PR TB 075 Drei Stufen Zur Ewigkeit
sich auf zu dem Treffpunkt, wo sich inzwischen die
anderen Avatara versammelt hatten. Es waren an die fünfzig
Explorerleute, die Pandar Runete bereits voll Ungeduld erwarteten.
Wie ein Lauffeuer hatte es sich herumgesprochen, daß er sie
zurück in ihre eigene Welt führen würde, und sie
empfingen ihn wie ihren Erlöser.
Runete versuchte ihren Überschwang zu dämpfen, indem er
sagte: »Wir sind noch nicht zu Hause, freut euch also nicht zu
früh. Es hängt alles noch von unserem nächsten Schritt
ab.«
Aber die Avatara nahmen von seinem Einwand überhaupt keine
Notiz. Für den Augenblick genügte es ihnen schon, dieses
unterirdische Gefängnis verlassen zu können. Über die
Gefahren, die sie in der psychischen Realität erwarteten, wenn
es Runete nicht gelang, die Strahlungsquelle auszuschalten, machten
sie sich überhaupt keine Gedanken. Sie taten Runetes Mahnung als
Zweckpessimismus ab.
Über das erregte Stimmengewirr hinweg fragte Runete: »Ist
die Bohrmaschine einsatzbereit?«
»Wir haben insgesamt zwei Stück vorbereitet«, kam
die Antwort. »Wir warten nur noch auf dein Zeichen!«
»Dann los!«
Augenblicklich erklang das Hämmern beider Bohrmaschinen. Die
Avatara
drängten sich zusammen, um die Vorgänge in den beiden
verschütteten Höhlengängen beobachten zu können.
Runete mußte sich zusammen mit Colla und Jones einen Weg durch
die dichtgedrängte Menge bahnen. Als sie bis zu einer der beiden
Bohrmaschinen vorgedrungen waren, hatte diese schon einen Stollen von
drei Körperlängen gegraben.
Runete sah eine Weile fasziniert zu, wie die fremdartig
konstruierte Maschine den Fels zersplitterte und zu einer harten,
glatten Masse zusammenstampfte. Dann wandte er sich mit der Frage an
Colla:
»Wie lange werden wir brauchen, um die Strahlungsquelle zu
erreichen?«
»Wir sind ganz nahe daran«, antwortete Colla. »Aber
bevor wir zum eigentlichen Schlag ausholen können, werden wir
uns noch mit den Mistk... mit den Koleopteren herumschlagen müssen.«
»Die Koleopteren sind natürlich ein Unsicherheitsfaktor
in unserem Unternehmen«, meinte Runete. »Aber die größere
Schwierigkeit wird uns die Bedienung der Strahlungsanlage bereiten.«
»Bedienung?« wiederholte Colla. »Wir brauchen
die Bedienung erst nicht zu erlernen, denn wir werden die ganze
Anlage mit den Waffen der Käfer zerstören.«
»Das ist ein Irrtum, Colla, dem Sie während des
Einsatzes nicht verfallen dürfen«, erklärte Runete
scharf. »Wir sind nur unwillkommene Gäste auf diesem
Planeten, vergessen Sie das nicht, und wir wollen nicht noch größere
Schuld auf uns laden, indem wir das Lebenswerk der Kalkis zerstören.«
Colla antwortete nichts, aber Runete wußte auch so, daß
er mit dieser Anordnung nicht einverstanden war. Runete bereitete
sich auf Schwierigkeiten im entscheidenden Moment vor.
Das Hämmern der einen Bohrmaschine setzte aus.
»Kommt ihr nicht weiter?« rief Runete in die Höhle
hinein.
»Doch«, wurde ihm geantwortet. »Sogar recht
flott. Wir haben bereits die Kraterwand durchbrochen und arbeiten uns
jetzt in die Höhe.«
Die Worte waren kaum verklungen, da setzte das Geräusch der
Bohrmaschine wieder ein. Die Avatara drängten nach und schoben
Runete, Colla und Jones weiter in die Höhle hinein.
Runete spürte nach der letzten Vorwärtsbewegung
plötzlich einen starken Druck auf sich. Er dachte, daß die
Wände der Höhle nachgegeben hätten und ihn unter sich
begraben würden. Aber als er feststellen mußte, daß
sich nichts an den Höhlenwänden verändert hatte,
erkannte er, daß der starke Druck ganz anderer Natur war.
Einer der nachdrängenden Avatara, der ihm besorgt zu Hilfe
kam, erklärte ihm, daß sie nun die Gravitationsfelder des
Gefängnisses hinter sich gelassen hatten und dem normalen
Oberflächendruck des Planeten ausgesetzt waren.
»Man gewöhnt sich daran«, fügte der Avatara
hinzu, »wenn der Druck auch nicht angenehm zu ertragen ist.
Aber Lebensgefahr besteht keine.«
»Das ist beruhigend«, bemerkte Jones.
Der unbekannte Avatara ließ sich nicht beirren. »Begreift
ihr denn nicht! Der Druck ist der Beweis dafür, daß wir
uns in Freiheit befinden. Wir sind frei!«
Die Neuigkeit pflanzte sich fort und riß die Avatara in
einen Freudentaumel. Die Aussicht, bald zum Psycho-Transmitter
zurückkehren zu können und damit in ihre Welt, erregte sie
in demselben Maße, wie sie einst die Aussicht trunken gemacht
hatte, im Körper des Avatara auf Maja das ewige Leben und
Vollkommenheit zu
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