PR TB 085 Satans Universum
davon, daß Erias das Erbe
seines Vaters angetreten hat.“
„Und woher wollen Sie es wissen?“
„Erias hätte ein gutes Motiv. Er könnte den Tod
seines Vaters rächen wollen. Aber ich stütze meinen
Verdacht nicht allein auf diese Vermutung. Zerczan teilte mir in
seiner Ahnungslosigkeit einiges mit, was mir Gewißheit
verschaffte. So sagte er, daß Erias eine Forschungsstation
unterhält, auf der Aras nach einem Heilmittel gegen sein Leiden
suchen!“ Wieder breitete sich Schweigen im Konferenzraum aus.
Aschuid brach es schließlich mit der Frage: „Was gedenken
Sie zu tun, Sillo?“
Sillo lächelte. „Ich gehe natürlich zum Schein auf
Zerczans Bitte ein. Er wird mich zu Erias bringen ...“
Sillo unterbrach sich, als er plötzlich bei seinen Beinen
eine Bewegung wahrnahm. Er sah etwas Weißes und zuckte zurück.
Sein Stuhl stürzte polternd um, als er aufsprang und zur Wand
zurückwich. Erstjetzt erkannte er, daß das weiße
Etwas ein kleines Pelztier von ungefähr einem Viertelmeter Länge
war. Es stand auf den Hinterbeinen aufgerichtet, in der rechten und
linken Vorderpfote hielt esje eine zehn Zentimeter lange Nadel. Sein
Kopf ruckte mit eckigen Bewegungen hin und her und hielt plötzlich
an, als es Sillo erspäht zu haben schien.
Das Tier näherte sich ihm, die Giftnadeln vorgestreckt.
„Helft mir“, keuchte Sillo. „Das Ding will mich
töten.“
Aschuid und Takomba blieben bewegungsunfähig auf ihren
Stühlen sitzen. Nur Nicholon erfaßte die Situation. Er
ergriff die Kognakkaraffe, holte aus und ließ sie niedersausen.
Doch er traf nicht. Das Tier war zur Seite gesprungen.
Sillo nutzte die Gelegenheit, um die Tür zu erreichen. Das
Individualschloß registrierte ihn als „befugt“ und
gab den Weg frei. Mit einem Aufschrei stürzte Sillo ins Freie.
Das Tier verfolgte ihn. Als Sillo zehn Meter auf dem verlassenen
Korridor zurückgelegt hatte, blickte er sich um. Plötzlich
verfolgten ihn zwei Pelztiere!
Das erste hatte ihn schon beinahe erreicht, als das zweite es
erreichte und ihm mit einem Satz auf den Rücken sprang. Ein
Ringkampf entspannte sich, bei dem sich die beiden seltsamen Wesen
über den Teppich rollten.
Sillo begriff nicht, was das zu bedeuten hatte. Er wußte
nur, daß dieser Zwischenfall ihm einen Vorsprung gab. Er mußte
das Ende des Korridors erreichen, dann war er gerettet. Denn dort
befand sich ein Antigravlift. Noch zehn Meter. Er blickte zurück.
Die beiden Pelztiere rangen immer noch miteinander.
Er wollte sich gerade wieder in die Laufrichtung umdrehen, als er
mitjemandem zusammenstieß.
„Warum so eilig?“ fragte eine verzerrte Stimme und
hielt Sillo mit festem Griff an den Armen fest.
Sillo schrie, als er den Mann erkannte. Es war der Graue, in
dessen rauchfarbenem Bioplastgesicht nur die Augen lebten. Sie
blitzten kalt, Mordlust sprach aus ihnen.
„Jetzt sind Sie geliefert, Erias Anjago!“ kreischte
Sillo.
Der Graue lachte höhnisch; es war ein schriller, vibrierender
Laut. Von einem Seitengang
näherte sich eine Menschengruppe.
„Das ist Satan!“ schrie Sillo ihnen zu. Er erblickte
auch einen Cyborg, der mit gezogener Waffe herangelaufen kam.
Sillo glaubte schon, daß er gerettet war, als er plötzlich
einen heftigen Stich oberhalb seines Knöchels verspürte. Er
riß das Bein instinktiv in die Höhe - da stach die
vergiftete Nadel des Mordandroiden in sein anderes Bein.
Sillo begann zu taumeln. Vor seinen Augen verschwamm die Umgebung.
Er sah die graue Fratze Satans wie einen Schemen vorbeihuschen, dann
erschien der Cyborg in seinem Blickfeld. Dieser nahm mit der
Strahlenwaffe Ziel und schoß auf das Pelztier.
Sillo knickte zusammen und fiel auf den geschmolzenen Klumpen aus
Metall und Kunststoff. Seine letzte Wahrnehmung war der beißende
Geruch von verbranntem Pelz...
*
Chapman hatte Zerczan erblickt, der Blue näherte sich ihm aus
einem der Seitengänge. Chapman überlegte sich gerade eine
Ausrede, mit der er ihn hinhalten konnte, als der Tumult losbrach.
Aus der Richtung der Konferenzräume war Geschrei zu hören.
Der Blue verhielt seinen Schritt. Er rief Chapman noch zu, daß
er in seiner Unterkunft zu erreichen sei, nannte seine Adresse und
lief davon.
Chapman glaubte, daß Samson einen Fehler begangen hatte, der
zu seiner Entdeckung führte, und machte sich auf das Schlimmste
gefaßt. Aber mit dem, was er sah, hatte er nicht gerechnet.
Er sah zuerst den Grauen, dann den Cyborg, der eine Stelle des
Bodens unter Strahlenbeschuß nahm.
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