PR TB 069 Menschen Aus Der Retorte
denn was nützt Ihnen der perfekte
Zeitstromregulator, wenn Sie nicht über ihn verfügen
können.“
„Sie verlangen etwas von mir, zu dem ich nicht befugt bin“,
antwortete der Roboter. „Die gewünschte Auskunft darf ich
nur geben, wenn ich die Genehmigung von Lordadmiral Atlan eingeholt
habe.“
„Soviel ich verstanden habe, befindet sich dieser Atlan auf
einer anderen Zeitebene als wir“, warf Sidni-Stem ein. „Werfen
Sie doch nicht Probleme auf, wo es keine gibt. Ohne unsere Hilfe
können Sie sich nicht mit Lordadmiral Atlan in Verbindung
setzen, und wir können Ihnen dabei nur helfen, wenn Sie Ihr
kleines Geheimnis verraten. Es wäre doch widersinnig, diesen
Kausalzusammenhang zu mißachten.“
„Du hast recht, Sidni-Stem“, warf Vater Lashron ein.
„Um Atlans Genehmigung einholen zu können, daß Last
uns Auskunft über seine Zeitebene gibt, mußte er uns erst
die Zeitebene verraten. Danach aber wäre es überflüssig,
die Genehmigung einzuholen. - Sie sind hoffentlich nicht
ressortkonditioniert.!“
„Das nicht, Vater Lashron. Aber es ist sehr schwierig für
meine Entscheidungskreise, die Argumente einer niederwertigen
Positronik zu akzeptieren. Allerdings sind Sie gleichzeitig ein
Mensch, wenn auch nur geistig. Würden Sie mir sagen, welchen
Rang Sie innerhalb der Explorerflotte bekleideten?“
Vater Lashron lachte grimmig.
„Die Uniform ist also noch immer wichtiger als der Mensch,
der darin steckt, wie?“
„Keineswegs, Vater Lashron. Ich weiß, was Sie meinen,
aber das gibt es längst nicht mehr, von Ausnahmen abgesehen. Nur
Roboter innerhalb militärischer Organisationen müssen
zuerst den Rang eines Menschen berücksichtigen. Mit der
Einschätzung der Persönlichkeit haben wir immer noch
Schwierigkeiten.“
„Aha! Schön, Last. Ich heiße eigentlich Lashron
Barghes, bin Doktor der Kosmobiologie, der Kosmomedizin und der
Philosophischen Extrapolation. An Bord der EX-4489 war ich
Kommandant im Range eines Obersten des Explorerkommandos.“
„Danke, Oberst Barghes!“ schnarrte Last und legte die
gestreckte rechte Hand mit den Fingerspitzen gegen den Rand seiner
Kopfbedeckung.
Die drei Refugier blickten sich vielsagend an. Betty-Inger tippte
sich sogar verstohlen an die Schläfe.
In Vater Lashrons Stimme schwang Verblüffung mit, als er sich
wieder an Last wandte.
„Seit wann salutiert man vor einer ,niederwertigen’
Positronik?“
„Ich bitte um Verzeihung“, antwortete Last. „Diese
Geste galt der von einer verbündeten Organisation verliehenen
Autorität. Meine Entscheidungskreise benötigten diesen
zusätzlichen Faktor, um sich für die Preisgabe eines
USOGeheimnisses entscheiden zu können. Als hoher Offizier des
Explorerkommandos sind Sie auf die gleichen Prinzipien vereidigt
worden wie die Offiziere der USO. Es kann also erwartet werden, daß
Sie keinen Mißbrauch mit den Informationen treiben, die ich
Ihnen zugänglich mache.“ „Akzeptiert“,
erwiderte Vater Lashron. „Nennen Sie mir nun die Zeitebene, auf
der wir uns gegenwärtig befinden!“ „Darf ich Sie
bitten, zuerst die Dame und die beiden Herren zu entfernen, Oberst!“
„Nein, das dürfen Sie nicht!“ sagte Vater Lashron
scharf. „Luzie, Stem und Inger sind meine Vertrauten, und ich
garantiere für ihre Integrität.“
„Aber, ich.“
„Soll ich den Roboter eliminieren, Vater Lashron.?“
fragte Inger und richtete den Impulsstrahler auf Lasts Rükken.
Vater Lashron lachte leise.
„Nicht so hitzig, Babakow Betty-Inger. Last ist sowohl mein
als auch euer Verbündeter, selbst wenn er es sich nicht
eingestehen möchte. - Last, ich nehme hiermit Babakow
Irul-Luzie, Babakow Betty-Inger und Andersen Sidni-Stem in die
Mannschaft der EX-4489 auf. Genügt Ihnen das?“ „Danke,
Oberst Barghes!“ erklärte der Roboter. „In diesem
Fall können Sie hierbleiben.“
„Diese arrogante Maschine.“, begann Luzie, aber Vater
Lashron unterbrach sie.
„Nein, nein, Luzie. Du darfst bei der Beurteilung eines
Roboters keine menschlichen Maßstäbe anlegen. Ein Roboter
kann nicht arrogant sein; er handelt lediglich unter dem Zwang von
absoluter Logik und von außen eingegebenem Programm, was
bereits ein Widerspruch an sich ist. Dieser Widerspruch läßt
sich manchmal nur durch Trickpedanterie lösen. Habe ich recht,
Last?“
„Nicht ganz, Oberst Barghes. Was Sie Trickpedanterie nennen,
ist ein ständiges Gegeneinanderabwägen von Fakten und
Befehlen. Unsere Programmierung hat in etwa die gleiche Aufgabe
Weitere Kostenlose Bücher