PR TB 083 Die Festung Der Dämonen
habe ich es
verhindert. Sie betet mich jetzt vermutlich an.«
»Assar-Bel hat mit einem Kunstwerk begonnen«, sagte
sie. »Er ist ganz vernarrt in Malda.«
Ich küßte sie.
»Nicht so vernarrt wie ich in dich!« versicherte ich.
Hyksa spürte meine Unruhe, meine von Sorge und Furcht
erfüllten Gedanken. Unter ihren weichen Händen wurde ich
allmählich ruhiger und schlief ein.
Ich schlief bis gegen Mittag.
Als wir auf der Terrasse saßen, unter einem viereckigen
Stück von Hannas’ Segel, das an vier Stellen an der Mauer
befestigt war, hörte ich eine dunkle, kräftige Stimme.
»Darf der weißhaarige Gott gestört werden?«
Ich setzte den Becher ab und rief:
»Komm herein, Hannas, und bringe mit, wer immer auch neben
dir steht!«
Er kam durch das große Zimmer nach draußen, blieb
neben dem Tisch stehen und sah anerkennend auf die Schüsseln,
Teller und Becher.
»Ein Essen, eines Gottes würdig!« sagte er
sarkastisch.
»Ein Brocken wird für dich abfallen, wenn du einen
Sessel heranschleppst«, sagte ich lachend und schüttelte
seine Hand. »Was gibt es?«
Er setzte sich, und Malda reichte ihm einen Becher.
»Nichts besonderes, Quetzalcoatl. Die Arbeiten gehen schnell
voran, die ersten Männer und Kinder des Stammes, von Häuptling
Tuxpan angeführt, sind vor zwei Stunden angekommen, und wir
haben zuwenig Ziegel.«
Ich sagte:
»Ich habe gestern nacht sehr interessante Gespräche
belauscht. In zwei Monaten sollen sich alle Jäger beim Tempel
versammeln. Dann wollen die fremden Götter ihnen vermutlich
etwas zeigen. Bis dahin haben wir sicher Ruhe.«
»Es wird uns nicht schaden. Hast du die Karten enträtselt?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Nein, noch nicht. Aber ich glaube, ich habe einen Weg
gefunden. Ich werde dir alles berichten. Wie fühlen sich deine
Leute, Hannas?«
Er grinste breit und sagte:
»Es ist merkwürdig; sie sind gute Seefahrer gewesen,
aber selbst hier an Land fühlen sie sich gut. Das sonnige Wetter
und vor allem die Stellung, die sie hier haben. Die Barbaren halten
sie für die besten Freunde der Götter, also für deine
besten Freunde, Quetzalcoatl.«
Ich sagte ernst:
»Du weißt, daß dies richtig ist, Hannas.«
»Natürlich, ich weiß es. Sie haben plötzlich
eine gewisse Macht, sie sind von einfachen Menschen zu kleinen
Fürsten geworden. Die Negerinnen denken ebenso wie die Mädchen
aus Abessinien, die beiden Nordländer sind ohnehin ihren Göttern
dankbar, daß sie hierhergeführt worden sind, und auch die
Phönizier werden hier Fuß fassen. Die Negerinnen werden
von den Wilden angestarrt wie Wunder. Sie wirken auf merkwürdige
Weise auf die Eingeborenen. Es sind lebende Rätsel.«
»Nur dadurch, Hannas, daß wir mit dieser Macht
ausgerüstet sind, können wir die primitiven Jäger und
Sammler auf einen Weg bringen, der zu einer Kultur wie der von
Karthago oder anderen großen Städten führt.«
Er schlug mit der flachen Hand auf die Schenkel.
»Richtig!« rief er. »Und sie sind willig,
begreifen schnell. Nur bei einigen Dingen versagen sie hoffnungslos.«
»So? Wobei?« fragte Hyksa.
»Bei der Metallverarbeitung. Wir haben Kupfer gefunden und
es mit dem Zinn zusammen verarbeitet; schmelzen konnten wir noch
nicht; weil der kleine Schmelzofen nicht richtig konstruiert ist.«
»Anoress wird es schon schaffen!« sagte ich.
Die Metallarbeiten, die mir der späte Nachkömmling der
Assyrer gezeigt hatte, ließen mich das Beste hoffen. Sie waren
ausgezeichnet, und er mußte sich hier erst wieder die gesamten
Möglichkeiten erarbeiten; außerdem gab es hier keine
nennenswerten Metallvorkommen. Dazu waren langwierige Märsche
und zeitraubende Suchaktionen notwendig.
»Früher oder später. Vermutlich erst später«,
sagte Hannas. »Aber es wird in einigen Jahren wichtig sein, daß
wir bessere Werkzeuge haben, um beispielsweise Holz oder Stein zu
bearbeiten.«
Hyksa fragte:
»Wie geht es dem Kopf aus dem dunklen Stein, den Assar-Bel
bearbeitet?«
Malda kicherte aufgeregt.
»Ich sehe schon, daß es mein Kopf werden soll«,
sagte sie. »Ich muß jeden Tag in der Hitze stillsitzen,
während Bel um den Stein herumspringt. Warum macht er das?«
Hannas lachte dröhnend und rief:
»Um deine unvergeßliche Schönheit für alle
Zeiten festzuhalten, Mädchen. Soll ich dir helfen. Quetzalcoatl,
wenn du die Karten liest?«
»Ich fürchte, diesen Ozean, für den die Karten
gelten, kennst du noch zu wenig«, schränkte ich ein. »Ich
hole dich, wenn ich dich
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