Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 086 Feldzug Der Morder

PR TB 086 Feldzug Der Morder

Titel: PR TB 086 Feldzug Der Morder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
und
Bogen in der Linken, während ich mit der Rechten die Zügel
führte. In Schlangenlinien ging es dem Dorf entgegen. Die Pferde
keuchten, und ihre Hufe wirbelten schwere Lehmbrocken auf. Keine
einzige Rauchsäule war zu sehen, kein Geschrei in hunnischer
Sprache zu hören. Vor uns lag eine tote Siedlung. Ich zählte
etwa zwanzig Häuser und ein ummauertes Viereck, entweder eine
Karawanserei oder eine Handelsstation. Doch dann entdeckte ich
zwischen den dichten Zweigen der Bäume ein zerstörtes,
verbranntes Dach und einen Turm und wußte, daß dies ein
Kloster war.
    »Weiter!«
    Ich ließ kurz die Zügel los und lockerte den
Lähmstrahler im Gürtel. Er sah aus wie ein verzierter
Dolch. Die Zeit verging, und ich schlug einen Bogenschuß vom
ersten Haus entfernt einen Haken. Ich näherte mich der Siedlung
von Süden, und die nasse Kleidung und das Fell der Tiere
trockneten in der warmen Luft und unter der Sonne, die immer höher
kletterte. Endlich ritt ich neben einem niedergetrampelten Zaun auf
eine nicht verbrannte Scheune zu. Ich berührte mit dem rechten
Zeigefinger eine der runden Nieten der linken Schulterklappe.
Sekunden später kreiste Turk um unsere Köpfe.
    »Sind Krieger in der Siedlung?« fragte ich und hielt
den Bogen bereit.
    »Keine Krieger. Ein Verwundeter, viele Tote, ein Lebender.
Ich habe ihn nicht gesehen!« sagte der Vogel heiser.
    Ich schnippte laut mit den Fingern und rief:
    »Shass! Zu mir!«
    Ich stieg aus dem Sattel. Als meine Füße in den
halbhohen, ledernen Stiefeln - ein Meisterwerk eines unbekannten
Schuhmachers in Byzantium -den Boden berührten, sah ich die
Leichen. Ein Schaf, von zwei Pfeilen gespickt, war auf eine Bohle des
Zaunes gespießt worden, und das Fell und das Holz waren rot von
verkrustetem Blut. Ein Bauer mit weit aufgerissenen Augen und
durchgeschnittenem Hals lag daneben, einen hunnischen Pfeil unterhalb
des Schlüsselbeines. Dicht neben ihm, halb durch seinen Körper
verdeckt, lag ein fünfjähriges Mädchen, dem ein
Pferdehuf die Brust eingedrückt hatte. Von den Leichen stieg ein
süßlicher Geruch auf, der mich in der Kehle würgte.
Ameisen und Käfer krochen über die Körper.
    Hechelnd sprang der langmähnige Wolf mit den überlangen,
schlanken Läufen aus dem Gebüsch.
    »Hier lebt eine Person«, sagte ich. »Suche sie.
Schnell!«
    Lautlos und schnell sprang der Wolf davon und verschwand zwischen
den Mauern.
    Ich führte beide Pferde am Zügel und ging langsam
vorwärts. Ich war bereit, jederzeit zu schießen, aber
nichts rührte sich. Ich trat in ein zerbrochenes Hühnerei,
sah einen geborstenen Holzkübel und darum einen feuchten Fleck.
Dann trat ich in den Schatten der Scheune. Es wurde etwas kühler.
Mit einem abgebrochenen Speer war ein junger Mann an das Scheunentor
gespießt worden. Sein Gesicht sah aus, als ob er lachte. Ich
    schauderte und ging weiter. Plötzlich fuhr ich zusammen;
meine angespannten Sinne hatten mir einen Streich gespielt.
Kreischend und flügelschlagend raste ein Huhn aus der Scheune
hervor und Strohhalme wirbelten hinter ihm her. Ich widerstand dem
Impuls, dem Tier einen Pfeil hinterher zu jagen. Ich ließ die
Zügel los. Dann trat ich in die Scheune hinein. Im Lehmboden
steckte ein Pfeil. Er war halb verbrannt, neben ihm lag ein Kübel.
Der Lehm war in kreisförmiger Ausdehnung naß, und die
Asche im vorderen Teil des Pfeiles sagte mir deutlich, daß hier
ein Brandpfeil durch einen Zufall nicht gezündet hatte.
    Die Scheune war menschenleer. Vor einem Wagen, der mit Mist
beladen war, lagen neben der abgebrochenen Deichsel zwei kleine,
gedrungene Pferde. Man hatte ihnen die Ohren, die Mähnen und die
Schwänze abgeschnitten. Das Blut, das aus ihren Hälsen
geströmt war, schien schon verkrustet zu sein. Auch hier liefen
die Ameisen in einer breiten Bahn zwischen einem Busch und der
Scheune hin und her.
    Tod. Vernichtung und Zerstörung. Und das alles so
unbarmherzig und vollkommen unsinnig. Wenn ein Mann auf dem
Schlachtfeld getötet wurde, dann hatte er, so abseitig das auch
war, immerhin eine Chance gehabt. Er oder sein Gegner. Aber hier war
ein ganzes Dorf ausgerottet und eingeäschert worden, ohne daß
eine Notwendigkeit dazu bestand.
    Ich führte die Pferde an der trocknenden Blutlache vorbei ins
Dunkel. Niemand griff mich an, als ich ihnen die Kandaren aus dem
Maul nahm, ihnen die Hälse klopfte und sie vor den Futtertrog
stellte. Ich holte Wasser und Hafer und stellte es vor sie hin, und
sie fraßen und tranken ruhig. Ich

Weitere Kostenlose Bücher