PR TB 082 Söldner Fur Die Dunkelwolke
Volk der Telonier vor dem Untergang zu
bewahren«. Diese Formulierung schloß nicht aus, daß
die Telonier die eigentlichen Aggressoren waren. Aber das erfuhr der
Söldner nicht und konnte keine moralischen Bedenken haben. Die
Telonier abstrahierten diesen ganzen Krieg sogar dahingehend, daß
die Söldner am Ende gar nicht mehr wußten, für wen
sie eigentlich kämpften. Sie waren auch nach der Hypnoschulung
nicht mehr Soldaten der telonischen Armee, sondern gehörten der
»Weißen Armee« an.
Blau stand gegen Weiß. Es war ein Kampf Farbe gegen Farbe.
Auf dem Spiel standen nicht Menschenleben, sondern geometrische
Figuren. Das Dreieck muß ausradiert werden! Das Quadrat ist
hier fehl am Platz - weg damit! Wie unpassend der Kreis war -
ausradieren! Am Ende personifizierte sich jeder Söldner selbst
mit den geometrischen Figuren, sah sich als Kreis oder Dreieck der
»Weißen Armee«, und schätzte und schützte
sein Leben nicht mehr wie als namentliches Individuum. Man wurde
selbst zu einem Symbol in einem Krieg der Symbole.
Und der Schauplatz dieser Auseinandersetzung?
Telon 33. Die Söldner erfuhren, daß es sich um den 33.
Planten des telonischen Reiches handelte, aber sie erfuhren nicht,
was das für ein Ort war. Eine blühende Welt? Ein
Wüstenplanet? Mit Sauerstoffatmosphäre? Methanatmosphäre?
Sie wußten es nicht, denn sie bekamen diesen Ort nie zu
Gesicht. Sie wurden aus dem Schlafsaal direkt in die Kampfmaschinen
gebracht. Sie hatten keine Möglichkeit sich einmal zu
orientieren in welcher Umgebung sie sich befanden.
Und so blieb auch der Kampfschauplatz für sie ein
alpha-numerisches Symbol - eben Telon 33.
Als Michael aus dem Hypnoseschlaf erwachte, hegte er noch
Hoffnung, die Problematik dieser Situation befriedigend lösen zu
können. Denn ihm wurde mitgeteilt, daß jeder Söldner
das Recht hatte, Bedenken jeglicher Art vorzubringen, wenn sie
berechtigt waren. Da seine moralischen Bedenken gegen den Einsatz von
Terranern in diesem Krieg berechtigt waren, sah er zumindest für
jene Söldner eine Chance auf baldige Rückkehr, die ihren
Entschluß bereits bereuten.
Aber vorerst erhielt er gar keine Gelegenheit, von seinem
Vetorecht Gebrauch zu machen. Die Lautsprecherstimme befahl ihm, die
Uniform anzuziehen, die man während seines Hypnoseschlafes am
Fußende seines Bettes bereitgelegt hatte. Dann wurde er
aufgefordert, sein Lager zu verlassen und dem grünen
Richtungspfeil zu folgen. Er gehorchte und ging
dem Leuchtpfeil nach, der in Abständen von fünf Sekunden
in fünf Meter Entfernung vor ihm aufleuchtete. Er sah, daß
auch andere Söldner ihre Betten verließen und der
richtungsweisenden Markierung folgten, die nur von ihnen selbst
wahrgenommen werden konnten. Michael versuchte, mit ihnen in
Verbindung zu treten. Aber immer, wenn er versuchte, von seinem
vorbestimmten Weg abzuweichen, baute sich um ihn eine unsichtbare
Barriere auf, die er nicht durchdringen konnte. Der Versuch, sich
wenigstens durch Rufe bei den anderen bemerkbar zu machen, scheiterte
an dem lautschluckenden Wall, der ihn von den anderen abschirmte.
Michael gab seine fruchtlosen Verständigungsversuche auf. Er
folgte »seinem« Pfeil bis zu einer mannsgroßen Tür
in der Wand, die sich in dem riesigen Saal winzig ausnahm. Er
durchschritt die Tür und kam in einen langen, schmalen Korridor.
Vor ihm hatten sich schon andere Söldner eingefunden, die in
langer Reihe durch den Korridor schritten. Sie konnten einander nicht
berühren und nicht miteinander sprechen. Es schien eine Ewigkeit
zu dauern, bis Michael das Ende des Korridors erreichte. Als noch
zwanzig Männer vor ihm waren, sah er, daß der Korridor
direkt in ein Transmitterfeld mündete. Die Männer wurden in
Abständen von fünf Sekunden einer nach dem anderen von dem
Energiefeld geschluckt und an die ihnen zugeordneten Plätze
abgestrahlt. Es war ein automatischer Vorgang, auf den keiner der
Söldner Einfluß nehmen konnte. Wer zögerte, wurde
ganz einfach von der Energiebarriere in den Transmitter geschoben.
Die Reihe kam an Michael. Er hatte gesehen, wie sinnlos jede
Gegenwehr war, deshalb schritt er freiwillig durch den Transmitter.
Im nächsten Moment befand er sich in der Kampfmaschine.
Obwohl er sie vorher noch nie betreten hatte, war ihm die neue
Umgebung vertraut. Denn während der Hypnoschulung hatte er das
Innere der Kampfmaschine in allen Einzelheiten kennengelernt.
Sie hieß Telur 888 und würde für die nächsten
zwei Jahre sein Zuhause
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