PR TB 085 Satans Universum
Samson! durchzuckte es ihn.
Dann erst erblickte er Sillo, der auf dem Boden kniete, seine Knöchel
umklammerte und langsam, wie in Zeitlupe, nach vorne kippte.
Der Graue blickte in Chapmans Richtung und sprang in den Schacht
des Antigravlifts. Chapman hatte vor, ihm zu folgen. Er setzte zu
einem mächtigen Sprung an, der ihn bis zum Antigravschacht
brachte. Bevor er ihnjedoch noch betreten konnte, sprang ihn etwas
an, erklomm seine Schulter und piepste aufgeregt in sein Ohr:
„Schnell, weg hier. Die denken, ich sei tot!“
Während Chapman im Antigravschacht hinunterglitt, erzählte
ihm Samson in Stichworten von den Ereignissen.
„Das wird schwerwiegende Folgen haben“, kommentierte
Chapman. „Charlotte wird glauben, ich hätte Sillo
beseitigen lassen. Sie müssen sich schleunigst aus dem Staub
machen, bevor man Sie erwischt. Was ist bei der Besprechung
herausgekommen?“
Samson erzählte es ihm: Anjagos Sohn lebt. Zerczan ist sein
Beschützer. Wandte sich an Sillo um Hilfe, Sillo beschloß
mit seinen Verbündeten, den vermeintlichen Satan zu beseitigen
... „Endlich eine heiße Spur“, sagte Chapman. Dann
beschrieb er Samson, wo Zerczans Unterkunft war, und trug ihm auf:
„Sagen Sie Zerczan, daß sein Schützling in höchster
Gefahr schwebt. Mehr verraten Sie nicht! Er soll den
Kristallasteroiden sofort verlassen und Sie mitnehmen. Wenn ich mich
nicht innerhalb der nächsten Stunde auf seinem Schiff melde,
dann soll er versuchen, mich freizubekommen.“
„Warum glauben Sie, daß er sich für Sie einsetzen
wird, Chapman?“ wollte Raul Samson wissen.
„Weil Sie den Eindruck erwecken werden, daß ich der
einzige bin, der es ehrlich mit ihm meint und wirkliche Hilfe
anbietet.“
„Zerczan tut mir direkt leid.“
„Mit Satan haben Sie wohl auch Mitleid? Schwirren Siejetzt
ab!“
Sie erreichten die Halle im Erdgeschoß, das kleine Pelztier
sprang von Chapmans Schulter zu Boden und war gleich darauf den
Blicken entschwunden.
Chapman wollte ins Freie treten, da versperrte ihm ein Cyborg den
Weg.
„Hallo, Gorgon Gruun“, sagte Chapman. „Schon
lange nicht gesehen.“
„Lady Ames wünscht Sie zu sprechen“, sagte der
Cyborg mit seiner melodischen Stimme.
Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, schwenkte der auf seinem
Brustpanzer montierte Strahler in Chapmans Richtung.
Lady Charlotte Ames war immer noch eine außerordentlich
hübsche und betörende Frau, obwohl sie nun schon einige
Jährchen über Fünfzig sein mußte. Chapman
vermutete, daß sie nicht nur viel von Organtransplantation
verstand, sondern auch einiges über Schönheitschirurgie
wußte.
Als er sie inmitten der Kakteenblüten und farbensprühenden
Orchideen sah, da schien sie ein Teil des tropischen Gartens zu sein.
Sie war eins mit der Pflanzenpracht, gerade so, als wäre sie
eine mystische Symbiose mit der exotischen Flora eingegangen.
Ihr schillerndes, bis zum Boden fallendes Kleid bewegte sich
anmutig in der kühlen Brise. Sie sah Chapman mit einem
strahlenden Lächeln entgegen. Aber wie trügerisch ihr Mund
war, sah er an ihren Augen.
Sie waren kalt und gefühllos.
„Roger“, hauchte sie und ließ es geschehen, daß
er sie mit einem Handkuß begrüßte. „Wie schön,
dich nach all den Jahren wiederzusehen. Aber mir wäre es
angenehmer, dieses Wiedersehen würde unter einem günstigeren
Stern stehen.“
Chapman legte ihre Anspielung bewußt falsch aus.
„Tja“, seufzte er und bedachte den Cyborg, der ihn
hergebracht hatte, mit einem Seitenblick. „Er stört unser
Idyll.“
„Gorgon Gruun?“ Ihre Augenbrauen hoben sich fragend.
Sie lächelte. „Er ist eine treue Seele. Wenn ich es ihm
befehle, so hört und sieht er nichts. Er tut alles für
mich.“
„Wie hast du denn diesen Dressurakt geschafft, Charlotte?“
erkundigte sich Chapman.
„Hör nicht auf das, was Chapman sagt“, riet Lady
Ames dem Cyborg, dann wandte sie sich wieder an Chapman. „Gorgon
Gruun war klinisch bereits so gut wie tot. Er starb auf Argonaut an
der Satansseuche. Ich vertauschte seinen verseuchten Organismus gegen
mechanische Ersatzteile und gab ihm so das verlorene Leben zurück.
Er ist mir dafür unendlich dankbar.“ „Ich würde
dich dafür abgrundtief hassen“, meinte Chapman.
„Da ich deine veralteten Ansichten über Ethik kenne,
würde ich für dich natürlich keinen Finger rühren“,
entgegnete Lady Ames reserviert.
„Danke, aber ich hoffe, du brauchst dein Versprechen lange
nicht einlösen. Ich denke nämlich nicht
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