PR TB 069 Menschen Aus Der Retorte
öffnete es und entnahm ihm einen runden weißen
Stab, den er mit einem Ende zwischen die Lippen steckte. Danach
zündete er zum
Entsetzen der Beobachter das freie Ende an und blies kurz darauf
hellen Rauch aus Nase und Mund.
Nachdem sie den Schreck überwunden hatten, stieß Luzie
Stem an.
„Ich werde den Kontakt aufnehmen“, flüsterte sie.
Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ sie die Deckung der
Palmstämme und ging auf die Freitreppe zu.
Der Unbekannte entdeckte sie fast sofort. Er nahm das qualmende
Stäbchen aus dem Mund und starrte Irul-Luzie an, als wäre
sie eine Erscheinung aus der Geisterwelt. Dann zwinkerte er nervös
mit den Augen, schüttelte den Kopf und griff langsam zu der
Waffe in seinem Gürtelhalfter.
„Soll das ein neuer Trick der verdammten Tattoos sein?“
fragte er mit grollender Stimme. Er sprach das gleiche Interkosmo wie
die Refugier.
Luzie blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ich habe keine Ahnung, was du mit ,Tattoos’ meinst,
aber sehe ich so aus wie sie?“
Der Mann grinste und nahm die Hand vom Kolben.
„Durchaus nicht, Süße.“
Er begann die Treppen hinabzusteigen.
„Gleich wird Luzie explodieren“, flüsterte Inger
voller Schadenfreude.
Sidni-Stem lächelte. Er ahnte, daß sich hier eine Frau
und ein Mann aus zwei verschiedenen Gattenrechtssystemen begegneten.
Der Unbekannte schien es für selbstverständlich zu halten,
daß er zum stärkeren Geschlecht gehörte.
„Was hast du gesagt.?“ fragte Irul-Luzie verdächtig
sanft. „Wiederhole es doch einmal.“
Der Mann lachte. Er hatte die Treppe hinter sich gelassen und kam
auf Luzie zu. Offenbar störte es ihn nicht, daß er
schmächtiger war als sie.
„Ich sagte, du siehst nicht wie ein Tattoo aus, Süße“,
wiederholte er grinsend.
Im nächsten Augenblick ging er zu Boden und hielt sich die
Wange, die Luzies Hand getroffen hatte. Verwirrt starrte er sie an
und schluckte die Beschimpfungen, die wie ein Wasserfall auf ihn
einprasselten.
Nach einiger Zeit verstummte Luzie. Sie holte tief Luft, stemmte
die Fäuste in die Seiten und sagte, wieder völlig ruhig:
„Das wird dir hoffentlich eine Lehre sein. Wenn hier jemand
Kosenamen gebraucht, dann bin ich es, verstanden?“
Der Mann schluckte und kam wieder auf die Füße. Seine
linke Wange war rot und angeschwollen, und die Fingerabdrücke
Luzies traten weiß hervor.
Dennoch grinste er.
„Jetzt weiß ich genau, daß du keine Tattoo
bist.“ Er deutete eine Verbeugung an. „Captain Arroll
McEben. Ich bitte um Entschuldigung, aber das vorhin sollte kein
Annäherungsversuch sein. Ich wollte nur sichergehen, daß
man mich nicht täuscht.“ Er rieb sich wider die Wange.
„Der Beweis war ziemlich schlagkräftig. Bist du von einem
Planeten mit Umweltangepaßten?“
Babakow Irul-Luzie wölbte die Brauen.
„Ich verstehe nicht.“ Sie stampfte mit dem Fuß
auf. „Dies hier ist Refuge, meine Welt. Woher bist du? Ich
kenne den Captain-Clone nicht, Eben.“
McEben schnappte nach Luft.
„Captain-Clone.?“ Seine Miene war ein einziges großes
Fragezeichen. „Und das hier soll Refuge sein! Woher kommst du
wirklich?“
Sidni-Stem hielt es für an der Zeit, persönlich
einzugreifen und das nutzlose Frage- und Antwortspiel zu beenden.
Er trat ins Freie und zeigte dem Captain die leeren Hände.
„Nicht nervös werden, bitte!“ rief er. „Babakow
Irul-Luzie verfügt leider nicht über
Transmitter-Informationen wie ich und Babakow Betty-Inger.“ Er
neigte den Kopf zu der Stelle, wo der Jäger den Palmengarten
verließ. „Sie sind Captain der terranischen Raumflotte,
wenn ich nicht irre, und wahrscheinlich sind Sie in die Zukunft
verschlagen worden wie wir. “
Captain McEben errötete, wahrscheinlich weil plötzlich
zwei Zeugen seiner Demütigung auftauchten.
„Sie sind einfache Raumsoldaten, wie ich an Ihren Uniformen
erkenne“, sagte er. „Folglich stehen Sie ab sofort
unter meinem Kommando, und Sie werden mir dabei helfen, meinen
Auftrag durchzuführen.“
In diesem Moment sah er wahrscheinlich erst die Ärmelschilder
mit dem Symbol des Explorerkommandos und der Bezeichnung EX-4489.
Seine Augen wurden groß, während sein Gesicht - mit
Ausnahme einer Wange - die Farbe frischen Käses annahm.
„Wo. wo ist. Last-P-29?“ stammelte er.
„Der Roboter?“ fragte Sidni-Stem zurück. „Suchen
Sie ihn?“
„Ihn und Sie!“ stieß der Captain hervor.
„Lordadmiral Atlan schickte mich nach Close, als Last nicht
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