PR TB 079 Das System Der Traumsänger
erklären, wie man die Beute beschleicht und
überrascht...“
*
Sie hatten eines der Pseudopferde erlegt, abgehäutet und
ausgeweidet. Nun schmorte es am Spieß über dem Holzfeuer.
Eddie Burke probierte mit dem Messer, ob das Fleisch durchgebraten
wäre. Es war noch nicht gut. Murrend setzte er sich in den Kreis
der Gefährten.
Bruno schabte das Fell des Tieres mit seinem Messer sauber und
verfertigte eine primitive Holzkonstruktion, über der er das
Fell aufspannte.
Franklin Kendall starrte stirnrunzelnd ins Feuer. Er grübelte
darüber nach, wie dieser Transmitterunfall zustande gekommen
sein könnte. Sie hatten von Tahun nach Fuorum gewollt, und sie
waren auf Adelaide rematerialisiert worden.
Woher kannten sie überhaupt den Namen dieses Planeten?
Und warum waren sie nicht in einer Transmitterhalle, sondern in
einem schattigen Tal rematerialisiert? Er sah an sich hinab.
Wie der Maahk trug er einen gefleckten Tarnanzug, einen
Ledergürtel mit der Scheide für sein Messer, ein metallenes
Armband und dicksohlige Sandalen.
Seine Waffen bestanden aus dem Messer und einem mannsgroßen
Bogen, dessen Köcher elf Pfeile enthielt. Der Köcher war
zweifellos in Handarbeit hergestellt worden, aber Bogen und Pfeile
sahen nach Massenproduktion aus. Er konnte sich nicht entsinnen,
warum sie Tarnanzüge und diese primitiven Waffen bei sich
geführt hatten, als sie den Transmitter auf Tahun betraten.
Plötzlich erstarrte er. Der Maahk... !
Wieso lebte der Maahk in der Sauerstoffatmosphäre noch? Er
hätte nicht einmal den ersten Atemzug überleben dürfen!
„Bruno... 1“ sagte er mit erstickter Stimme. Der
maahksche Geheimdienstoffizier wandte sich nach ihm um und starrte
ihn durch seinen transparenten Druckhelm hindurch an. Dann sprang er
auf, breitete die Arme aus und stürzte zu Boden. Franklin
Kendall starrte mit offenem Mund auf das Sternengewimmel, das sich im
Frontschirm zeigte, dann brach auch er zusammen.
„Wachen Sie auf, Mr. Kendall!“ befahl eine ruhige,
energische Stimme.
Franklin lauschte dem Klang und erkannte die Stimme dann als die
von Homunk. Er schlug die Augen auf und sah das freundlich lächelnde
Gesicht des Androiden über sich.
Aber er sah auch die Schneeflocken, die vor und hinter Homunk
durch die Luft wirbelten — und er spürte die Kälte
auf seinen Lippen.
„Schon wieder ein Traum“, flüsterte er und
erkannte Sekunden darauf einen entscheidenden Unterschied zum ersten
Traum. „Aber diesmal wissen wir, daß wir träumen,
Homunk.“
„Die anderen sind verschwunden“, berichtete der
Androide. Er zeigte keine Erregung, obwohl er nur eine Traumgestalt
war wie Kendall, ein Gedankenbild, eine immaterielle Projektion.
Franklin richtete sich mit Homunks Hilfe auf. „Sie träumen
einen anderen Traum“, murmelte er beklommen. „Oder sie
träumen nicht.“ Er erschauerte.
„Wir waren für wenige Sekunden wieder bei klarem
Verstand, nicht wahr?“ fragte er.
Homunk nickte.
„Nur wir beide, Mr. Kendall. Die anderen befanden sich nicht
bewußt an Bord des Schiffes. Sie träumten offenbar den
Traum von Adelaide weiter, und der Maahk erwachte, als Sie ihn
ansprachen, dann verlor er durch den Schock das Bewußtsein.“
Franklin dachte einige Zeit angestrengt nach. „Aber wir sind
in Wirklichkeit alle noch an Bord der FRATERNITY. Haben Sie den Kurs
nach Seven programmieren können, Homunk?
— Und nennen Sie mich einfach Franklin und nicht >Mister
Kendall< Wir sind schließlich Leidensgefährten.“
„Ich danke Ihnen, Franklin“, erwiderte der Androide
steif, dann lächelte er. „Nein, ich habe den Kurs nicht
mehr programmieren können. Aber vielleicht programmiere ich ihn
in diesem Augenblick.“
Franklin lachte, aber dann erfaßte er in voller Konsequenz
die hintergründige Aussage, die in Homunks letztem Satz steckte.
Während sie als Traumfiguren in einer geträumten Welt
agierten, handelten sie in einer wirklichen Welt, ohne dieses Handeln
bewußt kontrollieren zu können.
„Weshalb erwachen wir nicht?“ fragte er. „Als
mir während des ersten Traums die Unwirklichkeit klar wurde, da
erwachten wir beide in der FRATERNITY.“
„Wir erwachten — oder wir träumten, daß wir
erwachten“, erklärte der Androide. „Jetzt verstehe
ich auch, daß die sonst so logisch und nüchtern denkenden
Maahks sich vor Dämonen fürchten. Sie fürchten sich
vor den Traumsängern, weil ihre bisherige Vorstellungswelt nur
handfeste Realitäten enthielt. Ihr Terraner dagegen seid
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