PR TB 080 Die Glücksmaschine
gedankenverloren den Kopf. „Ich
verstehe nicht, was sie gegen die Knooks haben. Es sind die
friedfertigsten Geschöpfe, die es gibt - oder die es in diesem
Universum leider nicht gibt."
„Das stimmt, aber eben deshalb haben sie Angst vor ihnen."
„Das verstehe ich nicht", gestand Martha.
„Sie befürchten, die Knooks könnten mit ihrer
Friedfertigkeit unser ganzes Weltbild ändern", erklärte
Oskar. „Der Mensch befindet sich in einem ständigen Kampf
mit sich und seiner Umwelt. Erst das macht ihn zu dem, was er ist.
Hast du dir schon überlegt, auf welcher Stufe wir stünden,
wenn wir nicht in der ständigen Angst vor dem Untergang leben
müßten? Vielleicht würden wir noch in Höhlen
leben - oder nicht einmal das, wenn es keine Naturkatastrophen und
keine wilden Tiere gäbe. Es war schon immer so, und es läßt
sich bis in die Uranfänge der Menschheit zurückverfolgen,
daß die Gefahr erfinderisch macht."
„Danke für die Belehrung", sagte sie spöttisch.
Er fuhr unbeirrbar fort: „Und nun stelle dir einmal vor,
jeder Mensch hätte seinen Knook. Er brauchte nichts mehr selbst
zu tun, weil der Knook jeden Handgriff für ihn erledigt. Du
kannst den Gedanken selbst weiterspinnen."
„Kaum, denn ich finde ihn absurd und lächerlich",
lehnte Martha ab.
„Ich auch", meinte Oskar und streckte sich wohlig auf
der fellbespannten Liege aus. „Ich habe nur die Meinung der
Abwehrleute und ihres wissenschaftlichen Anhanges wiedergegeben."
„Sie werden nie damit durchkommen", sagte Martha. Dann
rief sie: „Mac!"
Die Tür öffnete sich geräuschlos, und ein Knook
trat ein. Es war derselbe Knook, der den ersten Kontakt mit Oskar
gehabt hatte. Aber er trug nicht mehr den gelben Bolero und auch
nicht mehr den Gürtel mit dem Translator, denn er beherrschte
das Interkosmo inzwischen fehlerlos. Da Mac zum Leibdiener der
Santanas avanciert war (er konnte nicht oft genug sagen, wie ihn das
ehrte), hatte ihm Martha eine graue Hose und einen grellgelben
Gehrock maßschneidem lassen.
„Sie haben mich gerufen, Herrin?" fragte er.
„Ich möchte ein Bad nehmen, Mac", sagte Martha
herablassend.
„Es ist schon eingelassen."
„Oh!" machte Martha nur, lächelte Oskar schwach zu
und rauschte in ihrem Morgenrock aus goldbestickter Seide aus dem
Zimmer.
„Das war ein Tag, Mac!" seufzte Oskar. „Morgen
wird es noch turbulenter zugehen, denn da reisen eineinhalbtausend
Touristen nach drüben ab. Dann ist, Gott sei Dank, für zehn
Tage Pause."
„Mein Volk wird überglücklich sein, Herr",
sagte der Knook. „Oskar", berichtigte Oskar. „Jawohl,
Oskar, Herr", sagte der Knook dienstbeflissen. „Ich meine,
du sollst mich Oskar nennen", brauste Oskar auf. „Warum
bist du denn in letzter Zeit so steif und förmlich, Mac? Du
warst früher ganz anders."
Der Knook schlug schuldbewußt die Augen nieder und sagte:
„Ich werde meiner Bestimmung als Diener immer gerechter, Herr.
Kann ich noch etwas für Ihr Glück tun Herr?"
Oskar resignierte. „Nein, danke, Mac. Ich bin hundemüde.
Ich gehe zu Bett." „Soll ich Sie entkleiden, Herr?"
„Das fehlte mir gerade noch. Verschwinde!" Der Knook
machte ein zutiefst bekümmertes Gesicht, murmelte:
„Entschuldigen Sie, Herr, ich wollte Ihnen nicht nahetreten."
Und huschte lautlos wie ein Schatten aus dem Zimmer.
*
An diesem 25. Oktober des Jahres 2422 fanden sich bereits um
sieben Uhr früh die ersten Touristen vor dem Kuppelbau der
EXTRA-GALAKTOURIST ein. Sie waren sommerlich gekleidet und trugen nur
leichtes Handgepäck, Reisetaschen und kleinere Koffer. Sie
hinterließen den Eindruck, als hätten sie einen
Wochenendausflug zu einer der Inselgruppen Umtars vor und nicht eine
Reise in ein anderes Universum.
Um acht wurde das große Tor geöffnet, und die Touristen
drängten an den beiden Drehkreuzen vorbei ins Innere der hundert
Meter durchmessenden Kunststoffkuppel. Hier erlebten sie die erste
Enttäuschung. Denn sie hatten aus den Werbeschriften und
Zeitungsberichten viel über die Dimensionswippe gelesen und sich
bestimmte Vorstellungen darüber gemacht. Eine Maschine, die
imstande war, fünfzehnhundert Menschen in ein anderes Universum
zu befördern, mußte ganz einfach unheimlich kompliziert,
aufwendig und eindrucksvoll sein. Doch außer einer riesigen Uhr
mit einem einzigen Zeiger war überhaupt keine technische
Einrichtung zu erblicken. Die runde kunststoffbezogene Plattform mit
dem einfachen Drahtzaun als Abgrenzung wirkte primitiv und billig.
Zum zweiten waren die
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