PR TB 087 Asyl Auf Planet Vier
unregelmäßig.
Es würde nicht mehr lange durchhalten. Endlich schien es Andra,
als könne sie die Umrisse der Kuppel ausmachen.
Sie griff in die Satteltasche und holte die zusammengerollten
Papiere hervor, die ihr Herr ihr anvertraut hatte. Dann zügelte
sie ihr Pferd.
»Tut mir leid«, murmelte sie, während sie
abstieg. »Ich muß dich jetzt leider im Stich lassen.«
Das Tier antwortete mit prustendem Schnauben. Es machte einen
erschreckten Satz nach vorn, als sie es mit einem kräftigen
Schlag auf die Hinterbacken fortschickte. Zögernd wandte sich
das Tier um und sah seine Herrin an, bevor es in die Dunkelheit
hineintrottete.
Andra lauschte den verklingenden Hufschlägen. Zum zweitenmal
hatte sie heute Abschied nehmen müssen. Sie hatte das Tier
liebgewonnen und trennte sich sehr ungern von ihm.
Achselzuckend wandte sich Andra der Kuppel zu und strebte mit
schnellen Schritten auf die dunkle Halbkugel zu.
Sie war noch keine hundert Meter weit gewandert, als plötzlich
in der Ferne das Geheul der Schneewölfe erklang.
Morrister saß vorn in der Kanzel und behielt den Orterschirm
im Auge. »Es wird Zeit, daß wir landen«, stellte er
nach einer Weile fest. »Sonst kommen wir zu nahe an die andere
Kuppel heran.«
Zorides, dessen Gesicht vom schwachen Licht der Armaturen
geisterhaft beleuchtet wurde, nickte und ließ das Fahrzeug
tiefer sinken.
»Darf ich?« fragte Morrister und deutete auf die
Kontrollen des Infrarottasters. Als Zorides zustimmte, stellte er das
Gerät auf Rundumpeilung. Es dauerte nicht lange, bis sich auf
dem Schirm mehrere helle Lichtflecken abzeichneten. Der größte
davon stellte zweifellos die Kuppel dar. Irritiert studierte
Morrister die drei restlichen Flecken, die in der Form eines
stumpfwinkligen Dreiecks angeordnet waren. Einer zeigte überhaupt
keine Bewegung, die beiden restlichen bewegten sich mit
unterschiedlicher Geschwindigkeit in verschiedenen Richtungen.
Es war Andras Glück, daß ihr Pony die direkte Richtung
zur Kuppel eingeschlagen hatte. So kam Morrister nämlich zu dem
Schluß, daß dieser Lichtpunkt die Gesuchte darstellte. Er
gab dem Springer genaue Kursanweisungen durch, der das Fahrzeug im
Tiefflug auf die angegebene Stelle zulenkte.
»Fertigmachen!« gab Morrister nach hinten durch.
Federnd setzte der Gleiter auf.
»Wollen Sie sich an der Suche beteiligen?« erkundigte
sich Morrister bei dem Patriarchen.
Der Springer schüttelte den Kopf. »Wir bleiben hier«,
entschied er. »Ich will mich nicht in Ihre Angelegenheiten
mischen.«
Warum ist er dann überhaupt mitgekommen? schoß es
Morrister durch den Kopf. Gleich darauf gab er sich selbst die
Antwort. Der Springer wollte verhindern, daß seine neuen
Verbündeten eventuell Kontakt zu der anderen Kuppel aufnahmen.
Ein vorsichtiger Mann, dieser Patriarch!
Als Morrister die Steigleiter herabkletterte, sah er seine beiden
Begleiter schon draußen stehen. Jeder von ihnen hielt zwei der
mitgenommenen Wölfe am Halsband fest. Die Männer hatten
alle Mühe, die vorwärtsstrebenden
Tiere zurückzuhalten.
Morrister entnahm einer Tasche seiner Kombination das
Kleidungsstück Andras, das er vor dem Abflug aus ihrer Kabine
geholt hatte, und hielt es den Tieren unter die Nase.
»Sucht!« forderte er die Wölfe auf. Seine Stimme
klang heiser, seine Augen glitzerten vor Jagdlust.
Als die Tiere mit lautlosen Sätzen in der Finsternis
verschwunden waren, wandte er sich seinen Begleitern zu.
»Wir werden eine Kette bilden.« Seine Augen trafen auf
Mackenzie. »Sie halten sich am besten dicht bei mir!«
befahl er. »Ich möchte nicht, daß Sie eine Dummheit
begehen.«
»Ist das der ganze Grund?« fragte Mackenzie zurück.
Morrister blieb gelassen.
»Sie können sich meinetwegen noch andere ausdenken«,
erwiderte er gleichgültig und schritt voran.
Trotz seiner Bedenken beeilte sich Mackenzie, ihm nachzufolgen.
Schweigend schritten sie nebeneinander her. Unter ihren Stiefeln
krachte das Eis, das sich mit Einbruch der Nacht gebildet hatte. Mit
dem heruntergeklapptem Gesichtsschutz erinnerte Morrister ein wenig
an einen vorzeitlichen Ritter, der sein Visier heruntergelassen
hatte. Doch der flüchtige Eindruck täuschte.
Hinter dem transparenten Material leuchteten inmitten des
breitflächig wirkenden, dunklen Gesichts die hellen Augen,
seltsam verzerrt durch die spiegelnden Reflexe, die das Sternenlicht
auf die gewölbte Scheibe warf.
Plötzlich erklangen in einiger Entfernung die winselnden
Laute der Wölfe, die ihr
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