PR TB 082 Söldner Fur Die Dunkelwolke
Rhodan
konnte seinen eigenen Atem hören, den Schlag seines Herzens, das
leise Klirren der metallenen Instrumente im Brustgürtel der
Krankenschwester. Und er vernahm ihre warme, sanfte Stimme:
»Na, ist man aufgewacht?«
Michael tastete mit den Händen nach einem Laken. Aber da war
kein Laken, mit dem er sich hätte zudecken können. Er
schämte sich, weil ihn die Frau so ungeniert betrachtete.
»Mir ist kalt«, sagte er und schlang die Hände um
die Knie.
Die Krankenschwester lächelte spöttisch.
»Das ist kein Wunder«, sagte sie, »Sie sind aus
der Kälte ins Leben zurückgekommen. Lösen Sie Ihre
Verkrampfung. Wie soll ich Sie sonst untersuchen? Legen Sie sich auf
den Rücken.«
Michael tat, wie ihm geheißen.
»Kälteschlaf?« fragte er.
Die Schwester holte eine Sonde aus ihrem Brustgürtel und
bestrich damit seine Zehen, den Rist, die Knöchel und fuhr dann
damit das Schienbein hinauf bis zum Knie. Dabei beobachtete sie ein
Gerät, das sie in der anderen Hand hielt.
»Befand ich mich im Kälteschlaf?« wiederholte
Michael seine Frage.
»So könnte man es auch nennen«, sagte sie, ohne
ihre Tätigkeit zu unterbrechen. »Jetzt das andere Bein.«
»Wo bin ich?«
»In der Kaserne.«
»Als Söldner für die Dunkelwolke?«
»Ja«, antwortete die Schwester und blickte ihm dann
stirnrunzelnd in die Augen. »Haben Sie größere
Erinnerungslücken?«
Michael schüttelte den Kopf. »Es ist nur etwas
überraschend für mich, hier aufzuwachen, obwohl ich mich
anscheinend noch vor wenigen Augenblicken auf Thorum befand.«
Die Krankenschwester nickte verstehend. Sie bestrich mit der Sonde
nun Michaels Körper.
»Ist das notwendig?« fragte er.
»Ihr Körper könnte schadhaft sein«,
antwortete sie.
»Es könnte unangenehme Folgen haben, wenn sich während
des Einsatzes ein Mangel herausstellte. Hier können wir noch
Korrekturen vornehmen.«
Michael atmete schwer. »Ich befinde mich also in der
Dunkelwolke.«
»Jawohl. Genauer gesagt, auf Telon 33. - Sie sind gesund!«
Sie wollte sein Lager verlassen, aber Michael hielt sie an der
Hand zurück. Sie zuckte bei seiner Berührung ein wenig
zusammen.
»Was wird weiter sein?« wollte er wissen.
Sie zuckte die Achseln. »Was soll schon sein? Sie werden
eingeschult und dann in das Einsatzgebiet gebracht. Dort werden Sie
kämpfen, bis Ihre Dienstzeit vorbei ist - oder der Krieg.«
»Wann bekomme ich etwas zum Anziehen? Mir ist kalt.«
Die Krankenschwester verzog spöttisch die Mundwinkel. »Ihre
Scham ist hier fehl am Platz. Und Ihre Uniform bekommen Sie noch
rechtzeitig. Lassen Sie mich bitte los, ich muß mich auch noch
um die anderen Patienten kümmern.«
»Eine Frage noch, dann will ich Sie nicht länger
belästigen. Gegen wen sollen wir kämpfen?«
»Gegen die Blauen.«
Damit wandte sich die Krankenschwester ab. Kaum hatte sie sich
zwei Schritte von Michaels Lager entfernt, da umgab ihn wieder die
vollkommene Stille. Er beobachtete die Krankenschwestern, die von
Bett zu Bett gingen und die erwachenden Patienten untersuchten, er
sah, wie sich ihre Münder bewegten, aber kein Laut drang zu ihm.
Michael legte sich zurück und versuchte, zu überlegen.
Aber ihm war, als könne er nicht einmal seine eigenen Gedanken
vernehmen. Es war unglaublich schwer für ihn, sich zu
konzentrieren.
Er schlief ein.
***
Der Lärm weckte ihn. Michael fuhr auf seinem Lager hoch. Ein
fremdartiges Bild bot sich ihm, das ihn im ersten Augenblick
erschreckte, überall saßen oder standen nackte Männer
beieinander, diskutierten; lachten und gestikulierten. Manche hatten
sich auch abgesondert und brüteten schweigend vor sich hin.
Auf dem Lager neben Michael saß ein großer Mann mit
blassem Teint. Er schien Michaels Blick zu spüren und sah auf.
Er verzog seinen kleinen Mund zu einem Lächeln, das erzwungen
schien.
»Schöne Bescherung«, sagte er. »Warum mußte
ausgerechnet mir das passieren. Sehen Sie mich an! Schaue ich aus wie
einer, der das Soldatenleben liebt?«
Michael zuckte die Achseln. Was hätte er darauf sagen sollen?
Sein Gegenüber hatte in der Taille fast den doppelten Umfang wie
um die Brust, seine weiße Haut wirkte so empfindlich wie die
eines Kleinkindes. Er machte
mehr den Eindruck eines Stubenhockers als den eines Soldaten.
»Wie komme ich nur dazu, daß ich für die Telonier
kämpfen soll?«
»Haben Sie sich denn nicht freiwillig gemeldet?«
fragte Michael erstaunt.
»Freiwillig?« machte der andere verächtlich.
»Natürlich bin ich
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