PR TB 075 Drei Stufen Zur Ewigkeit
Lebenszeichen von Bull.
Nur seine Stimme erscholl wieder. »Ich habe mich in der
Gewalt. Und du wirst sehen, Perry, wenn du lange genug in der
psychischen Realität lebst, wirst auch du sie beherrschen. Wir
beide gehören zu den wenigen Auserwählten.«
Hatte Bully den Verstand verloren? fragte sich Rhodan
unwillkürlich. Oder lag es nur an dem Einfluß der
psychischen Realität, daß sich seine Gedanken in so
wirklichkeitsfremden Bahnen bewegten.
»Wir sind so wenig auserwählt wie alle anderen
Menschen«, sagte Rhodan, »auf dieser Welt zu leben. Aber
du und ich, wir haben eine andere Aufgabe. Die Menschheit hat uns ihr
Schicksal anvertraut, man hat uns dazu bestimmt, sie zu leiten und zu
führen. Willst du dieses Vertrauen nun mißbrauchen?«
»Damit fängst du mich nicht, Perry«, erwiderte
Bull. Er tauchte unvermittelt nahe vor Rhodan auf und schwebte ihm
auf gleicher Höhe entgegen. »Die banalen Probleme der
Menschheit kümmern mich nicht mehr, jetzt da ich weiß, was
das Leben wirklich sein kann. Ich fühle mich nicht als Verräter,
ich fühle keine Schuld, denn ich habe niemandem gegenüber
eine Verpflichtung. Ich bin frei, Perry. Und ich bleibe hier auf
Maja. Meine einzige, selbstgestellte Aufgabe ist es im Moment, diese
Anlagen vor dem Zugriff Unbefugter zu beschützen.«
»Für wen beschützt du diese Anlagen?« wollte
Rhodan wissen. »Etwa für die Kalkis? Glaubst du nicht
auch, daß sie uns von hier fortwünschen? Und mit Recht,
denn wir gehören nicht hierher.«
»Ich gehöre bereits hierher.«
»Aber nur so lange, bis dein Unterbewußtsein Gestalt
annimmt und zu tödlichem Leben erwacht.«
»Höre auf damit!« fuhr Bull den Großadministrator
an.
»Fürchtest du meine Worte?«
»Sei still«, verlangte Bull nochmals.
Rhodan, der immer stärker den Einfluß der psychischen
Realität zu spüren begann, wollte die fruchtlose Diskussion
mit Bull schnell zu Ende bringen. Wenn er seinen Plan, die
Strahlungsanlage auszuschalten, durchführen wollte, dann mußte
er es tun, noch bevor er dem Bann der Ausstrahlung verfiel. Da er
aber Bull durch Worte allem nicht umstimmen konnte, würde er
Taten sprechen lassen müssen.
»Hörst du es, Perry?« drang Bulls Stimme in seine
Gedanken. »Es hört sich wie ein Erdbeben an, aber es kommt
von ganz nahe, direkt aus der Stadt.«
»Und warum zweifelst du daran, daß die Geräusche
von einem Erdbeben stammen?«
»Weil die Stadt auf einer kilometerdicken Felsscholle gebaut
ist«, antwortete Bull. »Alle Veränderungen in der
Oberfläche sind bisher spurlos daran vorbeigegangen. Es wäre
unwahrscheinlich, daß ausgerechnet diesmal. Und doch, es ist
die einzige Erklärung!«
Rhodan merkte die Unsicherheit des Freundes, und er fragte sich,
was Bull wirklich befürchtete.
»Es muß sich um ein Beben handeln«, sagte Bull,
aber es klang nicht besonders überzeugt.
Von draußen drang nun lautes Getöse ins Innere des
Zentrumsgebäudes. Rhodan blickte unwillkürlich zum Ausgang
und sah, wie gerade in diesem Augenblick ein dunkles, formloses
Schemen vorbeischwebte.
»Es ist kein Beben, Bully«, sagte Rhodan, der in
diesem Augenblick die Wahrheit erkannte. »Es ist etwas viel
Schlimmeres. Du mußt augenblicklich die Anlagen ausschalten,
wenn du die Kalkis vor dem Untergang bewahren willst.«
Bull lachte. »Das ist ein kindischer Versuch.«
»Ich bluffe nicht«, unterbrach ihn Rhodan. »Was
sich wie ein Beben anhört, ist in Wirklichkeit auf das Toben der
Ungeheuer aus dem ES zurückzuführen. Ich weiß, daß
fünfzig Menschen zur psychischen Realität unterwegs waren.
Wahrscheinlich haben sie sie nun erreicht und ihre ganze unterbewußt
angestaute Wut gegen ihre vermeintlichen Häscher, die Kalkis,
entlädt sich.«
»Das ist unsinnig, Perry!«
»Wenn du mir nicht glauben willst, dann überzeuge dich
selbst von der Wahrheit«, verlangte Rhodan. »Aber du mußt
schnell handeln, sonst kommt für die Kalkis jede Hilfe zu spät.«
Rhodan begleitete Bull zum Ausgang. Von dort blickten sie auf die
Stadt der Kalkis. Bull verharrte nur Sekundenbruchteile regungslos
vor der schrecklichen Szenerie, dann kehrte er um und schaltete die
Strahlungsanlagen aus.
Guru Nanak schwebte in der Wasserstoffontäne höher,
immer höher. Kilometer um Kilometer legte er in rasender
Geschwindigkeit zurück. Er wußte, daß sein Ziel
nicht mehr fern war. Er konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Er
mußte zum Wohle der Menschen den auf Maja stationierten Sender
des Psycho-Transmitters
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