PR TB 080 Die Glücksmaschine
nickten zustimmend.
Michael beugte sich vor und senkte seine Stimme.
„Mrs. Leroy, ich habe vor einer halben Stunde einen Kampf um
mein Leben gegen die Knooks geführt. Dann bin ich die
achthundert Meter hierher geschwommen, um Ihren Mann vor einer
unheimlichen Gefahr zu warnen. Sie können mich nicht abweisen!"
Sie sah ihn ungläubig an und sagte leichthin: „Aber Ihr
Anzug ist vollkommen trocken."
„Ein Uni trocknet am Körper innerhalb von Sekunden",
erklärte Michael ungeduldig.
„Natürlich, das vergesse ich immer, weil ich keinen Uni
trage."
Michael fiel es erst jetzt auf, daß sie einen Schlafrock
umgehängt hatte.
„Wurden Sie nicht gezwungen, einen Uni zu tragen?"
fragte er.
„Aber Michael", sagte sie mit sanftem Tadel. „Niemand
zwingt Sie zu etwas. Mein Mann hat mir von Ihrem, äh,
Verfolgungswahn erzählt - das ist bedauerlich für Sie.
Glauben Sie mir, daß alles, was Sie den Knooks unterschieben,
nur in Ihrer Phantasie existiert. Ich gebe Ihnen einen guten Rat:
Nehmen Sie die Knooks, wie sie sind, dann fahren Sie gut."
Dabei zwinkerte sie ihm kaum merklich zu.
„Ich möchte dennoch mit Ihrem Mann sprechen",
beharrte Michael.
Sie seufzte und erhob sich. „Gut, ich werde Sie meinen Mann
sehen lassen, Michael. Aber keineswegs werde ich ihn aus seinem Glück
wecken. Ich bin überzeugt, daß Sie dafür Verständnis
haben, wenn Sie nur einen einzigen Blick auf ihn geworfen haben. Mein
Mann ist in Wirklichkeit gar nicht hier, Michael, er ist weit, weit
fort. Lassen wir ihn doch dort, denn es bedeutet sein Glück."
Michael folgte ihr zum Glückszimmer. Sie öffnete die Tür
gerade so weit, daß nur Michael und sie hineinsehen konnten.
„Sehen Sie ihn sich doch an", meinte sie. „Wollen
Sie ihn wirklich wecken?"
Michael räusperte sich. „Nein", sagte er mit
rauher Stimme. „Ich habe meine Absicht geändert."
Denn in der Glücksmaschine saß nicht der General,
sondern ein Knook. Jetzt erst erkannte Michael, wie die Frau des
Generals ihre Worte wirklich gemeint hatte, als sie sagte, ihr Mann
sei weit, weit fort.
Es war für Michael gar nicht wichtig zu wissen, wo sich der
General aufhielt. Denn egal, wo er war, er befand sich im Einsatz.
Seine Ahnungslosigkeit war nur vorgetäuscht gewesen.
Michael fühlte unsägliche Erleichterung. Jetzt, da er
wußte, daß der General Leroy für die Freiheit der
Menschen auf Spalta kämpfte, sah die Lage nicht mehr so trist
aus.
„Wenn Sie jetzt in Ihren Bungalow zurückkehren",
sagte die Frau des Generals, „und sich der Glücksmaschine
anvertrauen, dann können Sie es in der Gewißheit tun, daß
Ihnen die Knooks nichts anhaben werden. Und beherzigen Sie einen
guten Ratschlag unbedingt: Geben Sie sich nie als Rebell."
„Das werde ich beherzigen, Mrs. Leroy", versprach er.
„Leben Sie wohl."
Er meinte sein Versprechen ernst. Er würde sich nach außen
hin nichts anmerken lassen, sich glücklich zufrieden und
gehorsam geben. Dann würden ihn die Knooks nicht irgendwelcher
Umtriebe verdächtigen, ihn als harmlos einstufen und ihm
geringere Freiheitsbeschränkungen auferlegen.
Es stimmte schon: Die Knooks waren weder Heuchler noch Lügner,
deshalb konnten sie einen Heuchler auch nicht durchschauen. Jetzt, da
Michael das Rezept kannte, wie man die Knooks nehmen mußte,
erschien die Situation in einem viel rosigeren Licht.
Er ahnte nur noch nicht, daß ihn die Knooks bereits als
Rebell eingestuft und Maßnahmen gegen ihn in die Wege geleitet
hatten.
Als zehn Beamte vor dem Bungalow auf ihn warteten, übergab er
ihnen bereitwillig seine Waffe und ließ sich abführen. In
seinem Bungalow angekommen, wurde er sofort in das
Glückszimmer gebracht.
Er ließ es willig mit sich geschehen.
Wenn er allerdings geahnt hätte, daß er vier volle
Wochen an die Glücksmaschine gefesselt sein würde, dann
hätte er um seine Freiheit gekämpft.
Aber so ließ er die Knooks gewähren, und er hatte sogar
ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen, als sich die Glocke über
seinen Kopf senkte, hauchfeine Sonden durch die Schädeldecke zu
seinem Gehirn vordrangen und die Suggestionen ihn überschwemmten.
13.
Er schwebte in einem Meer aus Farben und schöner Gefühle.
Sie umspülten ihn, drangen von allen Seiten in ihn ein -und
er ging in den Farben und in den Emotionen auf.
Er war Farbe.
Er war Glück.
Und dennoch lebte er.
Es war nicht das Leben, das er früher gelebt hatte. Es war
mehr, viel mehr, eine Art Aggregatform des Lebens. Leben mit
Weitere Kostenlose Bücher