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PR TB 083 Die Festung Der Dämonen

PR TB 083 Die Festung Der Dämonen

Titel: PR TB 083 Die Festung Der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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um hierher laufen zu können. Nichts. Sie
arbeiteten weiterhin mit der gleichen schweigenden Verbissenheit an
der Vollendung der Tlatilco-Siedlung.
    »Und wo steckt Ahuitzotla?« fragte ich mich leise.
    Noch fünfzig Meter trennten das Mädchen vom Opferstein.
Sie war wie eine Schlafwandlerin gegangen. Ihre hängenden
Schultern und der nach vorn gesunkene Kopf schienen tiefe
Hoffnungslosigkeit auszudrücken.
    »Los, Atlan!« murmelte ich. »Rette, was zu
retten ist.«
    Ich zog einen Pfeil aus dem Köcher, legte ihn auf die Sehne
und verließ mein Versteck. Ich bewegte mich schnell und
unauffällig auf den Spuren des Mädchens durch das hohe
Gras. Ich näherte mich ihr wesentlich schneller als sie sich dem
Opferstein. Als ich genügend weit an sie herangekommen war, sah
ich, daß der blitzende Gegenstand in ihrer rechten Hand ein
langes, zugeschliffenes Obsidianmesser war.
    Noch zwanzig Schritte.
    Noch fünfzehn.
    Naya erreichte den Opferstein und legte langsam die linke Hand
darauf. So verharrte sie einige Zeit, bis ich drei Meter hinter ihr
stand. Ich wagte nicht zu atmen.
    Sie murmelte Unverständliches vor sich hin.
    Dann legte sie das Messer auf den Stein; ein helles, scharfes
Geräusch in der Stille des sinkenden Abends.
    Naya riß ihr Kleid auf.
    Sie griff nach dem Messer, holte aus und.
    »Naya!«
    Ich schrie auf, kurz und befehlend.
    Dann machte ich einen Satz nach vorn, ließ Bogen und Pfeil
los und ergriff das Handgelenk des Mädchens. Das Messer klirrte
auf den Stein, und Naya wurde in meinen Armen schlaff. Ich spürte
deutlich, daß ihr Körper in Angstschweiß gebadet
war. Aus riesigen Augen, in denen Todesangst stand, starrte sie mich
an. Aber die Furcht in ihr war stärker als die Angst vor dem
Tod.
    »Du bist es.Quetzalcoatl!« sagte sie.
    »Ich bin es«, sagte ich. »Ich habe mit den roten
Göttern, meinen Brüdern, gesprochen. Sie wollen dein Opfer
nicht.«
    Sie flüsterte matt:
    »Sie haben mir kein Zeichen gegeben. Ich wollte mir das Herz
durchstoßen.«
    »Ich weiß«, versicherte ich in gelangweiltem
Ton. »Dein Herz ist zu unwichtig für meine Brüder.
Sie sagten mir, ich soll dir sagen, daß du nicht mehr als Opfer
gebraucht wirst.«
    Ich konnte mir zweifelsohne andere und weitaus geistvollere
Argumente vorstellen, aber hier schien nur noch die ganz simple
Methode zu helfen. Ich ließ ihre Arme los und sagte
beschwichtigend:
    »Meine Brüder haben dir ein Zeichen gegeben, denn ich
spreche zu dir. Ein zweites Zeichen wird dir helfen, alles zu
glauben.«
    Ich entsicherte meinen Strahler, stellte ihn auf größere
Leistung ein und hob den Bogen auf, steckte den Pfeil in den Köcher
zurück. Dann ging ich mit Naya langsam vom Opferstein zurück,
zielte flüchtig und feuerte, als wir etwa dreißig Meter
von dem hellen Block entfernt waren. Die Sonne verschwand hinter dem
Tempel.
    Die Detonation dröhnte über den freien Platz, das Echo
rollte aus dem Dschungel zurück.
    In einer knallenden Explosion, die Steinsplitter und lange Funken
nach allen Seiten schleuderte, zerbarst der Opferstein. Der
Obsidiandolch zersplitterte in tauschend Fragmente.
    »Der Opferstein ist zerstört!« sagte ich.
    »Es gibt keine Opfer mehr?« flüsterte sie.
    »Nein. Auch das Opfermesser ist vernichtet«, sagte
ich. »Die Götter wollen keine Menschenopfer.«
    »Und wozu bin ich jetzt gut?« fragte sie.
    »Um einen Mann zu lieben«, sagte ich deutlich. »Wie
viele gibt es davon in der neuen Siedlung!«
    Sie schluckte und sagte mit jäh hervorbrechendem Stolz:
    »Aber, ein Gott hat mich vom Opferstein geholt. Ich habe die
Götter gesehen!«
    Ich nickte.
    »Das alles kannst du in der Siedlung erzählen, während
du Maisfladen bäckst. Wir müssen zurück.«
    Sie sah mich lange an, mit leuchtenden Augen, dann flüsterte
sie.
    »Ich werde erzählen, daß mich ein Gott in den
Armen gehalten hat.«
    »Meinetwegen!« knurrte ich unwillig, schaltete mein
Aggregat an und hob das Mädchen auf. Langsam schwebten wir bis
in die Höhe der Baumwipfel. Ich drehte mich eben herum, um
wieder nach Westen zu fliegen, da schoß wie ein Stein der
Kondor an uns vorbei. Es gab, eine Zehntelsekunde später, einen
scharfen, metallischen Laut, und dann sah ich, wie ein Pfeil mit
Obsidianspitze schräg von der Schwinge des Vogels abprallte. Die
infrarotempfindlichen Augen des künstlichen Tieres suchten und
fanden.
    Der weiße Kondor flog in geringer Höhe schnell über
das Gras. So kam es, daß Ahuitzotla den Vogel erst hörte,
als es bereits zu

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