PR TB 070 Die Verlorenen Des Alls
einstecken mußte.
Er ließ Jedea los und hielt sich den Magen. Aber er gab nicht
auf. Mit letzter Anstrengung befreite er die Hand mit der Waffe aus
der unsichtbaren Umklammerung, und - auf seinem Gesicht erschien der
Ausdruck ungläubigen Erstaunens.
„Laßt von ihm ab“, rief Bull den unsichtbaren
Kämpfern zu. „Jetzt hat ihn Ishibashi in seiner Gewalt.“
Aber Bull irrte. Der Polynesier hatte einen viel stärkeren
Willen, als er ahnen konnte. Ein Schüttelfrost durchrieselte
seinen Körper. In einer Art letzten Reflex seiner Persönlichkeit
hob er die Waffe und richtete sie gegen seinen Kopf...
Jedea erwachte aus ihrer Bewußtlosigkeit und starrte
entsetzt auf den Mann, der jetzt anstelle des Kopfes nur ein
verkohltes Etwas hatte. Bull kniete neben ihr nieder und versperrte
ihr die Sicht auf den grauenvollen Anblick.
Kitai Ishibashi kam heran. „Ich konnte es nicht verhindern“,
sagte er.
Einer der näher kommenden USO-Spezialisten murmelte: „Was
für eine schreckliche Nacht.“ Aber die Nacht war noch
nicht zu Ende, und sie hatte noch nicht alle ihre Schrecken
losgelassen...
Reginald Bulls Armbandgerät schlug an.
„Was gibt’s?“ schnarrte er das Bildnis Leutnant
Barrets an. „Mann - Sie sind ja ganz verstört! Was soll
das bedeuten? Reden Sie schon!“
„Wir... wir haben Michael Rhodan gefunden. Er liegt...
zwischen den Umkleidekabinen... hier unten am Strand...“
*
Caran Klor war ein Einzelgänger. Das mußte er wohl
sein, denn er ging einer Beschäftigung nach, bei der er keine
Mitwisser brauchen konnte. Ermordete auf Bestellung - er tat es
gründlich, ohne Spuren zu hinterlassen, und immer im Alleingang.
Aber deshalb war er kein Sonderling und auch nicht abartig veranlagt.
Er genoß das Leben, mochte Frauen und den Luxus, er konnte
charmant und zärtlich sein. Er war also keineswegs kaltblütig,
aber er besaß die seltsame Gabe, seine Gefühle vollkommen
auszuschalten, wenn es galt, den Auftrag eines anonymen Klienten zu
erledigen.
Die Anonymität war ein wichtiger Faktor. Caran Klor mochte es
nicht, wenn er zuviel über sein Opfer oder über seinen
Auftraggeber wußte. Das brachte nur Komplikationen mit sich,
und Komplikationen konnte er sich nicht leisten.
Deshalb gefiel ihm der vorliegende Auftrag nicht besonders, und er
war nahe daran gewesen, ihn abzulehnen. Aber das Honorar von 80000
Solar hatte ihn schließlich umgestimmt, und natürlich
hatte auch der Umstand, daß der Auftraggeber zugleich das Opfer
sein sollte, zu seinem Entschluß beigetragen.
Caran Klor hatte den Pferdege sichtigen eingehend beobachtet und
war nun überzeugt, daß
sein Entschluß ernstgemeint war. Er, Caran Klor, kannte
solche Typen: Sie wollten nicht mehr leben, aber ihnen fehlte der
Mumm, um Selbstmord zu begehen. Da kamen sie eben zu ihm.
„Das hat es alles schon gegeben“, sagte er vor sich
hin. Er saß auf der Terrassenbar eines Hochhauses dem
Pferdegesichtigen bei einem heißen Drink gegenüber. Für
ihn war es wichtig, daß sein Opfer einen heißen Drink
nahm. Das Gift war so wirksamer.
„Haben Sie die achtzig Scheine dabei?“ erkundigte sich
Klor bei seinem Klienten. Das Pferdegesicht nickte. Klor lehnte sich
zufrieden zurück und blickte aus dem Fenster, von dem er einen
herrlichen Ausblick auf Hejago-City hatte, die Hauptstadt dieser
jungen, aufstrebenden Pionierwelt gleichen Namens. Bereits in zwei
Stunden würde er dieser romantischen Welt den Rücken
kehren. Er hatte das Ticket für die Fahrt auf einem Luxusraumer
bereits in der Tasche.
„ Sie können mit dem Geld eigentlich gleich
herausrücken “, forderte Klor sein Gegenüber auf.
Während er mit der Rechten über den Tisch langte, rieb er
den Daumen an seinem Zeigefinger. Dabei löste sich ein Körnchen
eines sehr wirkungsvollen Giftes - und fiel in den Drink des
Pferdegesichtigen.
„Ich habe es mir überlegt“, sagte das
Pferdegesicht ungerührt.
Caran Klor lachte. „Auch das kenne ich“, sagte er und
fuhr im Plauderton fort: „Da hatte ich einen ähnlichen
Fall vor drei Jahren. Der Mann bezahlte im vorhinein und bestellte
mich zu einem Zeitpunkt in sein Haus, zu dem er allein war. Wie ich
hinkomme, da verliert der Mann plötzlich die Courage und sagt,
es sei alles wieder ins rechte Lot gekommen, und er wolle nun nicht
mehr sterben. Ich habe zu ihm gesprochen wie zu einem kranken Kind,
habe ihm klargemacht, daß ich meinen Beruf ernst nehme, und daß
es nun kein Zurück mehr gebe. Er hat doch schließlich
bezahlt und
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