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PR TB 086 Feldzug Der Morder

PR TB 086 Feldzug Der Morder

Titel: PR TB 086 Feldzug Der Morder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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den
katalaunischen Feldern.
    »Hier.«
    Tigas studierte die Karte. Er faltete sie immer weiter
auseinander,
    betrachtete die Farben und die Schatten und ging schließlich
hinaus in das helle Sonnenlicht. Dann kam er wieder zurück,
aufgeregt und atemlos.
    »Diese Karte«, sagte er und schlug darauf. »Woher
hast du sie?«
    »Ich bin ein Freund der Falken. Sie sehen mit meinen Augen,
Tigas. Meine Frage ist: Willst du Attila diese Karte schicken und ihn
bitten, mich zu seinem Waffenmeister zu machen? Ich bin nicht
besonders reich und will unter anderem auch vom Wohlwollen Attilas
leben.«
    Tigas schien lange zu überlegen. Jedenfalls verblüffte
ihn die Karte mehr, als ich vermutet hatte.
    »Ich werde einen Boten zu Attila schicken«, sagte er.
»Attilas Lager ist im Augenblick etwa fünf Tagesritte von
hier entfernt.«
    Er drehte sich um, zerrte an den Fäden seines Bartes und
musterte mich lange. Ich hielt seinem Blick stand, und schließlich
sagte er:
    »Ich werde dir ein Zelt geben und eine Feuerstelle. Du
kannst auch die Nahrungsmittel für zwei haben. Aber, ich werde
untersuchen, wie gut du wirklich bist. In drei Tagen werden die
besten Krieger unseres Lagers gegen dich antreten. Gewinnst du, bist
du ein geachteter Mann. Verlierst du, kannst du weiterreiten, und
kein Hunne wird dich mehr kennen. Abgemacht?«
    Ich stand auf.
    »Ich sehe, daß du ein Mann von großem Weitblick,
großer Vernunft und Klugheit und von gastfreundlicher Sitte
bist«, sagte ich.
    Er hob die Hand zum Gruß und erwiderte trocken:
    »Wir Hunnen kennen keine Vorurteile. Wer unser Freund sein
will, kann es bleiben, bis er sich als unwürdig erweist.«
    »Richtig!« sagte ich. »Wo schlafe ich?«
    »Man wird dein Zelt dort drüben aufstellen!«
    Er deutete auf die Westseite des Hügels und ich wußte,
daß ich einen der schlechtesten Plätze bekommen hatte.
Schlecht, weil ich in der Hierarchie des Lagers so ziemlich an der
untersten, sozialen Stelle siedelte, gut, weil ich dort ungestört
war. Langsam ging ich zurück zu Patricia und den Pferden, und
hinter mir rief Tigas einige Befehle. Männer und Frauen setzten
sich in Bewegung und holten Materialien, die innerhalb der Umzäunung
gelagert hatten. Eine Stunde später stand mein Zelt, und ich
ließ die Pferde weiden, nachdem ich ihre Vorderbeine leicht
gefesselt hatte.
    Ich hatte noch nicht das Zentrum des Kreises erreicht.
    Nur den Rand.
    ***
    Diese Hunnen waren ein merkwürdiges Volk. Das sah und
erkannte ich genauer, als mein Zelt gebaut wurde. Sie verstanden es
ausgezeichnet, sich genau das, was sie aus der Kultur der überrannten
Völker für sich brauchten, anzueignen. Nicht mehr; sie
waren Pragmatiker der Zivilisation. Allein die Sprachmischung
innerhalb des großen Hunnenreiches war fast unübersichtlich
groß; die hunnische Sprache, Gotisch und Lateinisch, selbst
    Griechisch wurde gesprochen und von besoldeten Schreibern an den
Machtstellen des Reiches geschrieben. Die einstigen Oberhäupter
der Stämme fanden am Hof des Attila Beschäftigung als
Kriegsführer, Steuereintreiber und reitende Diplomaten, denn die
alte Stammesordnung war zerbrochen und das Zehner-System der
Herrschaft noch sehr wenig ausgeprägt. Anteil an der Beute und
an der Macht band die Männer an den Herrscher. Ich erfuhr das,
was ich noch nicht wußte, von den Sklaven und dem hunnischen
Aufseher, der sie antrieb. Jeder Mensch dieses Erdballs, der sich ein
echtes und natürliches Verhältnis zur Kultur und zur
Zivilisation, zur Menschlichkeit und zu den Wissenschaften bewahrt
hatte, wurde von den Hunnen gleichermaßen angezogen und
abgestoßen.
    »Und in genau dieser Lage befindest du dich, Atlan«,
sagte Patricia.
    Wir hatten uns in den drei Tagen gut eingelebt. Wir waren als
Gäste aufgenommen worden und niemand belästigte uns. Wenn
wir hinunter ins Lager gingen, um uns Nahrungsmittel zu holen, die
von Bauern und Händlern
    - alles angesiedelte Hunnen, die zu alt oder zu schwach zum
Kriegführen waren, und auch die tributpflichtigen,
ortsansässigen Stämme mit den hunnischen Sklaven besorgten
Ackerbau und Aufzucht und Verwertung des Viehs - ins Lager gebracht
wurde, stellten sich mir unaufhörlich neue Fragen, und nicht
immer bekam ich Antworten.
    »Das ist richtig«, sagte ich und massierte meine Haut
mit Öl ein.
    Über dem Lager breitete sich die Dämmerung des Morgens
aus. Ein leichter Wind kam von Westen und die Wolken erhellten sich
an den Unterseiten. Heute war der Tag, an dem Tigas von mir

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