PR TB 083 Die Festung Der Dämonen
die
Stundengeschwindigkeit des Gleiters. Jetzt befanden wir uns im Tal
des oberen Flusses, und hoch über uns gab es die kleine Ebene,
auf der sich der geborstene Opferstein und die Pyramide befanden. Wir
litten unter der Hitze und unter den Millionen von Insekten.
»Weiter, Quetzalcoatl!« meinte der junge Krieger
drängend.
Im Augenblick schien er seine Furcht verloren zu haben. Er befand
sich auf einem Pfad der Gefahr und beschützte den weißhaarigen
Gott und dessen Freund mit dem langen schwarzen Haar und dem lockigen
Bart. Vor uns lag der Dschungel. Wir sahen uns an, nickten zum
Einverständnis und drangen in den Wirrwarr aus Holz und Blättern
ein.
Noch einen Kilometer etwa.
Der Gleiter nützte uns hier nichts - in dieser dichten
Wildnis war an einen Flug nicht zu denken. Wir hatten ihn
zurücklassen müssen. Zu Fuß, Meter um Meter, kämpften
wir uns der Flußgabelung entgegen. Auf alle Fälle, zu
meiner Sicherheit, kreiste hoch über uns der weiße Kondor.
Er würde im Sturzflug niedergehen, sobald er etwas sah.
»Ob wir Ahuitzotla treffen? Ob er uns erwartet?«
flüsterte Coyola und hieb eine Liane entzwei.
»Wenn er uns erwartet, was ich nicht glaube«, murmelte
ich, während wir einen Graben durchwateten und dann eine steile
Böschung hinaufkletterten, »dann versteckt er sich und
schießt aus dem Hinterhalt!«
Hannas fauchte:
»Mit Pfeilen, die er vor deinem Erscheinen hier nicht
kannte. Und mit einem Bogen, an den er nicht einmal denken konnte,
ehe du ihn nicht mitgebracht hattest.«
»Leider benützen Unschuldige und Böse sowohl den
Bogen als auch andere Dinge, es ist das eine nicht vom anderen zu
trennen«, sagte ich.
Wieder einige Meter.
Und wieder Luftwurzeln und herunterhängende Vorhänge aus
Schmarotzerpflanzen. Wir stolperten so dahin, noch eine weitere
Stunde lang.
»Hier!«
»Endlich«, sagte ich und ließ mich erschöpft
und schwitzend neben Hannas auf einen modernden Baumstrunk fallen.
Wir hatten den Prallhang des einen Flußarmes erreicht. Nur
einige Meter unter uns gabelte sich der Oberlauf des Flusses, der
später wieder mit dem anderen Ast zusammentraf. Dazwischen lag
eine große Insel, auf der auch der Gleiter verborgen war.
»Dort drüben«, sagten die fremden Krieger, »ist
der Kalender!« meinte Coyola und machte eine Reihe von
Lockerungsübungen.
Du ahnst nicht einmal, wie er aussieht, dachte mein Extrahirn.
Wir blieben einige Minuten sitzen, tranken etwas Wasser und aßen
den kalten, talgigen Hirschbraten vom Feuer der letzten Nacht. Der
Fluß bildete hier zwischen dem steilen Prallhang und dem
flachen, kies- und sandbedeckten Gleithang eine halbmondförmige
Fläche, durch die nur die Wellen zogen und auf dem Grund die
Schatten der großen Fische. Und uns genau gegenüber, auf
der Felsnase, befanden sich die Teile des Kalenders.
Ich sagte leise:
»Es sind viele kleine Vierecke, übereinander und
nebeneinander. Ich weiß nicht, wie. aber das werde ich gleich
sehen.«
Coyola fragte atemlos.
»Du willst hinüber, Quetzalcoatl?«
Ich antwortete grimmig: »Deswegen bin hier, Coyola.«
»Aber. die fremden Götter haben sicher einen Zauber
über diese Stelle hier geworfen«, sagte der junge Krieger.
Wieder griff die unbewußte, allgegenwärtige Furcht nach
ihm.
Hannas grollte:
»Diesen Zauber werden wir brechen. Hiermit!«
Demonstrativ schlug er die Axt in den Baumstamm, und ein hohles,
polterndes Geräusch schallte über das Wasser. Ich setzte
den Schild ab, lehnte Köcher und Bogen an den Baumstumpf und
nahm meinen Gürtel ab. Ich behielt nur noch meine langen,
scharfen Dolche, von denen einer ein kleiner Paralysator war.
»Was hast du vor«, fragte Hannas. »Schwimmen?«
»Nein«, sagte ich. »Auf den Händen laufen,
Kapitän.«
»Auch zeichnet unseren weißhaarigen Gott ein
trefflicher Witz aus«, sagte er. »Wir bleiben hier und
helfen dir, wenn nötig.«
Natürlich kannte er Bogen und Pfeile; wir hatten zudem
miteinander geübt. Während ich vorsichtig über den
bröckeligen Boden bis zum steil abfallenden Hang glitt, nahm
Hannas meinen Bogen in die Hand und schob das breite Lederarmband
weiter seinen Unterarm hinauf.
»Gib acht! Alles ist verzaubert!« rief Coyola warnend
aus.
Ich hob die Hand.
Dann ging ich in die Knie und schnellte mich vorwärts. Ich
tauchte ziemlich flach ins Wasser ein und schwamm gegen die recht
starke Strömung quer über das breite Stück des
Flusses. Als ich unter meinen ausgestreckten Händen die blanken
Kiesel spürte,
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