PR TB 080 Die Glücksmaschine
Leben
multipliziert. Mehr noch. Leben hoch unendlich. Die Bilanz seines
früheren Lebens fiel gegen das Jetzt ernüchternd, wenn
nicht niederschmetternd aus.
In Farben gesprochen, war die Vergangenheit grau und eintönig
gewesen, eine ständige Wiederkehr des Einerleis in
unterschiedlichen Grautönen. Das Jetzt war dagegen ein einziges
buntes Erlebnis, in dem ständig die Farben des Spektrums
miteinander wetteiferten.
Es war ein ständiges Auf und Ab auf der Skala des Glücks.
Er wußte, daß diese Aggregatform des Lebens nicht die
Realität war, denn er konnte eigenständige Gedanken fassen.
Trotzdem wollte er um nichts in der Welt die Gegenwart gegen die
Realität eintauschen.
Er konnte aus seiner Erinnerung nehmen, was er wollte, nichts
konnte einem Vergleich mit dem erlebten Glück standhalten.
Das Leben, wie er es bisher gekannt hatte, war ein......ständiges
Am-Platz-Treten. Nur die
Zahnräder des Lebens bewegen sich, die Menschen aber kommen
nicht vorwärts. Michael hat es geschafft, er konnte dem ewigen
Teufelskreis entfliehen. Er findet bei den Knooks Aufnahme.
Heuchlerisch sperren sie ihn in den Käfig des Glücks. Aber
Michael erkennt rechtzeitig, daß er ein Gefangener, ein Sklave
dieses synthetischen Glücks ist. Ein Käfig bleibt ein
Käfig, selbst wenn er aus Gold und Edelsteinen gebaut ist. Es
gibt keine größeren Werte als die Freiheit - und mag sie
im Vergleich zu einem Traum grau und eintönig erscheinen.
Michael entflieht seinem goldenen Käfig.
Michael kämpft um seine Freiheit.
Er kämpft für ein Leben in der Realität. Er kämpft
— KÄMPFE!
Kämpfe gegen die innere Abwehr an! Er muß die
seelischen Beziehungen zur Vergangenheit abbrechen, wenn er die
wahren Werte, das unendliche Glück erleben und nicht nur erahnen
möchte!
Der Widerstreit seiner Gefühle brachte ihn aus dem
Gleichgewicht. Oder besser ausgedrückt: diese einander
widersprechenden Emotionen, die auf ihn einstürmten! Denn er
wußte sehr wohl, daß alles, dessen er gewahr wurde, nicht
ihm entsprang, sondern aus der zeit- und raumlosen Sphäre, in
der er schwebte, auf ihn eindrang.
Wenn er wirklich das währe Glück in vollen Zügen
auskosten wollte, dann mußte er von allen realistischen
Gedanken loskommen.
Es ertappte sich gelegentlich dabei, wie er sich vorstellte, was
mit seinem Körper geschah! Er sah dann sich in der
Glücksmaschine sitzen: Michael, ein reger Geist in einem
konservierten Körper!
Er erschauerte.
Es war nicht gut, daran zu denken. Er mußte diese Bilder
verscheuchen, um die Gegenwart des Glücks bis in alle
Unendlichkeit voll auszuschöpfen.
Aber warum drangen aus der ihn umgebenden Sphäre so
schreckliche Bilder auf ihn ein?
War es die Versuchung? Sollte er geprüft werden, ob er des
allumfassenden Glücks überhaupt würdig war?
Wenn dies zutraf, dann hatte er die Prüfung nicht bestanden.
Er bedauerte es selbst zutiefst (und das mußte seinem Glück
abträglich sein), aber er unterlag der Versuchung.
Er konnte die Sehnsucht nach der Realität nie ganz
unterdrücken. Daran waren nur diese schrecklichen Alpträume
schuld. Er fragte sich enttäuscht, ob sie überhaupt
notwendig waren. Konnte man nicht im Glück leben, ohne daß
Zweifel in einen gesät wurden ?
Michael befand sich in einem furchtbaren Dilemma.
Wenn er in den Farben und prickelnden Emotionen aufging, dann
wollte er nichts anderes, als bis in alle Ewigkeit so zu leben. Wenn
dann aber der Alptraum kam und die direkte Frage an ihn gestellt
wurde, dann konnte er nicht anders als zu antworten: „Ja, ich
bin in einem goldenen Käfig gefangen!"
Dann war er entschlossen, um seine Freiheit zu kämpfen.
Freiheit wurde zu einem magischen Begriff.
Glück wurde zu einem Zauberwort.
Daraus entstand sein Dilemma. Die einzige Lösung daraus wäre
gewesen, beides miteinander zu verbinden, aber anscheinend ging das
nicht...
Doch es geht. Denn Freiheit ist Glück...
So lockte die Versuchung.
Nur die Fesselung des Körpers erwirkt die Freiheit des
Geistes, suggerierte die Sphäre. Und: Nur die unumschränkte
Freiheit des Geistes erlaubt ein Leben im Absoluten. Das ist wahres
Glück
Es gab keinen Ausweg aus diesem Dilemma. Zumindest bot sich
Michael keine Lösung an.
Als die Glücksmaschine Michael entließ, da empfand er
einerseits Trauer. Aber es war auch eine zweite Stimme in ihm, die
triumphierte: „Jetzt bist du endlich aus dem goldenen Käfig
ausgebrochen. Und nun kämpfe weiter, Michael."
14.
Welch herrlicher
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