PR TB 069 Menschen Aus Der Retorte
durch partielle
Paraabsorption ,aufgeweicht’ worden, ähnlich wie man das
Skelett eines Lebewesens durch vollständigen Kalkentzug in eine
gummiartige Masse verwandeln kann.“
Bei der Erwähnung der Waffe griff er unwillkürlich nach
seinem Gürtelhalfter - und erstarrte, als er das harte
Griffstück seines Impulsstrahlers zwischen den Fingern spürte.
Sidni-Stem zog die Waffe heraus und überprüfte sie.
„Sie.. sie ist. in Ordnung“, stammelte er.
Blitzschnell zog Irul-Luzie ihre Waffe, aktivierte das
Abstrahlfeld und blickte in das drohende rötliche Glühen im
Lauf. Sie holte tief Luft, kniff die Augen zusammen und blickte Stem
an.
„Die Tätowierten sind doch nicht so superschlau, wie
wir dachten.!“
Betty-Ingers Augen leuchteten auf.
„Zwei Impulsstrahler! Nun, damit werden wir uns zu Vater
Lashron durchschlagen. Ich möchte den sehen, der uns aufhält.“
Stem lächelte ausdruckslos. Er teilte den Optimismus der
anderen nicht. Die Tätowierten hatten auf ihn den Eindruck
gemacht, als wüßten sie sehr gut, was sie taten. Es war
kaum anzunehmen, daß sie seine und Luzies Waffe übersehen
hatten. Wenn sie sie ihnen dennoch ließen, dann mußten
sie davon überzeugt sein, daß ihre Opfer ihnen damit nicht
schaden konnten.
Er äußerte seine Ansicht jedoch nicht. Es erschien ihm
grausam, den Freunden die letzte Hoffnung zu nehmen.
„Sehen wir uns also um“, sagte er bedächtig. „Wir
müssen einen Platz finden, von dem aus wir einen weiten Ausblick
haben. Die Waffen würde ich allerdings zurückstecken. Falls
uns jemand beobachtet, braucht er schließlich nicht gleich
unsere Trümpfe zu entdecken, nicht wahr?“
Inger lachte und reckte sich.
„Da hast du recht, Stem. Ich werde euch führen. Als
erfahrener Jäger bemerke ich eventuelle Gefahren schneller als
ihr.“
„Nimm meine Waffe“, sagte Luzie. „Du kannst
besser damit umgehen als ich.“
Sie warf ihm den Impulsstrahler zu. Der Jäger fing ihn auf
und steckte ihn in sein leeres Halfter.
„Mir nach!“ rief er und tauchte zwischen den dicken
Stämmen unter. Nachdem er sich ein Ziel gestellt hatte, war er
wieder ganz der alte.
Sie waren knapp drei Stunden marschiert, als der Boden sanft
anzusteigen begann. Dennoch zeigte sich kein Ende des lückenlosen
Plattenbelags. Sidni-Stem fragte sich, wozu die Platten gut sein
sollten. Wenn dies ein Ort war, an den die Tätowierten
mißliebige Personen verbannten, dann ließ sich die
luxuriöse Ausstattung nicht recht begreifen.
Außer den bunten Vögeln und einigen sprudelnden Quellen
war ihnen nichts begegnet. Darum erschraken sie im
ersten Moment, als sie die rauhe Stimme hörten. Sie schien
ein Lied zu singen, eine schwermütige, aber unverständliche
Weise. Immerhin klangen die Laute menschlich.
Betty-Inger wandte den Kopf und bedeutete den Freunden durch
Handzeichen, an ihrem Platz zu bleiben. Dann schlich er geduckt
weiter.
Nach wenigen Minuten kehrte er zurück. Er winkte die
Gefährten zu sich heran und flüsterte:
„Ungefähr hundert Meter weiter kommt ein Gebäude,
ein komisches Haus mit Säulen aus glitzerndem weißem
Stein. Auf der Treppe davor sitzt ein Mann.“, er holte tief
Luft, „und er ist gekleidet wie wir.“
„Ein Mensch?“ fragte Irul-Luzie atemlos.
„Ja, doch! Und zwar in einen terranischen Raumkampfanzug.
Versteht ihr, was das bedeutet! Er ist ein Gefangener wie wir.“
„Ausgezeichnet. Dann haben wir einen Verbündeten. Führe
uns zu ihm, Inger!“
Sidni-Stem lächelte ironisch.
Es würde kaum einen Unterschied machen, ob sie einen oder
tausend Verbündete fanden.
Dennoch wurde auch er von der Erregung erfaßt. Er beeilte
sich, den Anschluß an Luzie und Inger nicht zu verpassen, die
bereits vorausgeeilt waren.
Nach wenigen Minuten standen sie am Rand des Palmenwaldes. Vor
ihnen lag eine freie Fläche von etwa zwanzig Metern Breite,
ebenfalls mit Platten belegt. Danach folgte eine breite Freitreppe;
sie führte zu einem quadratischen Plateau, auf dem ein
weißschimmerndes einstöckiges Bauwerk mit Satteldach
stand. Schmucklose weiße Säulen trugen das Gebälk
über einer Vorhalle, die mit ungefähr zehn mal fünfzehn
Metern die Hälfte der gesamten Grundfläche einnahm. In der
Wand dahinter führten drei offene Türen ins Innere des
Hauses; die mittlere Tür war höher und breiter als die
beiden anderen.
Der Mann auf der Treppe unterbrach seinen schwermütigen
Gesang, griff in eine Tasche des gefleckten Kampfanzuges und zog ein
Etui hervor. Er
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