PR TB 085 Satans Universum
tausendfacher Mörder ist, so werde
ich mich nicht um ihn kümmern. Denn er verletzte meine Gesetze
nicht. Du dagegen, so edel deine Motive vielleicht sind, bist der
Verbrecher. Leute wie du untergraben meinen guten Ruf, deshalb wirst
du sterben.“
Chapman war fassungslos. Er meinte zu träumen. Das konnte
doch unmöglich Charlottes Ernst sein. Abgesehen davon, daß
Satan ihm einen Mord in die Schuhe geschoben hatte, so konnte sie
doch nicht ihn töten und einen Wahnsinnigen, der sich die ganze
Galaxis unterwerfen wollte, laufen lassen!
„Das wirst du nicht tun“, sagte Chapman mit rauher
Stimme, obwohl er die Entschlossenheit
in Lady Ames’ Augen sah. „Satan wird es dir nicht
danken, wenn du ihn beschützt.“
Lady Ames wandte sich abfällig ab.
„Gorgon Gruun!“ rief sie.
Die Büsche teilten sich, und der Cyborg kam auf die Lichtung
getreten. Chapman nutzte den Augenblick, da Lady Ames’
Aufmerksamkeit nachließ und stürzte sich auf sie. Er faßte
die Enden des Schleiers auf ihren Schultern und schlang ihn ihr um
den Hals. Er schämte sich nicht, eine Frau als lebenden Schild
zu benützen, denn es ging um sein Leben. Und die Frau wollte es
ihm nehmen.
Chapman rief dem Cyborg zu, daß er seine Herrin töten
würde, wenn er sich auch nur einen Schritt näherte. Der
Cyborg zögerte. Chapman spürte plötzlich eine heftige
Bewegung von Lady Ames, und als er den Schleier fester um ihren Hals
ziehen wollte, merkte er, daß sie aus der Schlinge geschlüpft
war. Er hielt nur noch die Transparent-Seide in der Hand. Lady Ames
hatte sich von ihrem Kleid befreit, rannte zu der Orchideenlaube und
verschwand in einem dahinter verborgenen Transmitter.
Der Cyborg aber hatte Chapman erreicht. Mit seiner metallenen
Linken und seiner gesunden Rechten faßte er ihn um die Mitte,
hob ihn hoch empor und schmetterte ihn zu Boden. Die Wucht des
Aufpralls benebelte Chapmans Sinne. Als er wieder klar denken konnte,
kniete der Cyborg bereits auf seiner Brust. Er zerfetzte das
Seidenkleid und schlang einen Streifen davon um Chapmans Hals.
„Jetzt wirst du sterben!“ sang Gorgon Gruuns
vibrierende Stimme.
Er tötet mich auf die Art, auf die ich seine Herrin bedroht
habe! durchzuckte es Chapman. Ein anderer Gedanke schob sich in den
Vordergrund: Wenn ich mit ihm nur reden könnte! Er muß
Satan aus tiefster Seele hassen, denn ihm hat er sein Schicksal zu
verdanken. Wenn ich ihm das sagen könnte!
Aber Chapman konnte nicht mehr sprechen. Das Seidentuch, das der
Cyborg ihm um den Hals schlang, wurde immer fester zusammengezogen
und schnürte ihm die Atemwege ab. Chapman verlor die Besinnung
...
Als Lady Ames durch den Transmitter in ihre Privatgemächer
kam, wurde sie vom Summen des Bildsprechgerätes empfangen.
Nackt, wie sie war, ging sie hin und nahm das Gespräch entgegen.
Der Cyborg in derVermittlung ließ sich nichts von seinen
Gefühlen über den ungewohnten Anblick seiner Herrin
anmerken.
„Ein Gespräch für Sie, Lady Ames“, sagte er
mit ausdrucksloser Stimme. „Es kommt von auswärts. Der
Anrufer ist ein Blue, namens Zerczan. Darf ich durchstellen?“
„Ja.“
Das Bild wechselte, und der Kopf eines Blues wurde sichtbar. Die
Katzenaugen taxierten die Frau ungeniert, dann sagte der schmale Mund
unterhalb des Linsenkopfes:
„Wie ich sehe, haben Sie sich bereits mit Mr. Chapman
beschäftigt?“
Lady Ames ging über diese Anzüglichkeit hinweg, sie
registrierte nur, daß der Blue plötzlich einwandfreies
Interkosmo sprach. Man hatte ihr gesagt, daß Zerczan sich meist
nur während eines Erregungszustandes zu einer korrekten
Aussprache bequemte. Sie war alarmiert.
„Wie ich erfahre, haben Sie meinen Asteroiden bereits
verlassen, Zerczan?“ meinte sie.
„Ich sah mich aus Sicherheitsgründen dazu genötigt“,
erwiderte der Blue. „Wie sich zeigt, handelte ich richtig. Mein
Freund Roger Chapman wollte zu einem bestimmten Zeitpunkt auf meinem
Schiff eintreffen. Aber anscheinend wird er daran gehindert, den
Kristallasteroiden zu verlassen. Wären Sie in der Lage, Lady
Ames, mir zu helfen und das Treffen mit meinem Freund doch noch zu
ermöglichen?“
„Leider geht das nicht, Zerczan“, erwiderte Lady Ames
mit gespieltem Bedauern. „Denn Ihr Freund hat schwer gegen die
Gesetze verstoßen und wird dafür bestraft.“
„Das ist schade, wirklich schade“, sagte der
Blues-Pirat.
„Denn nun sehe ich mich gezwungen, ebenfalls gegen Ihre
Interessen zu handeln, Lady Ames. Wenn Sie meinem Freund nicht
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