PR TB 074 Strafkolonie Erde
den ersten frischen Grabenbruch
entdeckte. Er verdankte sein Entstehen dem Erdbeben, das auch viele
der Häuser und einige der Tempel beschädigt hatte. Langsam
ging ich tiefer, verringerte die Geschwindigkeit und suchte weiter,
bis mich die Dunkelheit dazu zwang, aufzuhören. Ich schlief im
Schutz der hervorragenden Ortungsgeräte der beiden schneeweißen
Hunde.
Du darfst nicht aufgeben! war der letzte Kommentar meines
Extrahirns.
Die Bergzüge schoben sich, aufsteigend von der Mesa-ra-Ebene
und von Marathos aus, in nord-südlicher Richtung dahin, mehrmals
gefaltet und mit Hunderten von Tälern. Ich konnte, wenn mir
nicht ein Zufall half, tagelang suchen. Wenigstens hatte ich das
Gebiet mit Hilfe der dürftigen und zweifelhaften Auskünfte
von Kolchis eingekreist. Mit diesen Gedanken schlief ich ein.
Die nächsten achtzehn Stunden vergingen.
Ich suchte mit dem bloßen Auge, mit dem Fernglas und mit
Hilfe der Metalldetektoren des Gleiters. Ich fand kleine Siedlungen,
einige arbeitende Bauern, einen Reiter und mehrere Lastkarren voller
Heu, einige Weinberge und eine Menge verstreuter Siedlungen. Weidende
Schafherden. Schweine und Ziegen, schlafende Hirten und überraschend
viel Mädchen und Frauen, die Kleider wu-sehen und arbeiteten.
Das Land war schön und schwach besiedelt. Auffällig war die
Menge der zerstörten Palastanlagen, die langsam verfielen und
verwilderten - vor einigen Jahrhunderten mußte hier auf Kreta
eine große Kultur verblüht sein.
Ich fand nichts.
Ich schwebte stundenlang entlang der Taleinschnitte, entdeckte
überall die Spuren des Bebens, aber kein Raumschiff. Drei Tage
lang suchte ich, bis das salzige Sekret aus den Augenwinkeln lief.
Ich betrachtete mich im Spiegel des Gleiters - ich sah keineswegs aus
wie ein Halbgott, der tausend Jahre Zeit zum Ausschlafen gehabt
hatte.
Suche weiter! Die einzige Chance! Ein leeres Schiff.. Arkon!
flüsterte mein Extrasinn eindringlich.
Am Nachmittag des fünften Tages fand ich das Schiff.
Zufällig. Der Gleiter schwebte entlang einer Felsspalte,
deren beide Ränder mit Olivenbäumen bewachsen waren, mit
Kiefern und kleinen, verkrüppelten Koniferen. Ich blickte
aufdieInstrumente, und dann sah ich, daß der Masseanzeiger ganz
rechts angeschlagen hatte.
„Unglaublich!" murmelte ich.
Ich sah auf den kleinen Kompaß. Die Nadel schwang wie
wahnsinnig hin und her. Ich berechnete schnell die Stelle zwischen
den beiden Schwankungsmaxima und steuerte den Gleiter in diese
Richtung. Ich schob mich
zwischen den zurückschnellenden Zweigen der Bäume
hindurch, schwebte hinaus ins grelle Licht und sah die Sandfläche.
Ein Krater, geformt wie eine Phiale; eine Trinkschale aus Ton.
Ich spürte, wie meine Handflächen schweißnaß
wurden. Ich wischte sie an den Knien ab und starrte auf den flachen
Krater. In seiner Mitte war eine runde, bewachsene Insel. Erdreich
hatte sich dort festgesetzt, und viele Pflanzen wucherten. Sie
bedeckten die obere Rundung des Schiffes so vollständig, daß
ich das Schiff nicht gesehen hätte, wenn ich genau darüber
geschwebt hätte. Ein Wall niedergebrochener Bäume füllte
zwei Drittel des Kraters aus. Auf dem modernden Holz wuchsen Tausende
von Schmarotzerpflanzen. Ein Drittel war freigelegt worden und zeigte
die stumpfsilberne, verschrammte Hülle des Schiffes, drei
Landestützen und die Schleuse.
„Endlich!" murmelte ich.
Die Chance, die erste echte Chance seit sechs Jahrtausenden, stand
hier, dreißig Meter vor und unter mir. Ich steuerte den Gleiter
bis an das Schiff und senkte ihn dann ab, bis wir uns in der Kühle
des schwarzen Schattens befanden. Die Hunde blieben ruhig, aber ihre
Linsen sahen alles. Ich stieg langsam aus dem Gleiter und sah die
Krümmung der Außenzelle über mir ansteigen, bis sie
einen Rand der Öffnung in dem Kraterrand bildete.
Du bist noch nicht im Schiff! kommentierte mein Extrasinn.
Ich glaubte, das Schiff zu kennen; ähnliche Typen hatte die
ARKON-Flotte verwendet, außerdem war die Kugelform die beste
für Raumschiffe. Langsam hob sich der Gleiter wieder, bis ich
neben der Schleuse schwebte. Ich starrte das versenkte Schloß
an. Ein einfacher Drehhebel mit vier Sperren und einem positronischen
Schloß, das so gut wie unsichtbar ins Metall eingearbeitet war.
Ich nickte zufrieden - schließlich hatte ich mich darauf
vorbereitet, ein Schiff öffnen zu müssen. Fünfzehn
Minuten später hörte ich das schnarrende Summen, mit dem
sich die Automatik des Positronenschlosses
Weitere Kostenlose Bücher