PR TB 070 Die Verlorenen Des Alls
bekümmert. „Es kann Ihnen doch
nicht schwerfallen, wenn Sie mir zuliebe töten.“
„Nein, nein“, sagte Kovarich wie zu sich selbst. „Sie
sind nie und nimmer vom Tierschutzverein. Sie sind ein
Schwarzschlächter. Sie haben irgendwo eine Herde stehen und
wollen die Schlachthausgebühren umgehen. Deshalb kommen Sie zu
mir...“
„Mißverstehen Sie mich nicht“, sagte der Fremde.
Aber Kovarich unterbrach ihn.
„Bevor Sie weitersprechen, muß ich Ihnen etwas
erklären“, sprach Kovarich. „Ich werde nicht für
Sie schlachten. Ich kann es gar nicht. Nicht wegen der
Gesetzesverordnungen - die sind mir egal. Aber ich könnte kein
lebendes Tier töten, ich könnte keiner Fliege ein Haar
krümmen. Das sind die Tatsachen, Herr. Und jetzt lassen Sie mich
in Frieden.“
„Aber im Schlachthaus...“, versuchte es wieder der
Fremde.
„Dort werden die Tiere eingeschläfert, bevor ich ihnen
die Pistole ansetze“, unterbrach Kovarich wieder. „Aber
Sie kommen an das Schlafgas nicht heran. Sehen Sie den Unterschied?“
Der Fremde überlegte, dann meinte er: „Aber wenn es
sich um einen Gnadenstoß handelt -den könnten Sie auch
einem Lebewesen geben, das noch bei Bewußtsein ist?“
Kovarich nickte. „Es freut mich, daß Sie die richtige
Einstellung zu Tieren haben, Herr. Lebewesen - ja, es sind Lebewesen.
Nur vergessen das die meisten Leute immer und immer wieder. Natürlich
würde ich jederzeit ein Lebewesen von seinen Qualen befreien.“
In die Augen des Fremden kam ein Hoffnungsschimmer.
Erregt sagte er: „Dann geben Sie mir den Gnadenstoß
bitte!“
„Hm“, machte Kovarich, stand auf und ging. Als er an
Holly vorbeikam, tippte er sich vielsagend an die Stirn und trat auf
die Straße hinaus. Er blickte noch einmal zurück —
der Fremde saß immer noch an seinem Stammtisch und machte den
Eindruck, als sei für ihn eine Welt zusammengestürzt.
„Hm“, machte Kovarich wieder und trat den Heimweg an.
4.
Dr. Wilmy Sarlaya konnte nicht verstehen, was der Tumult im
Bungalow zu bedeuten hatte. Sie wußte nur, daß ihn die
drei Kinder heraufbeschworen hatten. Aber was war der Grund für
ihr seltsames Verhalten? Dr. Sarlaya war Psychologin gewesen, bevor
sie sich dem Ezialismus verschworen hatte, es fiel also in ihr Fach,
die Hintergründe für menschliche Reaktionen zu ergründen.
Hier mußte sie jedoch versagen, denn den Handlungen der Kinder
fehlte scheinbar jeder Sinn.
Schnell kam sie ins Wohnzimmer zurück. „Michael ist
weg“, sagte sie, dann erst bemerkte sie die unheildrohende
Atmosphäre.
Reginald Bull und Djilolo-Jedea standen mit erhobenen Händen
an der Wand, auf der anderen Seite befand sich der tätowierte
Polynesier. Er hielt eine Strahlenwaffe im Anschlag. Mit der freien
Hand drückte er den Knopf, der die Verdunkelung der Fenster
bewirkte.
„Machen Sie die Tür zu, Madam, und kommen Sie in die
gute Stube“, sagte er zu Dr. Sarlaya. „Sie begehen einen
Fehler, Eddie“, sagte Reginald Bull.
Der Polynesier lachte nur.
„Vielleicht ist er gar nicht Ceram-Ed, sondern ein
Betrüger“, vermutete Wilma Sarlaya, während sie sich
mit erhobenen Armen zu den anderen beiden gesellte.
„Ich bin schon der richtige“, versicherte Ceram-Ed.
„Offiziell bin ich der Mann, der Morotai für die
Explorerflotte verwaltet. Aber ich habe auch eine Nebenbeschäftigung.
Ich bin ein
Koppensneller!“
Wilma Sarlaya rief empört: „Sie gehören demnach zu
der Bande, die uns Ezialisten einen Androiden abgeluchst hat!“
„Stimmt“, erwiderte Ceram-Ed. „Und ich kann
Ihnen versichern, daß er uns vorzügliche Dienste
leistet... Du, Jedea, kommst jetzt ganz langsam zu mir her!“
Wilma Sarlaya ließ die Hände sinken und stemmte sie in
die Hüften. „Soll das heißen, daß Sie den
Androiden für dunkle Zwecke mißbrauchen wollen?“
erkundigte sie sich scharf.
„Halten Sie den Mund!“ fuhr der Polynesier sie an.
Wilma Sarlaya holte tief Luft. „Was fällt Ihnen denn
eigentlich ein, so mit mir...“
„Schnauze! habe ich gesagt“, zischte Ceram-Ed. „Das
hier ist kein gemütliches Kaffeekränzchen. Und Pfoten hoch!
So ist’s schon besser. Los, komm schon, Jedea, mach ein bißchen
fix, sonst verbrenne ich dir die hübsche Larve.“
„Nehmen Sie Vernunft an, Eddie“, sagte Bull
beschwörend. „Was hat der ganze Zirkus eigentlich zu
bedeuten?“
„Lassen Sie die faulen Tricks, Chef“, entgegnete der
Polynesier. „Mit langen Reden kommen wir nicht weiter. In der
Maske des braven
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