 angekommen sind.“ „Wieviel Jahre vorher? Ein
Jahr oder eine Million?“ „Wir sind im Uferfelsen
angekommen und haben keine Möglichkeit, uns draußen
umzusehen. Das erschwert die Schätzung. Vorläufig bin ich
froh, daß uns und dem Schiff nichts weiter geschehen ist.“
„Das wird noch kommen. Wir sind gefangen. Sobald Sie ein
Triebwerk aktivieren, explodiert das Schiff durch den
Energierückschlag.“
Sidni-Stem bot seine ganze Willenskraft auf, um die Lider
hochzuziehen. Verschwommen nahm er eine schwarzgekleidete, aufrecht
stehende Gestalt wahr. Dahinter blinkten Kontrollampen.
Er schüttelte den Kopf und stöhnte.
„Hallo, Sidni-Stem!“ ertönte eine Stimme. „Wie
geht es dir?“
„Vater Lashron.?“ flüsterte Stem.
„Ich bin Vater Lashron. Unsere Ankunft war ziemlich
gewaltsam. Hoffentlich bist du nicht ernstlich verletzt.“
„Ich glaube nicht.“
Allmählich klärte sich Stems Blick. Er schnallte sich
los und betastete seinen Kopf. Eine Verletzung war nicht zu spüren,
dennoch hatte er das Gefühl, sein Schädel wäre
geplatzt.
Er wandte vorsichtig den Kopf, als er von links eine Verwünschung
hörte.
Babakow Betty-Inger löste soeben seine Anschnallgurte. Sein
Gesicht war von zornigem Schmerz verzerrt. Langsam griff er nach oben
und massierte sein Genick mit den breiten Händen.
Stems Kopf drehte sich wie auf verrosteten Kugellagern nach
rechts, wo Irul-Luzie mit halbgeöffneten Augen in ihrem
Kontursessel lag. Er stemmte sich mühsam hoch, tat
zwei unsichere Schritte, dann wußte er plötzlich nicht
mehr, wo oben und unten war. Er wäre gestürzt, wenn Last
ihn nicht aufgefangen hätte.
„Danke“, murmelte Stem und benützte den Roboter
als Stütze, um sich wieder aufzurichten. „Es geht schon
wieder.“
Von Inger kam ein Kraftausdruck.
Als wäre er ein Signal gewesen, schwang Luzies Sessel herum,
und ihre noch nicht wieder ganz klare Stimme sagte:
„Benimm dich, Betty-Inger! Was soll Last für einen
Eindruck von unserer Familie bekommen!“
„Entschuldige, Luzie“, sagte Inger kleinlaut.
Stem löste sich von Last und blickte Luzie lächelnd an.
„Du erholst dich aber sehr schnell. Darf ich dir etwas zu
trinken bringen? Ich habe.“ Er schlug sich mit der flachen Hand
gegen die Stirn, was die Kopfschmerzen noch verstärkte.
„Wir sind ja nicht zu Hause. Hatte ich vergessen. Dabei
könnte ich einen kräftigen Schluck gebrauchen.“
„Links neben dem Eingang zu mir“, ließ Vater
Lashrons Stimme sich vernehmen. „Sergej Sergejewitsch, ich
meine Oberleutnant Babakow, hat sich um den Getränkeautomaten
gekümmert, als wir noch auf dem Schiff lebten. Vor tausend
Jahren funktionierte er noch recht gut.“
„Dann mußte er auch jetzt noch funktionieren“,
warf der Roboter ein. „Die lunaren Werften lieferten schon
immer erstklassige Qualitätsarbeit.“
„Nur war die EX-4489 ein Wrack, als sie auf Refuge
notlandete“, erklärte Vater Lashron. „Vieles konnte
nur mühselig zusammengeflickt werden, manches überhaupt
nicht mehr.“
Anderson Sidni-Stem war unterdessen zu der angegebenen Stelle
gegangen. Der Getränkeautomat glich denen, in den Wohnungen der
Clone-Bürger; er wunderte sich, daß ihm dieser hier bisher
nicht aufgefallen war.
Er drückte dreimal auf die kleine Schaltplatte des
Becherspenders, und drei hauchdünne aber stabile Plastikbecher
glitten heraus. Dann suchte er unter den Schildern nach Gamlath oder
Sugri, den beiden
alkoholischen Standardgetränken auf Refuge, fand sie jedoch
nicht.
Vater Lashron schien sein Problem zu erraten, denn er sagte:
„Nimm den Spender, wo Whisky darauf steht, Stem. Zu meiner
Zeit war es das beliebteste Getränk im Solaren Imperium.“
Stem füllte die Becher mit der goldgelben Flüssigkeit,
die ölig aus dem Spender schoß und eigentümlich roch.
Vorsichtig nippte er an seinem Becher und verzog das Gesicht.
„Das Zeug brennt wie Feuer“, keuchte er.
„Dann ist die Behälterkühlung ausgefallen“,
erklärte Vater Lashron.
„Hm, ziemlich warm ist es ja.“
„Dann sieh zu, daß
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